Das, was da wirklich standardisiert ist, sind die Schnittstellen ... und die beschreiben - wie der Name schon sagt - die Schnittstelle/Kommunikation zwischen dem Netz bzw. den Diensten des Providers und dem CPE. Wie der Rest der Firmware dann aussieht (insbesondere, welche "Kastrationen" daran erfolgen können oder nicht), hat mit der Schnittstelle zum Provider nichts zu tun. Wenn AVM dann ihrerseits(?) auf die Idee kommt, z.B. die TV-Funktion der Firmware nur in einer "extended version" des Gerätes freizuschalten, dann hält sie davon auch kein Gesetz ab und weder ein NAS noch eine Backup-Verbindung über Mobilfunk oder gar die zusätzliche Telefonie über so einen Stick sind zwingend auch Merkmale, die AVM bei einem DOCSIS-Router anbieten/unterstützen muß.
Insofern würde ich zwar die freie Verfügbarkeit der Firmware nicht vollkommen ausschließen wollen, aber ich würde sie auch nicht a priori voraussetzen. Jeder kennt aus den Kabelnetzen auch das Vorgehen, die Firmware für alle möglichen Receiver in gesonderten TS in irgendeinem Mux mitzusenden (und der Kunde kann dann immer noch entscheiden, ob er sie auf dem Receiver installieren läßt). Insofern muß man eben auch zwischen "verfügbar" (bzw. "erhältlich") und "änderbar" noch einmal ganz deutlich unterscheiden - wer die Energie aufbringt, kann sich auch aus einem TS die Firmware für irgendeinen "zertifizierten Receiver" extrahieren und sogar dort hineinsehen ... es nutzt ihm bloß nichts, weil er sie nicht (geändert) in das Gerät bekommt, wenn das nur gültig signierte Dateien akzeptieren will.
Das wäre bei Routern genauso denkbar und sogar das Update über die dafür extra in der DOCSIS3-Spezifikation vorgesehenen Verfahren (das ist dann der TFTP-Download beim Provisionieren/Konfigurieren über den CTMS das CMTS - Cable Modem Termination System) wäre eine Möglichkeit. Dabei muß der Kunde dann nur noch entscheiden, ob er die neue Firmware dann haben will oder nicht ... sollte man jedenfalls annehmen, wenn das Gerät dem Kunden gehört.
Das würde dann aber immer noch nicht dazu führen, daß diese Firmware "frei verfügbar" wäre ... insbesondere eine Firmware mit korrekter Prüfung von CVC-Dateien (das steht ja für "Code Verification Certificate" und wird auch als Extension für signierte Firmware-Updates in DOCSIS3 verwendet) würde dafür sorgen, daß auch eine "frei erhältliche Firmware" zwar entpackt und untersucht werden kann, aber nach einer Modifikation nicht problemlos vom Gerät als Update akzeptiert wird.
Solange es die DOCSIS-Modelle eben noch nicht im freien Handel gibt, hat AVM ja immer noch Zeit, auch dem Bootloader das Überprüfen einer Signatur beizubringen (der sieht bei der 6490 ohnehin anders aus als bei den anderen Modellen, schon weil der Bausteine aus dem Intel-CE-SDK verwendet) und dann kann der Kunde noch zwischen "alter" und "neuer" Firmware wählen bei einer Installation ... das war's dann aber auch.
Im Prinzip ist das genau ein Vorgehen, was viele hier bei AVM lieber nicht sehen wollen (bei den DSL-Modellen) ... denn mit entsprechend angepaßtem Bootloader würde man auch in DSL-FRITZ!Boxen keine fremde (sprich un- oder falsch signierte) Firmware mehr installieren können - da müßte man dann wieder an den Bootloader ran und den (so man einen eigenen hat) z.B. über JTAG ersetzen; das macht dann das "Modden" tatsächlich so aufwendig, daß es sich praktisch nicht mehr lohnt, weil drei Einplatinen-Computer hinter der FRITZ!Box dann die billigere und schnellere Lösung werden.
Dann wird die Installation einer "Fremdfirmware" auf einer FRITZ!Box zur "Dienstleistung" werden, so wie es bei dBox-Umbauten u.ä. der Fall ist - schon weil die Technik für den JTAG-Zugriff nun nicht in jedem Haushalt herumsteht und dann würde auch bei den DSL-Modellen die Suche nach "exploits" so richtig durchstarten, damit der Kunde noch in "seine FRITZ!Box" kommt. Bisher hält sich das bei den DOCSIS-Modellen ja in Grenzen, was einerseits sicherlich an der geringen Verfügbarkeit von Geräten liegt, die dem Kunden auch wirklich gehören und andererseits daran, daß es eben keine "frei erhältliche Firmware" gibt, die man auf potentielle Schwachstellen untersuchen kann. Bei den DSL-Modellen lohnt sich diese Suche bisher eher nicht, weil es genug andere und einfachere Wege gibt, auf denen man "in die Firmware" gelangt.
Spätestens beim Erscheinen der frei verkäuflichen DOCSIS-Modelle dürfte sich das ohnehin ändern ... entweder die Firmware ist tatsächlich bei AVM erhältlich, dann kann man sie in aller Ruhe und Offenheit analysieren (so wie es bei jedem DSL-Modell ja auch ist) oder sie wird weiterhin über die Provider veröffentlicht, denn auch mit dem freien Verkauf geht ja keine "Verpflichtung" zur Bereitstellung von Updates direkt für den Kunden einher.
Ich kenne jedenfalls keine derartige Bestimmung - auch für's Motorsteuergerät im Auto gibt es Software-Updates, aber auch die gehen an entsprechend qualifizierte (meist jedenfalls) Werkstätten und werden nicht dem Kunden zum eigenen Update über die OBD-Schnittstelle überlassen (um mal wieder ein Beispiel aus der Autobranche zu nehmen).
Wenn es dann also schon zum Sport wird, dort an die Update-Dateien zu gelangen, wird sich auch das sicherlich schnell erledigen lassen ... solange es dann keinen Update-Mechanismus in der Firmware gibt, der sich an der Zertifikatprüfung vorbeimogelt, wird aber auch das nur ein etwas umständlicherer Weg sein, um an die originale Firmware zu gelangen und noch lange keine Modifikationen erlauben (das gilt dann auch wieder für das Beseitigen von "Kastrationen", die vom Provider u.a. auch bei der Konfiguration gesetzt werden könn(t)en).
Aber das sind natürlich auch meinerseits nur Spekulationen ... die genauen Pläne von AVM sind m.W. nicht bekannt und aus der Ankündigung der Verfügbarkeit/des Verkaufs der Geräte würde ich persönlich (ich kann mich auch täuschen) nicht unmittelbar darauf schließen, daß es ab dem 01.08.2016 bei den DOCSIS-Modellen alles genauso läuft, wie bisher bei den DSL-Modellen. Auch da geht der Trend ja eher in Richtung einer besseren Absicherung gegen Manipulationen (meine Interpretation), auch wenn andere das als "Gängelung" der Kunden ansehen, weil es eben nicht nur Angreifern schwerer gemacht wird, in die Firmware einzudringen, sondern auch dem legitimen Besitzer/Benutzer (für den es aber weiterhin möglich bleibt, nur mit entsprechend höherem Aufwand).
@odeexy:
Ja, so eine FRITZ!Box 6490 wie in dem verlinkten Angebot ist durchaus ein gut nutzbares Stück Hardware. Oder was war jetzt genau die Frage?