Angebliches Recht auf öffentliche IPv4-Adresse

RTR stellt die Überlegung an, dass eine öffentliche IPv4 notwendig sei, um "Informationen und Inhalte abzurufen und zu verbreiten, Anwendungen und Dienste zu nutzen und bereit zustellen und Endgeräte ihrer Wahl zu nutzen". Das ist sehr weit hergeholt (oder deutlicher: Quatsch).

Ich möchte mich da mal einklinken, auch wenn der Thread schon etwas älter ist.

Die Argumentation der RTR halte ich nicht für sehr weit hergeholt, geschweige denn, dass er Quatsch ist.

Die EU-Verordnung 2015/2150 schreibt vor, dass ein ISP einen diskriminierungsfreien Internet-Zugang bereitstellen muss. Das heißt, der Nutzer muss von seinem Heim-Netz auf Hosts im Internet zugreifen können und umgekehrt. Leider hapert es bei der umgekehrten Richtung, z.B. beim Gaming und VoIP (eingehende Anrufe). Der Grund dafür liegt in den meisten Fällen an der Zuweisung einer privaten IPv4-Adresse.

Wenn ein ISP nun einen "kastrierten" Internet-Zugang anbietet und damit die EU-Verordnung nicht erfüllt, dann muss er nachbessern. Nachbesserungen gehen prinzipiell immer zu Lasten des Verursachers. Insofern halte ich die Schluss-Folgerung der RTR, dass die Zuweisung einer öffentlichen dynamischen IPv4-Adresse kostenfrei zu erfolgen hat, für schlüssig.

Die Realität ist außerdem, dass eine Verpflichtung, öffentliche IPv4 Adressen zuzuweisen, faktisch unerfüllbar wäre, wenn sie alle einfordern würden. IPv4 ist ausverkauft.

Im Prinzip gebe ich Dir recht, aber Dein Vergleich hinkt in einem Punkt: wenn sie alle einfordern würden. Genau das wird meiner Meinung nach nicht passieren, sondern nur bei einem kleinen Teil der Nutzer. Und damit wäre die Forderung schon erfüllbar, zumal die großen ISP, die seit langem im Geschäft sind, noch auf riesigen IPv4-Adress-Vorräten sitzen (siehe auch die Jahresberichte der BNetzA).

Diese Dinge funktionieren mit IPv6 auch.

Auch da gebe ich Dir im Prinzip recht. Aber wenn einige ISPs durch eigene Firewalls den Zugang vom Internet zum Heim-Netz wieder sperren, dann wird der prinzipielle Vorteil von IPv6 wieder zunichte gemacht.

Also IPv6 ist kein Allheilmittel, es kommt auf die Umsetzung an. Und da spielen viele Player mit (z.B. ISP, Geräte- und Software-Hersteller, Nutzer). Und die alle auf einen Nenner zu bringen, dass wird eine Mammut-Aufgaben werden.
 
Leider hapert es bei der umgekehrten Richtung, z.B. beim Gaming und VoIP (eingehende Anrufe). Der Grund dafür liegt in den meisten Fällen an der Zuweisung einer privaten IPv4-Adresse.
Der Schluss ist sehr weit hergeholt. Es dürfte schwer werden, diese Aussage auch nur einigermaßen zu belegen. Wenn VoIP bei privaten Adresse nicht funktionieren würde, dann wären vermutlich ca. 40 - 50% aller Telefonanschlüsse in Deutschland tot.

Also IPv6 ist kein Allheilmittel, es kommt auf die Umsetzung an.
Natürlich muss die Umsetzung konform zur geltenden Gesetzgebung sein. Aber dann sehe ich keinen Grund, warum das nicht ausreichen sollte. Wenn dann ein spezifischer Client nicht auf den Server zugreifen kann, ist das die Sache des Clients bzw. dessen Zugangsnetzes. Dort gelten die Diskriminierungsregeln ja genau so.
 
Wenn VoIP bei privaten Adresse nicht funktionieren würde, dann wären vermutlich ca. 40 - 50% aller Telefonanschlüsse in Deutschland tot.

Ich habe derzeit zwei Internet-Zugänge via LTE, der eine geht über das Vodafone-Netz, der andere über das O2-Netz. Beide Carrier haben CG-NAT und vergeben private IPv4-Adressen im Bereich 10/8. Bei Vodafone klappt VoIP sowohl ausgehend als auch eingehend, bei O2 nur ausgehend. CG-NAT und private Adresse scheint wohl nicht allein ausschlaggebend zu sein, sondern auch wie es ein Carrier im Detail implementiert hat. Warum es bei Vodafone klappt und bei O2 nicht, das habe ich bis heute noch nicht herausgefunden.
 
Der Dienst muss im Sinne der Netzneutralität natürlich funktionieren, keine Frage. Wobei auch die Umsetzung beim VoIP Provider oder im Softphone eine Rolle spielen.

Aber daraus einen Anspruch auf eine öffentliche IP abzuleiten, fällt mir immer noch schwer.
 
Es gibt halt einen Haufen Karens, die mit dem Fuß auf den Boden stampfen und wütend Sachen einfordern, auf die sie kein Anrecht haben. Wenn es dieses herbeihalluzinierte Recht auf eine IPv4 Adresse gäbe, dann gäbe es das für alle. Eine Auflage, die du nur mit Glück erfüllen kannst, wenn nicht zu viele darauf bestehen, ist Unrecht. Das alleine reicht für die völlig eindeutige Schlussfolgerung aus, dass RTR den Boden der Vernunft in dieser Sache verlassen hat. In Österreich kann man sich natürlich opportunistisch dranhängen und mitstampfen, aber RECHT hat man trotzdem nicht.
[Edit Novize: Gelöschten Beitrag wieder hergestellt - Threadvandalismus wird nicht geduldet]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Like
Reaktionen: KunterBunter
Aber daraus einen Anspruch auf eine öffentliche IP abzuleiten, fällt mir immer noch schwer.

Also ich verstehe die Argumentation der RTR so: eine öffentliche IPv4-Adresse löst das Problem (zumindest in den meisten Beschwerdefällen), folglich muss der ISP sie bereitstellen, damit sein Zugang EU-konform ist. Wer weniger Leistung erbringt als das Gesetz fordert muss auf seine Kosten nachbessern.
 
eine öffentliche IPv4-Adresse löst das Problem
Wenn öffentliche IPv4-Adressen Krebs heilen würden, könnte man daraus trotzdem kein Recht auf öffentliche IPv4 Adressen ableiten, erst recht nicht, wenn es auch andere Lösungen gibt, die im Überfluss vorhanden sind. Es geht einfach nicht, weil es nicht genug Adressen gibt. Aber wen interessiert schon die Realität, wenn man einfach darauf bestehen kann, was man haben will.
[Edit Novize: Gelöschten Beitrag wieder hergestellt - Threadvandalismus wird nicht geduldet]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es geht einfach nicht, weil es nicht genug Adressen gibt.

Global gesehen hast Du schon recht, was die Anzahl verfügbarer IPv4-Adressen angeht.

Bezogen auf einzelne ISPs sieht die Sache doch anders aus (siehe auch die Jahresberichte der BNetzA zur Netz-Neutralität). Die großen ISPs, die schon lange im Geschäft sind, sitzen auf einem Berg von freien IPv4-Adressen, die sie damals zu Beginn des Internets billig und in Massen eingekauft haben. Die Unternehmen, die ihr Geschäft erst aufgenommen haben, als IPv4-Adressen knapp wurden, sind die Gekniffenen.
 

O2/Telefonica als Marke gibt es in Deutschland noch nicht so lange. Telefonica kaufte damals VIAG/Interkom auf, wo wiederum die British Telecom (BT) mit drin saß. Und VIAG/Interkom bzw. BT gehören zu den Urgesteinen des Internet (wie z.B. auch die Deutsche Telekom).
 
Erzähl mal. Wie viele IPv4 Adressen hat z.B. die Deutsche Telekom? Und Vodafone? Reichen die für alle Internetzugänge dieser Provider (Mobilfunk)? Wenn du die Netzneutralitätsberichte der Bundesnetzagentur gelesen hast, weißt du auch, dass sie ein "differenziertes" Vorgehen beabsichtigt und Provider, die keine großen IPv4 Vorräte haben, nicht zur Zuteilung an Endkunden verpflichtet sieht. Das heißt ganz eindeutig, dass die BNetzA aus der EU-Verordnung kein Recht auf eine öffentliche IPv4 Adresse ableitet. Ein solches Recht müsste die BNetzA schließlich gegen alle Provider durchsetzen. Anders als bei RTR weiß man dort aber: Was nicht geht, das geht nicht.
[Edit Novize: Gelöschten Beitrag wieder hergestellt - Threadvandalismus wird nicht geduldet]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn du die Netzneutralitätsberichte der Bundesnetzagentur gelesen hast

Ich habe sie gelesen.

dass sie ein "differenziertes" Vorgehen beabsichtigt

Genau das wollte ich mit meinen vorangegangenen Beiträgen andeuten. Vielleicht ist das bei Dir so nicht durchgedrungen.

Also, um es noch einmal deutlich auszudrücken: Nutzern erst einmal (aufgrund der IPv4-Adress-Knappheit) eine private IPv4-Adresse zu geben, halte ich für völlig in Ordnung. Aber die Nutzer, die es brauchen und sich melden, sollte man eine öffentliche dynamische IPv4-Adresse geben. Und gegenüber den ISPs, die noch genügend öffentliche IPv4-Adressen haben, sollte man ein Anrecht haben.

Bei O2 kann ich jederzeit eine öffentliche dynamische IPv4-Adresse bekommen. Sie werden für 50 € verkauft. Also hat O2 offensichtlich genügend öffentliche IPv4-Adressen. In diesem Fall finde ich das Anrecht auf eine kostenlose Zuweisung gerechtfertigt.
 
Bei O2 kann ich jederzeit eine öffentliche dynamische IPv4-Adresse bekommen. Sie werden für 50 € verkauft.
Machen die damit Profit oder ist es eher ein Verlustgeschäft? Der administrative Aufwand ist ja nicht zu vernachlässigen. Sollen die Kosten aufgrund deines Anrechts auf eine kostenlose Zuweisung auf alle übrigen Kunden abgewälzt werden?
 
Aber die Nutzer, die es brauchen und sich melden, sollte man eine öffentliche dynamische IPv4-Adresse geben. Und gegenüber den ISPs, die noch genügend öffentliche IPv4-Adressen haben, sollte man ein Anrecht haben.
Das Anrecht hast du nicht, aber du darfst nett fragen und der Provider darf ablehnen. Es ist egal, wie oft du dich noch im Kreis drehst und mit dem Fuß auf den Boden stampfst. IPv4 Flasche leer.
[Edit Novize: Gelöschten Beitrag wieder hergestellt - Threadvandalismus wird nicht geduldet]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der administrative Aufwand ist ja nicht zu vernachlässigen.

Wenn das richtig organisiert ist, sollte das ein Klick in den Nutzer-Einstellungen und in weniger als einer Minute erledigt sein.

Machen die damit Profit oder ist es eher ein Verlustgeschäft?

Im Gegensatz zu einer Telefon-Nummer gehört dem Nutzer die öffentliche IPv4-Adresse nicht (er kann sie also nicht zu einem anderen ISP mitnehmen). Verläßt der Nutzer O2 oder gibt er sie freiwillig zurück, dann kann sie O2 wieder verkaufen - und das beliebig oft. Daher glaube ich eher, dass sie dabei mächtig Profit machen.
 
Was ist eigentlich dein Problem? Sind dir die 50€ zu teuer und die BNetzA soll sich um deinen Geiz kümmern?
[Edit Novize: Gelöschten Beitrag wieder hergestellt - Threadvandalismus wird nicht geduldet]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Like
Reaktionen: KunterBunter
Aber wenn einige ISPs durch eigene Firewalls den Zugang vom Internet zum Heim-Netz wieder sperren, dann wird der prinzipielle Vorteil von IPv6 wieder zunichte gemacht.
An dieser Stelle sehe ich den eigentlichen Haken. Mit welchem Recht blockiert ein Mobilfunkprovider den von mir gewünschten Fernzugriff auf meine Hardware?
 
Es ist egal, wie oft du dich noch im Kreis drehst und mit dem Fuß auf den Boden stampfst.

Ich glaube, Du bist eher derjenige, der sich im Kreise dreht und mit dem Fuß auf den Boden stampft.

Ich bin Informatiker und weiß um den Mangel an IPv4-Adressen und auch, dass IPv6 mehr Adressen bietet.

Der IPv6-RFC ist nun rund 20 Jahre alt. Was meinst Du, warum es so lange dauert, bis sich IPv6 durchsetzt? Wenn es das Allheilmittel ist (wie Du es immer verkündest), dann hätte es sich doch innerhalb weniger Jahre durchsetzen müssen, oder? Oder sind alle IT-Spezialisten zu blöd?

-- Zusammenführung Doppelpost gemäß Boardregeln by stoney

Was ist eigentlich dein Problem?

Ich möchte das einmal an einem Beispiel erläutern:

Ich kaufe mir ein Auto. Der Hersteller liefert es aber ohne Scheinwerfer. Dafür will er 1.000 € zusätzlich haben. Natürlich kann ich mit dem Auto fahren, aber eben nur bei Tag, also eingeschränkt.

Das Gesetz schreibt aber vor, dass Autos prinzipiell Scheinwerfer haben müssen. Also wird er nachbessern müssen und die Scheinwerfer auf seine Kosten einbauen lassen. Ist das nun Geiz oder nur mein Anrecht auf ein vorschriftsmäßig ausgerüstetes Auto?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Holen Sie sich 3CX - völlig kostenlos!
Verbinden Sie Ihr Team und Ihre Kunden Telefonie Livechat Videokonferenzen

Gehostet oder selbst-verwaltet. Für bis zu 10 Nutzer dauerhaft kostenlos. Keine Kreditkartendetails erforderlich. Ohne Risiko testen.

3CX
Für diese E-Mail-Adresse besteht bereits ein 3CX-Konto. Sie werden zum Kundenportal weitergeleitet, wo Sie sich anmelden oder Ihr Passwort zurücksetzen können, falls Sie dieses vergessen haben.