Hendrik ist mutig.
Ich hatte vorhin ähnliche Gedanken beim lesen des Beitrags #2. Aber wer hier pro leitungsvermittelnde Technik eingestellt ist,
wird fast zutode gevoipt
Ich bin beruflich eher in der leitungsvermittelnden Ecke angesiedelt. Die Frage, welche Vorteile VoIP hat, begegnet mir fast täglich.
Ein klares Ja oder Nein kann man da nicht geben. Es ist situationsabhängig.
VoIP im Weitverkehrsbereich ist echt super. Die teuren S0FV-Festverbindungen sind da inzwischen abgehängt.
Ob man aber wirklich schweineteure Cat.7 Kupferleitungen verlegen muss um darüber mit 80 kbit/s zu telefonieren?
Das ist Ferrari mit angezogener Handbremse im 2. Gang. Und für die richtig Bandbreite fressenden Anwendungen ist Kupfer bald zu langsam.
Da läuft es aus Glasfaser hinaus.
VoIP hat seine Vorteile. Aber ebenso gibt es Bereiche, wo die herkömliche Technik ebenbürtig oder (noch) überlegen ist.
Momentan ist ein Misch aus VoIP und Festnetz eine unschlagbare Kombination. Die Vorteile beider Techniken als Vorteil für den Nutzer.
Ein mögliche Erklärung, warum im Endgerätebereich VoIP-Technik als "vorteilhaft" und leitungsvermittelnde Technik als "nachteilig" bezeichnet wird:
es gibt wesentlich mehr reine EDV-Fachkräfte als Kommunikationselektroniker.
Für den reinen EDV'ler ist die VoIP-Technik verständlich, weil nahezu vertraut. Es wird mit Patchleitungen gestöpselt,
werkzeugfreies Arbeiten, alles vom PC aus einrichten. Angenehmes Arbeiten halt.
Zur Not traut sich das auch ein versierter Endkunde zu, der sich das Fachwissen halbwegs aneignen vermochte und ist dann
ebenfalls begeistert, wie einfach Netzwerktechnik und VoIP ist.
Im krassen Gegenzug liest man hier von Usern, die auf Kriegsfuß mit HiPath, OpenCom, OmniPCX und Integral sind.
Da kommen Fragen, wie man BBAE, NTBA, Up0E & Co. verstehen und einordnen müsste.
Wo man etwas anklemmt oder wie man etwas programmiert.
Scheinbar eine hochkomplexe Welt. Sowas kann ja nur von großen Nachteil sein.
Wenn das so wäre, hätte ich mir aber längst die Kugel gegeben
Jeden Tag arbeite ich mit dieser vermeintlich hochkomplexen Technik.
Und solche Dinge wie in Beitrag #2 gehören zum täglichen Arbeitsablauf. Aber eben nicht zwangsweise VoIP-basierend.
Die Fachkenntnis ist es!
Fritzbox mit Webfrontend ist halt für den Consumer gemacht, so dass er alles selber einrichten kann.
Auch VoIP scheint auf den ersten Blick einfacher zu sein, weil man ja so Vieles nicht mehr braucht...
Praktisch sieht es dann aber anders aus.
Egal welche Technik zum Einsatz kommt, sie erfordert Fachwissen, muss praktisch realisiert und aktuell gehalten werden.
Und da geben sich VoIP und PSTN nichts, sofern man über das nötige Fachwissen verfügt.
Die Kombination aus beiden ist der ultimative Kick.
Wenn man dem Kunden sagen kann, dass er seine bisherige Telefonanlage(n) behalten kann, und trotzdem VoIP und Standortvernetzung möglich sind.
Oder:
Wenn ein etablierter Bundespostler (graue Post) mit ebenso vorschriftsmäßigem Eifer an einem 19
Zoll Standschrank "Rangierungen" vornimmt, wie einst in seinen jüngeren Tagen am HVT 71. Gleiche Dienste, gleichen Farbe.
Und immer sorgfältig durch die Führungsösen.
Und das im Zeitalter von VoIP. Das sind dann die Vorteile, wo Freude aufkommt