Dir ist bewußt, warum Telefonanbieter das ISDN-Netz abschalten wollen? Der Betrieb zweier Netze - nämlich ISDN und DSL - kostet deutlich mehr Geld (für die Telefonanbieter) als der Betrieb eines Netzes, in dem sich (weitgehend) alle Funktionen des anderen Netzes abbilden lassen.
Nun Hendrik, das ist doch genau das, was ich in Beitrag #6 beschreibe.
Hmtja... "problemlos" ist relativ. Das größte Problem für die Endkunden: Eigentlich ändert sich nichts. Weitgehend gleiche Leistung, gleiche Tarife, es bleibt ziemlich alles wie vorher. Nur die Kunden müssen sich neue Gerätschaften zulegen, um weiter "alles wie vorher" zu haben. Das ist mindestens ein IAD, wenn nicht gleich alles ausgetauscht werden soll. Und trotzdem bleibt telefonanbieterseitig "alles wie vorher".
Grundsätzlich sollte man einmal zwischen Privatkunden und Geschäftskunden unterscheiden. Ich unterstelle einfach mal, dass die große Masse der
Kunden sowieso einen Internetanschluss haben. Die Frage ist nur zu stellen, ob der bereits vorhandene Router (Speedport, FritzBox ...) schon VoIP
Funktionalitäten beherrscht. Fällt der ISDN Anschluss weg, fällt beim Kunden der Splitter als auch der NTBA weg. Eine moderere FritzBox bsp. 7390,
7490, 7590 hat einen S0 Bus, so dass die vorhandene ISDN Hardware absolut problemlos auch am neuen Telekom, Vodafone, O2 VoIP Anschluss
betrieben werden kann. - Es wird also vom "Kabelverhau" übersichtlicher beim Kunden. Bei gleichem Stromverbrauch oder sogar weniger, wenn der
NTBA (unnötigerweise bei einem ISDN Gerät) nicht mehr mit 220V Strom versorgt wird.
Und das Fiese: Gerade die großen Telefonieanbieter schöpfen die umfangreichen Möglichkeiten, die VoIP bietet, nicht mal ansatzweise aus bzw. kastrieren die ziemlich bewußt, Viel mehr als der alte ISDN-Leistungsumfang ist kaum verfügbar. Nur mal als Beispiel: Ich sollte vor anderthalb Jahren einen Betrieb mit vier Standorten in unterschiedlichen Ortsnetzbereichen "zentralisieren", Am Hauptstandort sollten die Rufnummern aller vier Standorte zusammenkommen und zental verwaltet werden. Da die Telekom keine nomadische Nutzung zuläßt, hätte das mit dem Bonner Verein nur mit einigen Tricksereien und deutlichem Mehraufwand realisiert werden können. (Damals bot die Telekom noch nicht mal SIP-Trunk an!) Schließlich wurden alle vier Anschlüsse zu einem kleinen, zuverlässigen VoIP-Only-Anbieter portiert und die drei Nebenstandorte greifen auf die zentralle Tk-Anlage zu. Runde Lösung! Nur eben nicht bei der Telekom.
Ist das jetzt Argument für oder gegen ISDN, dass das SIP Protokoll gegenwärtig nicht mehr als ISDN "kann"?
Von allen großen Providern wie Vodafone, O2, Telekom sind die Rufnummern nicht nomadisch nutzbar. Wem der Zugang einmal gehackt worden ist,
wird es freuen, denn die Rufnummern sind nur am eigenen Anschluss nutzbar. Zumindest mal beim BNG All-IP Anschluss der Telekom. Was hat sich
gegenüber ISDN geändert? Nichts ...
Dein Ärgernis resultiert nicht aus der Unfähigkeit des "Bonner Vereins" Dir an einem oder mehreren Standorten verschiedene Ortsnetzrufnummern auf
einen Anschluss zu schalten, sondern ist eine Auflage der Bundesnetzagentur. Nicht nur die Telekom schaltet Dir auf einen Anschluss nur ein ONKZ.
Wenn Du natürlich bei Sipgate, Easybell Dir über verschiedene Accounts Ortsrufnummer zusammenstoppelst und diese dann in eine Anlage zusammen-
führst ist dies nur möglich, da diese nomadisch nutzbar sind. Du bekommst aber nur Rufnummern zugetreilt, wenn Du entsprechende Nachweise des
Wohnortes, Firmenstandortes für diese Orte nachweist.
Oh ja. Und die Energiekosten werden jetzt auf die Teilnehmer abgewälzt: Jeder muss sich ein Zugangsgerät (meistens ein Router) hinstellen, der sich fünf oder mehr Watt aus der privaten Kasse genehmigt...
Nun die 15-25 Watt hat er eh, wenn er einen Internetanschluss benötigt. Benötigt er nur
einen Telefonanschluss, reicht normalerweise ein analoger
Anschluss aus. Hier gibt es von Telekom den Standardanschluss. Medienkonverter SIP zu analog befindet sich in der Vermittlungsstelle, kostet den
Kunden eh kein Strom. Würde er einen ISDN Anschluss benötigen, macht dies nur Sinn, wenn er mehrere ISDN Telefone anschließt. Somit muss
der NTBA mit Strom versorgt werden. Braucht auch 10-25 Watt, je nach Anzahl der Endgeräte.
Wo bleibt da der Skandal die "Stromkosten" auf den Kunden abzuwälzen? ...
Erstaunlich in diesem Zusammenhang: Offensichtlich haben die Telefonanbieter in Zukunft wesentlich weniger Betriebskosten, aber die Tarife für die Endkunden variieren nicht deutlich im Vergleich zu vorher...
Das ist ein gutes Argument, da gebe ich Dir Recht! ABER die Umrüstung in schnellere Infrastruktur, neue Technik kostet auch. Klar, dass der Kunde
das (mit-) bezahlen muss.
Gruß
Michael