Nochmal zu Steckerverbindung: Bei uns in der Anlage war das wirklich so. Nach einem Stromausfall läuft unser Prozessleitsystem auf Batterie, und fährt sämtliche Reaktorkessel mit dem verbleibenden Pneumatikdruck in einen Sicheren Modus. Alarm Schrillt. Wir gehen runter zum Dieselaggregat starten dieses.
Dann wird in der Schaltzentrale mittels Schalter die Komplette Anlage vom Strom getrennt. Dann wird mittels Kabel der Generator manuell an die Anlage gesteckt. Nun wird noch ein Schalter umgelegt und die Notsysteme im Chemiewerk laufen über den Generator.
Überwelche Leistung reden wir denn bei Dir?
Bei 10kV und einer angenommenen Motornennleistung von 700A (7MW bei 10KV) hast Du einen Kabelquerschnitt von 300mm!
Sogar bei einer Mittelspannung von 30kV sind das immer noch 120mm bei einer deutlich dickeren Isolierung. Das Kabel im Gesamtdurchmesser wird nicht dünner werden.
Diesen Querschnitt mit 10kV steckt keiner. Mir ist auch kein Stecker bekannt, der das bewerkstelligen könnte.
Was bei Euch vermutlich gesteckt wird, ist die komplette Steuerspannung für die Schaltwarte und/oder der Anlasser für das Aggregat. Der Leistungsteil ist durch eine automatische Umschaltung und NH-Trenner primär mit dem Anlagenstromnetz verbunden und nur die reine Schaltwarte sowie die Steuerspannung der Schaltschränke wird extern umgesteckt.
Zurück zum AKW:
Ich denke, seit dem Erdbeben und den sterbenden Dieseln versucht Tepco, die Reaktorblöcke provisorisch mit Spannung zu versorgen. Das dauert nun schon eine Woche. Geschafft haben sie jetzt erst, die intakten Blöcke 5 und 6 soweit anzuklemmen, dass diese wieder komplett kontrolliert werden können. Dort ist die Situation aber überschaubar: Es gibt zugängliche und funktionierende Einspeisefelder, an die man nur dran muss. Bei den Blöcken 1-4 aber herrscht das große Chaos. Wo in den Trümmern sollen die Einspeisefelder sein? Sind diese wirklich noch nutzbar oder auch völlig zerstört?
Ich denke, da müssen die Jungs die Spannung mit provisorischen neuen Einspeisefeldern direkt an die Pumpen klemmen - Hoffentlich drehen die überhaupt noch und pumpen auch noch Wasser...
Wennman mal beachtet, dass alleine diese provisorische Stromleitung nun schon eine Woche dauerte, um gelegt zu werden, kann man sich vorstellen, welcher logistische und arbeitstechnische Aufwand das ist! Und nun erst sind sie am Reaktor angekommen und müssen suchen ,wo sie diese anklemmen können. Wenn das "mal eben" nur ein Stecker wäre, dann würden die Pumpen schon lange wieder laufen. Wie gesagt, das ist was anderes als der 3er-Stecker und die Rasenmäher-Kabeltrommel aus dem Baumarkt.
Edit:
@Kunterbunter:
Von elektrischer Leistung rede ich auch nicht, ich rede von Prozesswärme, thermischer Leistung.
Die
Nachzerfallswärme liegt jetzt 10 Tage nach der Schnellabschaltung bei etwa 0,3% der Nennleistung.
Aber nur, wenn das Herunterfahren bis jetzt ordnungsgemäß vollzogen wäre. Aber der einhelligen Meinung auch vieler wirklicher Atomkraftfachleute (z.B. Rangar Yogeshwar*)) nach ist oder war zumindest eine teilweise Kernschmelze im Gange, die dann doch "etwas mehr" Wärme freisetzt.
Wenn sogar die Japaner und auch Tepco davon ausgeht, ist doch was dran und damit sind die 0,3% ein verpuffter Hoffnungsschimmer. Wenn sogar die unter den Teppich kehrenden Japaner die Störung auf den selben Level wie Harrisburg legen, indem nachweislich eine teilweise Kernschmelze stattfand, andere Atomgremien aber schon auf Stufe 6 upgedatet haben, dann sind wir von 0,3% Restwärme wirklich weit weg. Man beachte alleine, dass das Wasser der riesigen Abklingbecken
verdampfte, weil es nicht ausreichend gekühlt wurde. Das schafft aber ein fast abgeklungener Brennstab nicht so mal eben (in weniger, als einer Woche trotz eisiger Kälte in der Nacht und am Tage). Da kann man sich mal die Restwärme vor Augen halten, die auch noch nach Monaten frei wird.
Ich behaupte, dass der Wahrheitsgehalt des ganzen Artikels angezweifelt werden muss!
Fataler: Er enthält ausreichend fundierte Aussagen um damit die Seriosität erst einmal zu untermauern. Nur einige aber wichtige Passagen sind unwahr und erzeugen damit ein falsches Bild der Gesamtsituation. Die Vergleiche mit einem Druckkochtopf halte ich im übrigen für gar nicht so verkehrt. Er zeigt das grobe Prinzip eines solchen Prozesses auf, ohne die normalen Leser mit zu vielen Details und Zahlen zu irritieren.
*) Dipl.Phys. in Elmentarphysik und anschließende Forschungsarbeiten am Schweizerischen Institut für Nuklearforschung.
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