Lizenzverstöße auf der Spur mit der GPL Compliance Engineering Guide
Armijn Hemel, die rechte Hand von Harald Welte bei
gpl-violations.org, hat eine Anleitung veröffentlicht, die beschreibt, wie das Projekt GPL- oder LGPL-lizenzierte Software auf Embedded-Geräten ausfindig macht. Der GPL Compliance Engineering Guide (
PDF) geht auf 26 Seiten auf die Analyse von Firmware ein, wobei der Bootloader, die Bootreihenfolge, das Dateisystem, Kompressionstechniken und ausführbare Dateien unter die Lupe genommen werden. Auch beschreibt das Dokument die Werkzeuge, die bei der Recherche zum Einsatz kommen, darunter die binutils, hexdump, file, strings. tar, gunzip/zcat, lzma, squashfs-tools und mtd-tools. Wenn der Bootloader nicht in einem Firmware-Update enthalten ist, bleibt nur die Möglichkeit, sich über eine serielle Konsole oder per
JTAG mit dem untersuchten Gerät zu verbinden.
Im letzten Teil der Anleitung nennt Hemel Software (darunter Linux-Kernelmodule, C-Bibliotheken und die Tool-Sammlung BusyBox), die häufig in solchen Geräten anzutreffen ist. Auch wenn die meisten Verstöße gegen die GPL und die LGPL mit Linux-Geräten passieren, geht Hemel auch kurz auf das Thema Compliance Engineering für Windows ein. So wird das unter der GPL stehende Cygwin, mit dem sich POSIX-Programme auf Microsoft Windows portieren lassen, nach Hemel auf einigen teuren Routern eingesetzt. Mit einer Checkliste sowie einem Aktionsplan, wie man im Falle einer entdeckten Verletzung der (L)GPL vorgehen sollte, beschließt der Autor die Anleitung. Hemel ist angestellt bei der niederländischen Beratungsfirma
Loohuis Consulting, die GPL-Compliance-Engineering als Dienstleistung anbietet.
Nach den Lizenzbestimmungen der GPL muss Software, die unter der GPL lizenzierte Open-Source-Software verwendet, selbst auch wieder unter die GPL gestellt werden und im Sourcecode zur Verfügung stehen. Das Projekt
gpl-violations.org untersucht mögliche Verstöße und geht gerichtlich gegen Firmen vor, die die Lizenzbestimmungen der GPL und LGPL nicht korrekt einhalten. So hat im Juli vergangenen Jahres zum Beispiel das Landgericht München
entschieden, dass der VoIP-Anbieter Skype mit dem Vertrieb eines Linux-basierten VoIP-Telefons von SMC Networks
gegen die GPL verstößt, da das Gerät ohne Quelltexte geliefert wurde.