Das heißt dann also, dass es vom Modem keine Fehlerkorrektur gibt?
Es wird nur geprüft, ob die DTU unbeschädigt ist und wenn die Prüfung fehlschlägt wird die DTU erneut vom DSLAM angefordert?
Wie schon erwähnt, gibt es zusätzlich auch noch die Vorwärtsfehlerkorrektur, die eine Ebene tiefer stattfindet. Sie wird also auf Empfängerseite zuerst angewendet.
Was speichert da die Energie und für wie lange, damit das Modem noch ein Signal senden kann?
Bei der Fritzbox 7530 hatte der Dying gasp im Test nur funktioniert, wenn man das Netzteil aus der Steckdose gezogen hat (beim Ziehen des Kabels an der Fritzbox ging es nicht).
Ansonsten habe ich mir jetzt mal den L3-Request näher angeschaut und ausprobiert.
Das ALL126AM2 bekommt leider keine DSL-Verbindung mehr zustabde, deshalb habe ich stattdessen ein Netsys NV-202 genommen. Das hat aber keine Management-Funktionen. Für die Auswertung verwende ich deshalb die Upstream-Fehlerzähler des verbundenden Modems (die werden ja von der Gegenstelle abgerufen). Als Modem habe ich eine Fritzbox 7530 mit OpenWrt benutzt.
Die üblichen Befehle zur Trennung/Wiederaufbau der DSL-Verbindung sind da
/etc/init.d/dsl_control stop
und
/etc/init.d/dsl_control start
. Auffällig ist dabei gleich, dass die Verbindungs-LED am Netsys nach einer Trennung noch einige Sekunden weiter leuchtet. Nach einem erneuten Verbindungaufbau ist dann der LOSS-Fehlerzähler (Loss of Signal Seconds) der Gegenstelle um 10 höher als vorher. Es ist also ziemlich eindeutig, dass so keine saubere Trennung stattfindet, und aus Sicht des Netsys ein plötzlicher Signalverlust auftritt.
Es gibt aber einen Befehl, mit dem sich ein L3-Request auslösen lässt, und zwar
dsl_cpe_pipe.sh g997pmsft 3
. Das steht für "G997_PowerManagementStateForcedTrigger", der Parameter 3 ist der gewünschte Zustand L3 (eine 0 stattdessen würde L0 entsprechen und die Verbindung wieder aufbauen). Bei einer Trennung mit diesem Befehl erlischt die Verbindungs-LED am Netsys sofort, und nach einer neuen Verbindung ist der LOSS-Zähler unverändert. Die saubere Trennung scheint also tatsächlich zu funktionieren.
Als nächstes habe ich versucht zu testen, wie sich die AVM-Firmware bei einem Neustart verhält.
Für den Test starte ich OpenWrt über den Bootloader aus dem RAM, sodass ein einfacher Wechsel zwischen der Originalfirmware und OpenWrt möglich ist. Alternativ hätte man aber natürlich auch zwei separate Geräte nehmen können.
Der Ablauf ist dann wie folgt:
- Ich fange an unter OpenWrt, notiere mir den Stand des LOSS-Zählers, und lasse die DSL-Verbindung sauber über einen L3-Request trennen.
- Danach wird die Box mit der AVM-Firmware neu gestartet (im Test die Version 7.90-114234). Nach dem Aufbau der DSL-Verbindung löse ich über das Webinterface einen Neustart aus. Sobald alle LEDs an der Fritzbox aufleuchten, trenne ich die Stromversorgung (die DSL-Verbindung ist zu dem Zeitpunkt auf jeden Fall getrennt, denn die LED am Netsys geht kurz vorher aus).
- Nun starte ich die Box wieder mit OpenWrt. Nach Aufbau der DSL-Verbindung rufe ich nochmal den LOSS-Zähler ab, und vergleiche ihn mit dem vorherigen Wert.
Das ganze habe ich mehrmals ausprobiert, jedes Mal mit dem gleichen Ergebnis: Der LOSS-Zähler ist um 10 höher ist als vorher. Es gibt also beim Neustart der Fritzbox keine saubere Trennung.