Warum Firmware von zwei verschiedenen Geräten von den W920V-Nutzern benutzt wird, war meine eigentliche (wie ich finde nicht schwer nachvollziehbare) Frage.
Nun gut, der Speedport W920V ist (wie die anderen Modelle auch) nur fast baugleich zu den entsprechenden Fritzboxen. Es gibt Hardware-Unterschiede, die durch die Verwendung der entsprechenden Treiber der originalen TCOM-Firmware ausgeglichen werden müssen, andernfalls läuft das Gerät überhaupt nicht (Rebootschleife o.ä.) oder es kommt keine Verbindung ins Internet zustande.
Es wird ja meistens gewünscht, dass ein Speedport möglichst viel von der Funktionalität der AVM-Firmware mitbekommen soll. Man könnte vereinfacht beim W920V sagen: aus der TCOM-Firmware werden die notwendigen Hardware-Treiber entnommen (unterschiedliche Modem-Chipsätze wie Xilinx, Vinax o.ä., LED-Treiber), aus der AVM-Firmware hingegen die Funktionalität. Wie gesagt, diese Aussage ist vereinfacht. Beim W920V funktioniert, wie du selber ja schon festgestellt hast, nicht jede Firmware-Kombination auch an jedem Anschluss. ADSL und VDSL sind zwei verschiedene Paar Schuhe, die Box, aus der die Firmware entnommen wird (7270), ist nicht VDSL-fähig.
Hier werden also die TCOM-Treiber in die AVM-Firmware eingebunden, welche für VDSL verantwortlich sind...dummerweise läuft die Box dann nicht mehr auf ADSL und umgekehrt. Es scheinen nur eine wenige Kombinationen zu existieren, die an beiden Anschlussarten laufen, hier ist auch die Verfügbarkeit der Firmware ein Kriterium, da alte Firmware-Versionen in der Regel von den Servern verschwinden. Derzeit erfüllt die Kombination aus TCOM-Firmware fw_SpeedportW920V_v_65.04.74 und AVM-Firmware FRITZ.Box_Fon_WLAN_7270.54.04.76 am ehesten diese Vorgabe, daher ist sie im Script voreingestellt und wird verwendet, wenn die Optionen für die Firmware-Auswahl nicht angetastet werden.
Herauskommen würde eine Datei namens:
fw_C_Speedport_W920V_65.04.74-0_Fritz_Box_DECT_W920V_54.04.76-0-sp2fr-09.08.25-r-498M_OEM-avm_annexB.image
Was diese etwas kryptische Bezeichnung bedeutet, wurde jedoch in der Anleitung erklärt:
Code:
fw: Einfach für "Firmware"
_C: Im Optionsmenü wurde "Clear mtd3 and mtd4" mit ausgewählt
Speedport_W920V: Speedport-Modell
65.04.74-0: Verwendete TCOM Basisversion (wobei das -0 für Original-Version steht, also keine Labor-Firmware)
Fritz_Box_DECT_W920V: DECT-Teile der W920V-Firmware wurden mitverwendet
54.04.76-0: Verwendete AVM-Firmware-Version (im Gegensatz zum Beispiel in der Anleitung keine Labor-Firmware)
sp2fr-09.08.25: Script-Version vom 25.08.2009
r-498M: Script-Revision 498
OEM-avm: Branding wurde auf "AVM" gesetzt
annexB: Firmware wurde für AnnexB erzeugt.
Es gibt jedoch auch Nutzer, die gerne basteln oder die Firmware für einen bestimmten Zweck, etwa aktuell die Zusammenarbeit mit dem FRITZ!WLAN USB Stick oder FRITZ!Fon MT-D nutzen wollen. Hier kommen dann die Labor-Versionen zum Einsatz. Auch hier ist wieder das Problem: sie müssen mit den TCOM-Treibern zusammenarbeiten. Es gab Zeiten, in denen Labor-Versionen recht kurzlebig waren, manche Versionen sind keine Woche alt geworden und wurden durch neuere Versionen ersetzt. Unter diesem Gesichtspunkt ist für einen Einzelnen so gut wie unmöglich, alles zu testen. In der Regel steht auch nur ein DSL-Anschluss (ADSL/VDSL) zur Verfügung: ohne entsprechendes Feedback anderer Nutzer oder Pflege der Tabelle(n) läuft hier also nichts.
Es gibt nämlich als weiteres Kriterium (ausser der Firmware-Kombination) noch den Effekt, dass ein Gerät trotz gleicher Firmware und Anschlussart an einem DSLAM (Vermittlungsstelle) funktioniert, mit einem anderen Rechner in der Vermittlung kommt es hingegen zum bereits öfter genannten Zeitüberschreitungsfehler. Deshalb die
Tabelle mit den DSL-Rahmenbedingungen. Hier wird eine bestimmte Kombination als "Referenz" benutzt: fw_C_Speedport_W920V_65.04.74-0 Fritz_Box_DECT_W920V_54.04.76-0sp2fr-09.06.25-r-352M_OEM-avm_annexB.
Wie man sieht, ist das die voreingestellte Kombination, natürlich ist die Script-Revision inzwischen ein paar Nummern weiter. Aber worauf es ankommt, sollte klar sein: Es gibt DSLAMs, bei denen trotz korrekt erzeugter Firmware und allen möglichen Tricks keine Internet-Verbindung zustande kommt. Es würde also keinen Sinn machen, diese Firmware-Kombination auf die Box zu spielen, wenn man seine Anschlusskonfiguration bereits mit "NEIN" in dieser Tabelle wiederfindet.
Ein anderer Punkt ist die bekannte Reboot-Schleife (die Box startet regelmässig in kurzen Abständen neu). Bei einer originalen TCOM-Firmware sollte dieser Effekt eigentlich nicht auftreten, er kommt meistens dann zustande, wenn die auf den "Partitionen" mtd3 und mtd4 lagernden Konfigurationsdateien fehlerhaft sind oder nicht zur verwendeten Firmware passen. Es kann durchaus vorkommen, dass die Konfiguration während des Betriebs mal beschädigt wurde (Stromausfall o.ä) oder bei einer neuen Firmware eine alte Sicherungsdatei mit Benutzerdaten/Einstellungen wieder aufgespielt wird. Dieser Fehler würde sich dann weiterziehen, bis irgendwann mal eine Version nicht mehr mit der Konfiguration zusammenarbeiten will. Es ist also empfehlenswert, bei neuen Firmware-Versionen keine alten Dateien mt den Einstellungen zu verwenden. Beim W920V ist es in der Regel sogar erforderlich, dass die alten Konfigurationsdateien bei einem Wechsel von TCOM- auf AVM-Firmware komplett gelöscht werden.
Die Option "Clear mtd3 and mtd4" erledigt dieses, sie ist im Script auch voreingestellt. Werden diese beiden "Partitionen" gelöscht, so baut der Bootloader (ADAM2/EVA2) beim Neustart der Box die fest gespeicherte Grundkonfiguration wieder auf. Dieses Verfahren ist in der Anleitung unten unter "ClearEnv" auch bereits beschrieben.
Jetzt noch etwas zur Fritzbox 7570: diese kann man als baugleich zum W920V bezeichnen. Daraus ergibt sich dann: eine Firmware dieser Box läuft auch ohne Modifikationen auf einem W920V. Leider ist die Funktionalität dieser Firmware gegenüber den 7270er-Versionen nicht so vollständig, des weiteren steht einem direkten Upload entgegen, dass die originale TCOM-Firmware eine "Sicherheits-Abfrage" hat, die das Aufspielen "fremder" Firmware nicht zulässt. Dies ist das berühmte Fenster (siehe Anleitung) mit der Meldung, dass die Firmware falsch bzw. nicht für das Gerät geeignet ist und den Neustart-Button beinhaltet. Diese Sperre kann jedoch umgangen werden, wenn die Firmware als "kernel.image" per FTP (Voreinstellung des Scriptes) oder über die Weboberfläche mit einer neuen "Verpackung" hochgeladen wird.
Würde gern die Thematik komplett verstehen, daher versteh ich auch nicht, daß es ne ellenlange Anleitung gibt, [...] , aber die eben angesprochenen für Einsteiger und auch Fortgeschrittene schwer nachvollziehbaren Zusammenhänge der Firmwares werden nirgends richtig erklärt
Zur Anleitung: Ich möchte meine Beiträge (diesen eingeschlossen) gerne so schreiben, dass möglichst auch Neueinsteiger etwas davon haben. Ich kann bei einem reinen Windows-Nutzer nicht voraussetzen, dass er weiss, was für Linux-Erfahrene zu den essentiellen Dingen gehört, daher fange ich praktisch gesehen bei Null an. Ein Windows-Nutzer möchte nicht unbedingt sein bestehendes System zerstören und dafür Linux installieren, nur um ein Speedport zu flashen. Daher beginnt die Anleitung mit der Installation von VMWare, dieses ermöglicht die Windows-Weiterbenutzung und speichert zudem die notwendigen Daten und Updates, welche zur Benutzung des eigentlichen Scriptes erforderlich sind. Bei einer LiveCD/DVD ist das nicht der Fall, hier ist meist ein neues Update bzw. die Nachinstallation von Paketen erforderlich.
Was jetzt die Zusammenhänge der einzelnen Firmwares anbelangt: JPascher hat es bereits gesagt, die Dokumentation der einzelnen Punkte würde den eigentlichen Rahmen sprengen. Manche Abhängigkeiten sind auch einfach noch nicht genügend "erforscht", siehe auch
diesen Thread, in dem es um das Problem der PPPoE-Zeitüberschreitung geht. Hier sind dann die Leute gefragt, die sich mit Linux etwas besser auskennen, für einen Neueinsteiger ist es hingegen schon schwierig, sich überhaupt eines der Module anzusehen geschweige denn, dessen Inhalt/Funktion zu verstehen. Meiner Meinung würde ein grosser Teil der Nutzer eher davon verwirrt werden, wenn Sätze wie: "Ich habe aus der W920-r13571 /lib/ar7cfg* und /sbin/dskd zusätzlich herausoperiert und in ein Verzeichnis /lib/dsld/ kopiert (via addon/tmp/squashfsroot)." in einem "normalen" Beitrag stehen. Und mal ehrlich: Selbst ein Linux-Profi weiss in der Regel ohne Zusatzinformationen nicht, was die ar7cfg bei der Fritzbox ist.
Und zu deinem noch bestehenden Problem:
Der gefritzte W920V (Telekom 65.04.74, AVM 7270 54.04.76) startet sich alle 10 bis 30 Minuten neu.
Diese Firmware-Kombination gibt es, es ist die voreingestellte. Hier ist die Tabelle anscheinend nicht richtig gepflegt, so dass lediglich eine Zeile mit der 7270-54.04.76 als zusätzlicher dritter Firmware für ADSL aufgelistet ist. Soweit mir bekannt ist, macht die voreingestellte Kombination aber auch bei ADSL-Nutzern keine Probleme. Was jetzt merkwürdig ist wäre, dass die Neustarts bereits mit der originalen TCOM-Firmware auftraten, die vorhin genannte Reboot-Schleife ist das jedenfalls nicht. Hier würde die Box direkt nach oder bereits während des Hochfahrens wieder neu starten. Es ist jetzt aber schwierig herauszufinden, was den Neustart auslöst, von fehlerhaften Dateien bis hin zu einem Hardware-Defekt wäre theoretisch alles möglich.
Versuchsweise könntest du ja mal die Firmware der Fritzbox 7570 verwenden (Menüpunkt: AVM_7570_72 en-de.75.04.72 used as T-Home firmware). Dieses würde anstelle der TCOM 65.04.74 dann die DSL-Treiber der 7570er-Firmware nutzen. Sollten dann immer noch Reboots auftreten, ist irgend etwas anderes nicht ok.
mfg