Hallo,
schon einmal gleich vorab! Hausnotrufgeräte sollten aktuell auf keinen Fall an einem VoIP-Anschluss betrieben werden!
Wie schon in einem Beitrag erwähnt überträgt das Gerät neben der Sprache auch Daten. Diese Daten werden zu Beginn des Notrufs an die Zentrale geschickt, anhand dieser Daten (auch Protokoll genannt) erkennt die Zentrale, um was für ein Gerät es sich handelt, die Art des Notrufs und die Teilnehmerkennung.
VoIP hat nun die Eigenschaft, dass die Informationen in möglichst kleine Datenpakete verpackt und um die ganze Welt geschickt werden. Dabei werden von dem oben genannten Protokoll, welches auf MFV-Tönen basiert bestimmte Frequenzbereiche gekappt. Weiterhin kommen die Informationen z. T. zeitversetzt oder gar nicht an, da die Informationspakete im UDP-Protokoll gesendet werden. Die Hausnotrufzentrale hat in diesem Fall keine Möglichkeit, die oben erwähnten Daten zu erkennen und kappt automatisch die Verbindung. Es kann aber sein, dass trotz aller Umstände der Notruf gelegentlich funktioniert (ist aber reine Glückssache)!
Ein weiteres Problem ist die Stromausfallsicherheit. Wie schon bemerkt, sind die Geräte mit einem Akku ausgerüstet, der bei einem Stromausfall die Funktion des Notrufgerätes gewährleistet. Dies kann natürlich nur funktionieren, wenn auf dem Telefonanschluss auch Spannung ist, bzw. auch die Server und Router der Internetanbieter gegen Stromausfall (weltweit), abgesichert sind.
Dieses Problem betrifft ALLE Hausnotrufanbieter (nicht nur DRK), da diese zwar mit unterschiedlichen Geräteanbietern zusammenarbeiten, aber alle Geräte auf der gleichen technischen Basis funktionieren.
Ein reguläres Handy ist ebenfalls keine Alternative, da es die Sicherheitsfunktion eines Notrufgerätes momentan nicht erfüllen kann (Alternative: Notrufhandy). Hausnotrufgeräte können auch nicht über das Handynetz betrieben werden (wie z. B. bei Vodafone@Home), da die Datenübertragung im regulären GSM-Netz ebenfalls ein Problem darstellt.
Die verschiedenen Hausnotrufgerätehersteller arbeiten momentan an einer Lösung und werden noch im aktuellen Jahr VoIP-Geräte auf den Markt bringen. Eine absolute Sicherheit kann mit diesen Geräten aber aufgrund der Unsicherheit des VoIP-Netzes (Internet) nicht gewährleistet werden. Aktuelle Zahlen belegen, dass der Internetanschluss im Jahr zu ca. 97 % zur Verfügung steht, also 354 von 365 Tage! Von Sicherheit kann man also nicht sprechen (zum Vergleich, ein analoger Telefonanschluss ist ca. 15 Minuten im Jahr nicht erreichbar).
Probleme treten ebenfalls bei Telefonanschlüssen über die jeweiligen Kabelnetzbetreibern auf (z. B. Unitymedia, Kabel-Deutschland u.s.w). Die Anbieter schließen die Funktion von Notrufgeräten zum Teil in Ihren AGB´s aus.
Die beste Lösung bei einem vorhandenen oder geplanten Hausnotrufanschluss ist also immer der analoge Telefonanschluss, da dieser die größtmögliche Sicherheit bietet. Alle anderen Anschlussarten sind fahrlässig und momentan zu unsicher.
Zum Teil schließen die VoIP-Provider ebenfalls den Einsatz von Hausnotrufgeräten in ihrem Netz in den AGB´s aus. Man kann versuchen, aufgrund des nicht funktionierenden Notrufsystems aus dem Vertrag zu kommen, viele Provider sind in solchen Fällen auch sehr kulant.
Ich hoffe ich konnte ein wenig aufklären.
Viele Grüße
Alex
Leiter einer Hausnotrufzentrale und Mitglied in einer bundesweiten Arbeitsgruppe zum Thema "Hausnotruftechnik"