Seufz. Warum AVM seine Boxen vor seinen Kunden mehr verrammeln will, verstehe ich in der Tat nicht. Zumal das dazu führt, daß eben größere Eingriffe in das Default-Image vorgenommen werden. Was dann mittelfristig bedeuten würde, daß un- oder falsch signierte Dateien als FW-Update im Web-UI nicht mehr angenommen würden.
Ist zwar sicherlich OT, aber ich warte bis ich abgewatscht werde:
Wenn das am Ende dazu führt, daß auch für Fritz!Boxen ein Jailbreak notwendig wird ... dann gute Nacht.
Auf der einen Seite setzt sich AVM bei der BNetzA für freie Routerwahl ein (ist ja ihr Marktsegment), andererseits verrammeln sie ihre eigenen Boxen ?
Für mich macht das wenig Sinn oder es zeigt, daß AVM offenbar bei seinen Kundenanalysen bei der Mehrzahl andere Kriterien für die Auswahl eines Routers ermittelt hat, als wir hier im Allgemeinen annehmen. Und sicherlich auch, daß die Bastler AVM eigentlich egal sind, selbst wenn sie seit vielen Jahren neue Einsatzgebiete und die prinzipielle Realisierbarkeit diverser Lösungen aufzeigen und so quasi für AVM die "Forschungsabteilung" entlasten.
Ich konnte es bei älteren Modellen ja noch verstehen, daß AVM aufgrund des beschränkten Platzes oder geringer Reserven in der Leistungsfähigkeit der Hardware keine größeren "Experimente" machen wollte und im Prinzip der Aufbau der Firmware seit Jahren unverändert ist.
Wenn man sich aber _vor_ der Entwicklung eines neuen Produktes in den letzten 2 Jahren einmal ordentlich hingesetzt und über neue Möglichkeiten und Ansätze nachgedacht hätte, wäre *hoffentlich* nicht nur die weitere Fortschreibung alter Zöpfe auch in der 7490 dabei herausgekommen. Das wäre dann sicherlich auch ein tragfähiges Konzept für die Zukunft geworden ...
Mit einer Umstellung von squashfs auf ubifs, dem Einbau einer Paketverwaltung und einer strikten Modularisierung der Funktionen der Software (mit entsprechenden definierten Schnittstellen) hätte man sowohl den hohen Integrationsgrad der FritzOS-Komponenten beibehalten als auch dem Besitzer der Box eine echte Wahlmöglichkeit offerieren können, was er wirklich benötigt. Daß dieses Konzept durchaus erfolgreich sein kann, sieht man z.B. an einigen NAS und den diversen Dreambox-Originalen und -Derivaten. Mit den dabei dann gewonnenen Erkenntnissen wäre sicherlich auch ein Backport dieses Vorgehens mindestens auf die 7390 denkbar gewesen.
So hätte man die unselige Politik, das Image (und sicherlich auch die Box im Betrieb) standardmäßig mit immer mehr Funktionen zu belasten, die der Eigentümer teilweise überhaupt nicht benötigt (z.B. aha), endlich - in eine in meinen Augen sinnvollere Richtung - korrigieren können. Wenn AVM aus der internationalen Version der 7390 den Samba-Server kurzerhand rauswirft (und das muß sehr kurzfristig gewesen sein, wenn man die "schlampige" Umsetzung ansieht), weil der Platz dank aha nicht mehr ausreicht, dann ist das einfach nur Bullshit.
Wenn Marketing (was für tolle neue Funktionen wir bieten !) über Benutzbarkeit siegt (was soll ein "NAS", das vom immer noch am weitesten verbreiteten Client-Betriebssystem nicht mehr direkt zum Speichern von Dateien verwendet werden kann ?), dann stimmt in meinen Augen die Produktpolitik nicht mehr.
Und wozu ein stetiges unkritisches Fortschreiben alten Codes eben auch führen kann, hat man am Bug leider sehr genau sehen können: Durch die ständige Weiterverwendung uralten Codes - offensichtlich ohne daß sich jemand die Mühe machte, diesen vor dem Einsatz in neuen Produkten noch einmal ausreichend zu prüfen - waren Software-Versionen aus fast einem Jahrzehnt betroffen.
Und in jeder Fritz!OS-Version steckt (mindestens der Shell- und Lua-) Code für viele verschiedene Hardware-Versionen, der die Firmware nicht nur unnötig aufbläht, sondern auch eine Wartung unnötig erschwert, da man wesentlich schneller die Übersicht verliert. Ein Präprozessor, der die für die jeweilige Zielplattform benötigten Code-Teile auswählt und daraus eine genau passende Datei erstellt, ist kein Hexenwerk und das Prinzip seit vielen Jahrzehnten bekannt.
Ich gehöre i.d.R. nicht zu den AVM-"Bashern" ... aber wenn man sich die Entwicklungen der letzten Jahre so ansieht, dann sinkt bei mir die Zufriedenheit mit den Produkten und der Produktpolitik insgesamt rapide.
Wenn irgend ein anderer Anbieter die nackte Hardware in einer vergleichbaren Integrationsdichte als Basis für eine Open Source-Lösung anbieten würde, wäre diesem Hersteller sicherlich ein gewisses Stück des Kuchens (ich schätze mal so um die 5% des Marktes) bei den Anwendern sicher, die einerseits eine transparente Software (auch wenn Heartbleed eine Katastrophe war, ist mir eine solche aufgedeckte Lücke immer noch lieber als die diversen unentdeckten, verschwiegenen oder sogar absichtlichen Lücken in proprietärer Software) und andererseits aber auch eine flexible und vielseitige Lösung in einen einzelnen Gerät haben wollen.
Die eher geringe internationale Verbreitung der Fritz!Boxen (außerhalb des deutschsprachigen Raumes meines Wissens nur noch in Australien nennenswert) ist sicherlich nicht darauf zurückzuführen, daß kein Bedarf besteht oder "Made in Germany" auf einmal nicht mehr als Qualitätskriterium gilt. Aber auch ich traue inzwischen einer Firma, die plötzlich und unerwartet in ihrer Firmware die Sicherheit von HTTPS-Verbindungen quasi auf Null zurückfährt, nicht mehr wirklich über den Weg ... warum sollten internationale Anwender (bzw. Zugangsanbieter, denn die bringen in D die hohe Marktdurchdringung) das anders sehen ?
Wenn schon die internationale Nachfrage nach Cisco-Geräten (im Zusammenhang mit NSA-Manipulationen ?) sinkt ... warum sollten AVM und den Netzanbietern nicht auch von unseren Diensten entsprechende Auflagen gemacht worden sein ? Die seit Jahren versprochenen Sicherheitsoptionen bei der IP-Telefonie sehe ich jedenfalls in keiner offiziell erhältlichen Firmware und bei ständigen neuen Erfolgsmeldungen zur Umstellung von Anschlüssen auf NGN habe ich immer die steigende Anzahl von unverschlüsselten Telefonaten, für deren massenhafte Ausleitung und ungezielte Speicherung der Aufwand immer mehr sinkt, vor Augen. Wenn hier plötzlich verbreitet SRTP oder ZRTP zum Einsatz käme, wären sicherlich einige "Sicherheitsbeamte" verärgert ... aber die sind mir persönlich schnuppe.