Ich verstehe den vorauseilenden Pessimismus nicht ... auch die Vorstellung, daß der Provider den Kunden "aus Prinzip" gängeln will und nicht nur die bisher möglichen Regelungen ausgenutzt hat, um seine Kosten entsprechend zu drücken oder seinen Gewinn zu maximieren, ist für mich irgendwie die Sicht von jemandem, der seiner Umwelt erst einmal per se unterstellt, alle wollten ihn über den Tisch ziehen - so einem Provider sind die Kunden, die er einmal anschließt und von denen er dann nichts mehr hört außer das Klingeln der (symbolischen) Münzen in der Kasse, auch die liebsten.
Wenn ein Provider tatsächlich so mit seinen Kunden auch künftig generell unfair umgehen sollte (unzufriedene Einzelfälle wird es immer geben, alles andere wäre wider die Natur der Menschen), dann werden diese Kunden eben weiterhin "mit den Füßen" abstimmen müssen. Daß so etwas auf Dauer nicht gut gehen kann, hat einer der Großen im DSL-Geschäft (ohne eigenes Netz) vor ein paar Jahren auch bemerken müssen und da hat sich ja tatsächlich etwas getan.
Nun sollte man also auch erst einmal abwarten, welche Auswirkungen die neue Regelung tatsächlich haben wird. Wenn sich die pessimistischen Voraussagen erfüllen, muß man eben in 10 Jahren erneut nachjustieren. Daraus aber den Schluß zu ziehen: "hilft ohnehin alles nicht, also lassen wir es besser gleich alles so, wie es ist", ist eigentlich die Position, die die BNetzA am Beginn der Debatte offenbar einnehmen wollte (einige werden sich sicherlich noch an den Entwurf von der BNetzA erinnern) und die ihr "von der Politik" (richtigerweise) dann um die Ohren gehauen wurde.
Die Situation bei der "Beweispflicht" für den Kunden hat sich doch nur wenig bis gar nicht verändert.
Wenn man die Situation bei den DSL-Anbietern einmal genauer betrachtet, gibt es da schon "zertifizierte Hardware" und seit 2002 eine genau definierte und beschriebene Schnittstelle. Die nennt sich "U-R2-Schnittstelle" (das Protokoll dort dann 1TR112) und schon diese Schnittstelle - die sich bei einem DSL-Anschluß wohl kaum ändern wird - war überhaupt erst die Voraussetzung für die Existenz unterschiedlicher Angebote an DSL-Modems. Darauf haben eigentlich alle DSL-Anbieter in D (ich lasse einige SDSL-Ecken mal weg) ihre Produkte ausgerichtet, genauso wie die DSL-Modem-Hersteller (Router mit intergriertem Modem eingeschlossen). Selbst in solchen Gebieten, wo bis in irgendeine zentrale Verteilung Glasfaser gezogen wurde und das letzte Stück zum Kunden wieder über Kupfer geht (also alles, was vor "fiber to the loop/home" endet), wird häufig genug auf DSL-Technik gesetzt anstatt auf die (bei entsprechender Entfernung ja ebenfalls mögliche) Ethernet-Anbindung (802.3x). Damit gibt es eine bewährte Schnittstelle, jede Menge dafür bekanntermaßen funktionierende Hardware (ob es tatsächlich einen (externen!) Zertifizierungsprozeß für Hersteller gibt, weiß ich nicht - stelle ich mir richtig lustig vor, wie das bei AVM mit den regelmäßigen Updates gehen soll, wenn da tatsächlich ein "offizielles Siegel" o.ä. vorliegen müßte) und die "Beweispflicht" des Kunden beschränkt sich auch künftig auf die Angabe, welches Gerät er seinerseits angeschlossen hat.
Beim DOCSIS-Anschluß existiert mit Euro-DOCSIS 3.1 (oder 3.0) auch ein definierter Standard, je nachdem, was die Anbieter beschreiben, passen dann auch die erhältlichen Geräte. Dort gibt es sogar tatsächlich eine externe Zertifizierung kompatibler Geräte (
http://www.cablelabs.com/specs/certification/) und die dazu notwendigen Dokumentationen für einen solchen Prüfprozess - mithin so etwas wie ein "Gütesiegel" in puncto Kompatibilität.
Die ganzen Späße wie falsche Verkabelung und Konfiguration fallen auch jetzt schon in die Verantwortung des Kunden - nun sollte man als Anbieter eines Produktes aber auch davon ausgehen, daß ein Kunde den ganzen Streß mit einem selbst nicht nur deshalb auf sich nimmt, um den Anbieter zu schikanieren ... in aller Regel will er die Leistung, für die er bezahlt und für deren Bezug er sich schon mit einem Anruf beim Support "krummlegt" (denn ihm wird i.a.R. niemand seinen persönlichen Aufwand ersetzen), ja auch nutzen und arbeitet deshalb schon im eigenen Interesse bei der Behebung von Ausfällen mit. Wenn dann ein Anbieter dem Kunden die "Beweispflicht" auferlegen will, daß er alles richtig verkabelt hat, dann ist eben erst einmal der Anbieter seinerseits in der Pflicht zu beweisen, daß er seinen Teil der Leistung einwandfrei erbringt (und zwar momentan und nicht irgendwann in der Vergangenheit, denn die wenigsten temporären Ausfälle (so zumindest meine Erfahrung) haben ihre Ursache in der Einflußsphäre des Kunden.
Die zu erbringende Leistung ist normalerweise die betriebsfähige Bereitstellung des vertraglich vereinbarten Anschlusses mit entsprechenden Grenzen bei den "Abstrichen" an der Leistungsfähigkeit (auch die Vera*schung der Kunden mit Anschlüssen, die weniger als die Hälfte der zugesagten "bis zu"-Leistung erbringen, wird ja zunehmend - zumindest erstinstanzlich - zugunsten von Kunden geklärt) und die Herausgabe aller zum Betrieb erforderlichen Zugangsdaten (für alle Dienste, die im Rahmen des Vertrags erbracht werden). Für den Teil, wo eine SIP-Konfiguration partout nicht funktionieren will (da sehe ich tatsächlich das größte Fehlerpotential, weil es genug Wildwuchs trotz RFCs an dieser Stelle gibt), ist die "connectivity" (des Internet-Anschlusses generell) schon mal außen vor.
Bei den technischen Parametern solch eines Anschlusses wird es auch in Zukunft immer öfter notwendig sein, daß die Geräte selbst in der Lage sind, die eingestellten Parameter - auch des DSLAM bei entsprechenden Anschlüssen - nachvollziehbar zu protokollieren. Ansonsten könnte ein Anbieter tatsächlich hingehen und "Fremdgeräte" nur im "grünen Bereich" mit entsprechenden Sicherheitsaufschlägen versorgen und bei eigenen Geräten dann das tatsächlich Machbare auszureizen.
Da das am Ende dem Image einzelner Hersteller/Geräte beim Kunden wieder schaden würde, wenn solche Mauscheleien (nichts anderes wäre das meiner Ansicht nach, der automatische Zensor verbietet mir schärfere Begriffe) um sich greifen, gehe ich sogar davon aus, daß die Hersteller im eigenen Interesse aus dem meist üblichen "DSL ist synchron" auch ein für den Normalnutzer erreichbares Protokoll zimmern, mit dem der Kunde selbst bei seinem Provider den Beweis antreten kann, wenn solche unterschiedlichen Bedingungen auftreten (hier hat für mich auch der Primus in D Nachholbedarf - das nur im Rahmen ausufernder Support-Daten zu machen, zwingt den Kunden zur Preisgabe von Daten, die er gar nicht preisgeben will).
Damit ist der "schaltungstechnische Aspekt" so eines Anschlusses dann auch gegessen ... selbst die Tatsache, ob das DSL-Kabel mit einiger Wahrscheinlichkeit eingesteckt ist oder nicht, läßt sich grob (und ohne Sicherung gegen absichtliche Täuschungen) ermitteln und protokollieren. Beim DOCSIS ist das noch einfacher, schon die Existenz von irgendwelchen modulierten Frequenzen am Eingang (das kann auch ein TV-Transponder sein) läßt ja auf korrekten Anschluß schließen.
Für die Klärung von Problemen bei der Telefonie (wir denken mal nur bis "double play" und lassen TV an sich außen vor) wären dann für den Kunden auch wieder in der Zukunft solche Geräte als eigene Anschaffung zu empfehlen, die ihm auch ohne tiefergehende eigene Kenntnisse das Erstellen von Diagnose-Protokollen ermöglichen. Wenn z.B. zwei Router bis auf die Möglichkeit, nur gezielt für SIP und RTP (wahlweise zuschaltbar auch mit dem gesamten Gespräch) einen Mitschnitt der Netzwerkkommunikation zu speichern, gleichauf liegen (bei Features und Preis), dann wird eben der informierte Kunde eher zu dem Modell greifen, bei dem er die Möglichkeit des "Anscheinsbeweises" auf seiner Seite hat, wenn er mit Problemen mit dem Provider rechnen muß. Auf diesem Weg setzen sich dann solche "Zusatzfeature" peu a peu auch bei anderen Herstellern durch (in der Regel jedenfalls, wenn die Hersteller den Nachteil als solchen erkennen und verstehen).
Wie gesagt, da sehe ich auch beim Marktführer bei Heimnetz-Routern in D noch einiges an Nachholbedarf ... die Idee, die Supportdaten ähnlich fein granuliert zu selektieren wie die Daten beim Import einer fremden Konfiguration, damit der Kunde diese Daten beruhigt "aus der Hand geben kann", springt ja förmlich ins Auge und meinetwegen darf da sogar am Beginn "alles" ausgewählt sein. Aber ich verstehe nicht, wieso der Support (ob der von AVM oder vom Provider) bei der Diagnose eines Telefonieproblems auch noch wissen muß, welche Geräte es im LAN gibt und wie die heißen ... im Extremfall auch noch, welche DNS-Abfragen der Kunde zuletzt gemacht hat (ob die Ausgabe von "showshringbuf dnsd" tatsächlich in den Supportdaten enthalten ist, müßte ich erst wieder nachsehen).
Wenn ein Hersteller auch bei solchen "Kleinigkeiten" zeigt, daß er sich einen Kopf um die Sicherheit seiner Kunden macht (da gehört Datensparsamkeit für mich dazu), dann wird das sicherlich in Zukunft auch zu einer entsprechenden Aufwertung seiner Produkte
im Vergleich mit anderen führen und dann lohnen sich solche Anstrengungen auch wieder.