Hallo zusammen,
dieses Problem hier habe ich seit Februar bei mir auch ganz massiv festgestellt. Zuerst dachte ich noch hier würde ein kurzzeitiger Fehler vorliegen, der sich möglicherweise nach einiger Zeit "von alleine" löst, dem ist aber leider nicht so.
Was hier zuvor geschrieben wurde, insbesondere auch von FrankIT, kommt der Sache ja schon recht nahe. Aber die eigentliche Ursache wurde hier noch nicht definitiv benannt. Und das will ich hier jetzt tun. Denn die Ursache liegt eindeutig bei 1&1, bzw. an einer Änderung/Umstellung von 1&1.
Ich logge grundsätzlich alle Anrufe mit (auch auf die ISDN-MSNs). Und anhand dieser Aufzeichnungen konnte ich nun erkennen, dass am 25.12.2008 noch alles wie bisher war und funktionierte. Irgendwann danach stellte jedoch 1&1 das System der Rufnummernübermittlung bei freigeschalteten Rufnummern um. Bei meinen Logdaten wird dies erst ab Anfang Februar sichtbar, was aber daran liegt, dass ich im Januar sehr wenig Telefonate führte (und auch keine Test-Anrufe von 1&1-VoIP-Accounts mit freigeschalteten Rufnummern auf meine ISDN-MSNs durchführte). Fakt ist also, dass hier die Rufnummernübermittlung seitens 1&1 geändert wurde (bei den freigeschalteten Nummern). Aussagen von GMX oder 1&1, die gegenteiliges behaupten, sind schlicht falsch.
Warum 1&1 diese Umstellung durchgeführt hat, kann ich aber auch nicht sagen. Hier könnte einerseits die, auch schon angesprochene, rechtliche Lage 1&1 dazu gezwungen haben diese Änderung vorzunehmen. Möglicherweise sind hier in der Vergangenheit Probleme oder rechtliche Verstöße aufgetreten (Vorgaben der Bundesnetzagentur/Rückverfolgung/Fangen böswilliger Anrufer, usw.). Es ist auch durchaus denkbar, dass es Beschwerden von (z. B. Telekom-)Kunden gab, die angaben, Anrufe von 1&1-Kunden nicht zu bekommen. Dass passiert nämlich genau dann, wenn ein Telekom-Anschluss gekündigt wurde, bei dem die Rufnummer bei 1&1 frei geschaltet war. Und bei 1&1 wurde diese Rufnummer (vom Kunden) nicht gelöscht. Die Rufnummer selber ist inzwischen aber einen neuen (Telekom-)Kunden vergeben worden. Ein anderes Szenario wäre denkbar, wo Rufnummer zur Authentifizierung genutzt werden. Diese Systeme könnte man durchaus austricksen.
Ein ganz anderer Aspekt wäre, dass 1&1 an Rückrufen auf diese network-provided-Nummern verdienen möchte. Bei der bisherigen Variante landete der angerufene Nicht-1&1-Kunde ja schließlich bei Rückrufen bei anderen Providern, die dann diese Durchleitungsentgelte bekommen. Bei dem bisherigen Modell ging 1&1 ja immer leer aus, sie konnten nur sparen, indem Anrufe zu dieser Nummer nun 1&1-intern zugestellt werden konnten. Das eben beschriebene glaube ich aber nicht und kann mir auch nicht vorstellen, dass 1&1 aus so einem Grund diese Umstellung vorgenommen hat.
Ich nehme also an, dass hier wirklich rechtliche Probleme 1&1 zu diesem Schritt gezwungen haben. Insgesamt ist dies allerdings eine mittlere Katastrophe für die VoIP-Telefonie in Deutschland. Ich beschäftige mich nun schon länger recht intensiv mit VoIP und in meinen Augen liegt das allerallergrößte Problem bei VoIP seit jeher in der Übermittlung von gewünschten Rufnummern und überhaupt in der Übermittlung von Rufnummern zwischen VoIP und PSTN. Und dass nun eine freigeschaltete Rufnummer bei 1&1 nicht mehr das ist, was sie mal war, das finde ich sehr traurig. Da entsteht nun noch mehr Chaos. Wieder eine Rufnummer mehr, wieder Rückfragen und Verunsicherungen. Es ist einfach schade, 1&1 hat mir aufgrund dieses Features immer sehr gut gefallen. Bei sipgate im Gegenzug habe ich mit Tests gleich festgestellt, dass hier eine gewünschte zu übermittelnde Rufnummer nicht unbedingt beim Angerufenen landen muss.
Dass 1&1 diesbezüglich auch etwas planlos vorgegangen ist, was man an der erst nach und nach realisierten Rückrufbarkeit der neuen network-provided-Nummern sieht, zeigt glaube ich auch, dass 1&1 hier was tun musste und nicht tun wollte. Immerhin kostet sie das nun auch eine (echte) Rufnummer pro freigeschalteter Rufnummer.
Dass dieses Problem nun auch ein Problem von Kabel Deutschland, dus.net, Alice und möglicherweise anderen Netzbetreibern sein soll, würde ich in erster Linie nicht behaupten, möglich wäre es aber schon. Es könnte gar möglich sein, dass es Kunden gibt, die darauf Wert legen, die network-provided-Rufnummer (also quasi die "echte") angezeigt zu bekommen. In der Vergangenheit lag man mit der network-provided-Rufnummer auf alle Fälle nicht verkehrt. Andererseits kann es aber auch sein, dass dem Angerufenen eben nur die user-provided-Rufnummer angezeigt werden sollte. Leider konnte ich der ETSI EN 300 092-1 auch nach dreimaligem Lesen nicht entnehmen, was passieren soll, wenn ein Teilnehmer CLIP supplementary service nicht unterstützt und folglich nur noch eine der calling party numbers übertragen werden kann (also die user-provided,-not-screened-Rufnummer oder die network-provided-Rufnummer). Aber prinzipiell wurde die user-provided-Rufnummer ja sicher mal für genau den Fall erfunden, denn ansonten hätte man die sich ja auch genausogut sparen können.
Interessant ist auch, dass z. B. eine bei SparVoIP (ein Betamax-Ableger) freigeschaltete Rufnummer so kommuniziert wird, wie früher bei 1&1 auch, also als network provided. Da funktioniert das Spiel also noch. Ich habe einen ISDN-Trace gemacht, demnach ist das so:
Code:
SETUP TEI=FF CallRef=01
Bearer speech
B-Channel 01
PROGRESS origination non-ISDN
by public network serving the local user
Calling Party 03xx2233445
national number
ISDN/Telephony numbering plan
network provided
presentation allowed
Called Party 6677667
Subscriber number
ISDN/Telephony numbering plan
Bei einem Anruf von 1&1 aber erhalte ich den gleichen Trace, wie er hier von AndreasR schon gezeigt wurde. Also die gewünschte Rufnummer wird mit "user provided, not screened" übermittelt und die "echte" mit "network provided". Man könnte die gewünschte Rufnummer ja aber auch mit "user provided, verified and passed" übermitteln, immerhin sind die Rufnummern ja mal verifiziert worden.
Unterm Strich verkompliziert diese Geschichte die VoIP-Telefonie mal wieder, wollen wir hoffen, dass es diesbezüglich bald Verbesserungen gibt.
Viele Grüße,
Jirka