VoIP und Ortsgebundenheit

voiper

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(als Fortsetzung von http://www.ip-phone-forum.de/forum/viewtopic.php?p=58878&sid=9cdb9413d4d99276466b98252cae4229#58878)

Aus jeden Fall ist mir nicht klar, welcher Zusammenhang zwischen Notruf und der Tatsache, das ich per VoIP in Wien eine Nummer habe, besteht.

Die Wiener Polizei in Ehren, aber ich werde wohl kaum dort anrufen wenn hier in Italien Räuber in mein Haus eindringen.

Was ich damit sagen will, es liegt doch an mir sicher zu stellen, das ich einen Telefonanschluss habe, an dem ich den örtlichen Notruf bekomme.

Genau so wenig sehe ich ein, warum ich für jemanden, der mich auf der Wiener Nummer anruft, auch wirklich in Wien sitzen muss? Ist doch schon die längste Zeit möglich, einen Anruf auf irgendeine Nummer in der Welt umzuleiten, nur hat man dafür bisher die Umleitungskosten zahlen müssen.

Ich habe meine Nummern in Wien, London und New York eingerichtet, um für unsere Kunden besser erreichbar zu sein. Das konnte man eigentlich schon vor VoIP, nur hat das halt viel gekostet. Hoffentlich wird das jetzt nicht durch irgendwelche Regulierungen rückgängig gemacht.

Was steht eigentlich hinter der Logik der Ortsgebundenheit?
 
Erstens ist es ein schöner Prügel, den man VOIP vor die Füße werfen kann. Vergiss nicht, dass VOIP den etablierten Telefongesellschaften viel Marktanteil wegnehmen wird. Die klammern sich hier halt an jedes Detail, um mit Hilfe der Regulierung es den VOIP-Anbietern schwer zu machen.

Nachdem das gesagt wurde, sollte man sich aber die ganze Sache doch ein wenig objektiver ansehen. So manche Argumente haben schon was für sich.

Die Notrufproblematik ist real, und da sind die VOIP-Anbieter doch gefordert. Wir in diesem Forum sind Pioniere, wir wissen genau was VOIP ist, wie es funktioniert und was die Einschränkungen sind. Für Otto Normaltelefonierer ist es aber ein gewöhnliches Telefon, das nur aus irgendwelchen tecnischen Gründen, die er nicht versteht, billiger ist. Wenn nun der Räuber in sein Haus eindingt, dann will er seine ganz gewöhnliche Notrufnummer wählen (In Deutschland 110, in Österreich 133, etc.) und dann mit seiner lokalen Polizei verbunden sein.

Ich denke daher, die VOIP-Provider werden nicht umhin kommen, zumindest bei nichtnomadischer Nutzung (also an der Heimatadresse des Kunden) eine Notrufmöglichkeit zu implementieren. Das sollte auch machbar sein. Es wird einen bestimmten Aufwand bedeuten, aber der muss drin sein, wenn man ein öffentliches Telefonservice bietet. Bei nomadischer Nutzung (Telefon kommt in den Urlaub/Wochenendhaus mit) wird der Notruf aber an die falsche Stelle gehen. Hier sollten die Regulatoren Flexibilität zeigen und das hinnehmen. Denn auch Otto Normaltelefonierer muss klar sein, dass da der Notruf anders gelagert ist.

So nun aber zu den Ortsnummern selbst. Dies ist natürlich auch ein Faustpfand der etablierten Telefongesellschaften. Sie wollen VOIP in eigene Nummerngassen drängen. Das hat zwei Vorteile für sie: Erstens kann man dann seine alte Nummer nicht zu VOIP portieren, und zweitens kann man Anrufe zu VOIP-Nummern unattraktiv tarifieren. In Österreich ist das bereits mit der Gasse 0720 geschehen. Über die Telekom Austria kostet es noch ralativ kulant so viel wie ein normales Ferngespräch. Bei Alternativbetreibern und speziell bei Handys kann es aber schon recht teuer werden! Hier wäre die Mindestforderung an die Regulatoren: Wenn schon eigene Gassen, dann aber verpflichtend maximal zum normalen Ferntarif. Wenn der jeweilige Regulator dazu nicht die Befugnis hat, dann soll er sie sich vom Gesetzgeber geben lassen. Die Telekom-Gesetze werden ja ohnehin sehr oft novelliert.

Am Besten sind natürlich geographische Nummern. Hier ist Deutschland zuletzt einen Schritt in die richtige Richtung gegangen, indem es grundsätzlich diese Nummern für VOIP erlaubt hat. Österreich ist da noch nicht so weit. Ortsnummern für VOIP darf es nur geben, wenn der Betreiber sicherstellen kann, dass das Telefon an der eingetragenen Adresse ist. In der Praxis geht das nur, wenn der VOIP-Anbieter auch der ISP ist. Am liberalsten sind England und die USA. Dort kann man beliebeig Ortsnummern von irgendwo im Land für VOIP haben.

Was objektiv bleibt ist das Problem der Rufnummernknappheit. Das kann aus zwei Gründen entstehen: Erstens würde bei starker Verbreitung von VOIP der Trend zu vielen Nummern pro Anschluss entstehen. Zweitens würden die Kunden dazu tendieren, Nummern in großen Städten zu nehmen, auch wenn sie am Land wohnen. Das bringt natürlich die Rufnummernplanung durcheinander (nicht unmittelbar jetzt, aber bei größerer Verbreitung von VOIP schon). Ultimativ werden Länder wie Deutschland oder Österreich mit ihren tausenden Mini-Vorwahlgebieten nicht umhin kommen, das Telefonnummernsystem zu reformieren. Österreich wollte das schon einmal. Es hätte nur mehr 26 zweistellige Vorwahlen für das ganze Land gegeben, der Widerstand der Bevölkerung und der Wirtschaft war aber zu groß.

Bis dahin ist (wegen der sonst entstehenden Nummernknappheit in den Städten) ist der Weg Deutschlands ein Kompromiss: Geographische Nummern ja, auch nomadisch, aber nicht aus einem beliebigen Vorwahlgebiet. Die Alternative 032 ist prinzipiell gut, aber nur wenn die Tarifierung auf dem Preis für normale Festnetzgespräche vorgeschrieben wird.
 
Das sehe ich genauso wie alvoip.

Die Leute sind gewöhnt, dass wenn sie eine Notrufnummer anwählen, sie auch den örtlichen Ansprechpartner erreichen, wobei das beim Handy nicht immer der Fall ist, da man dort schon mal in die Zelle eines anderen Bezirks eingeloggt sein kann, aber da wissen sich die Leitstellen zu helfen.

Die Weiterleitung hat nichts mit dem Notruf zu tun, da Notruf ein abgehendes Gespräch ist, die Weiterleitung aber ein ankommendes. Wer also an VOIPER's englischer oder sonstiger Nummer einen Notruf absetzt, bekommt auch die lokale Notrufleitstelle.

Tarifierung zu 032 darf mE nur zu Ferngesprächstarif erfolgen, da uU ein Ferngespräch zur nächsten Übergabestelle des VOIP-Profiders erforderlich sein kann. Höhere Preise müssen zwingend zu einem Mißbrauchsferfahren seitens der Regulierungsbehörde, bzw der EU führen, ausser die VOIP-Provieder verlangen höhere Interconnectionsgebühren.
Die EU hat ja bei den Überweisungsgebühren der Banken schon ein Exempel statuiert. Ich hoffe, dass das gleiche im Zweifelsfall mit den etablierten Fest- bzw Handygesallschaften auch geschieht.
 
So wie es derzeit aussieht wird es wohl noch ein langer weg, bis es eine brauchbare Regelung gibt. Nachdem in Ö die Telekom noch sowas wie eine Errichtungspflicht hat (oder bis vor kurzem hatte) ist es verständlich, das sie Ihr Netz und ihre Investitionen schützen will. Noch dazu ist die Telekom derzeit in Ö bereits auf dem Sprung hin zu VoIP - sie bieten dies bereits den Geschäftskunden an. Das Problem ist auch grundsätzlich das, was als Telefonservice angesehen wird. Das Anbieten einer Rufnummer und die Möglichkeit Gespräche zu führen ist eine Sache. das Ganze auch bei Stromausfall für eine gewisse Zeit zu garantieren ist eine ganz andere Sache. VoIP wird dieses letzte Kriterium so schnell nicht erfüllen können, da zu viele verschiedene Firmen involviert sind. Bei einem Telefonanschluß ist es meist nur eine Firma, die von der mit Strom versorgten Anschlußdose bis zum anderen Teilnehmer verantwortlich ist. bei VoIP reicht es vom Endkunden und dessen Equipment über dessen Provider, diverse Netzknoten und überregionale Provider bis hin zum Betreiber des Server Housings und letztendlich dem eigentlichen VoIP Anbieter.
Ich selbst finde das VoIP eine Phantastische Sache ist - aber man muß sich der Unterschiede zu einem herkömmlichen POTS oder ISDN bewußt sein. Das sind die Verfügbarkeit des Dienstes sowie der Probleme bei Notrufen.
Landläufig erwartet der Otto Normalverbraucher von einem Telefonanschluß eben, das dieser wie ein herkömmlicher Telefonanschluß funktioniert. und genau hier kommt die Stunde der Gesetzgebung, die eben den Markt für die vielen ONU regeln müssen.
Die paar Pioniere, wie sie sich auch hier im Forum finden sehen natürlich ihre Möglichkeiten durch derartige Regulierung eingeschnitten. Aber die Mehrheit der Bürger hat eben ein technisches Verständnis, das bei der Programmierung eines Videorekorders endet..
 
Ganz verstehe ich nicht, warum an VoIP die gleichen Anforderungen wie herkoemmliche Festnetztelefonie gestellt werden (muessen).
Bei Mobilfunk gibt es ja auch Unterschiede. So ist z.B. die Erreichbarkeit nicht ueberall garantiert und fuer die Stromversorgung hat der Kunde und nicht der Netzbetreiber zu sorgen.
VoIP kostet weniger als Festnetztelefonie aber:
- der Notruf funktioniert nicht ortsgebunden
- bei Stromausfall ist das Service nicht garantiert
- bei Ueberlastung des Internets faellt u.U. die Verbindung aus
- man weiss trotz Ortsvorwahl nicht wo der gerufene VoIP-Teilnehmer sich tatsaechlich befindet

Aber es gibt natuerlich - neben den finanziellen - auch technische Vorteile, die ich wohl hier nicht weiter anfuehren muss.

Schliesslich besteht ja kein Zwang zum VoIP. Wer dieses Service haben will, der muss eben auf gewisse Sicherheiten des analogen Telefons verzichten. Und bestenfalls kann eine gesetzliche Regelung den Anbieter dazu verpflichten, bei Vertragsabschluss den Kunden ausdruecklich auf die Nachteile aufmerksam zu machen. Wer dann die gleichen Erwartungen wie bei der konventionellen Telefonie hat, ist selbst schuld.

Ich kann mit den Nachteilen von VoIP leben und arbeiten, und das schon seit 2 Jahren. Zweifelsohne haben sich unsere Telefonrechnungen drastisch gesenkt. Internet- und Telefonkosten gegenuber frueher (ISDN) um 75% geringer und als Vorteil

- flat rate ADSL ohne Volumsbegrenzung
- Telefonnummern in 5 verschiedenen Laendern
- Auslandsgespraeche zu Minimalkosten

Dadurch haben sich fuer uns, die wir im Tourismus arbeiten, vollkommen neue Moeglichkeiten ergeben: wir rufen unsere Kunden ueberall in der Welt an bzw. sie erreichen uns z.T. per Inlands- oder sogar Ortsgespraech. Das waere ohne horrende Kosten frueher undenkbar gewesen.

Ich habe auch immer mehr den Eindruck, die regulatorischen Massnahmen werden dazu missbraucht um Konkurrenz abzuwuergen, ehe sie sich etabliert.

Bei den Kommentaren zur Regulierung der oesterreichischen VoIP-Praxis habe ich nur Stellungnahmen etablierter Telefonbetreiber gefunden und keine von echten VoIP-Anbietern. Das diese Kommentare alle mehr Einschraenkungen fordern, ist klar.

Hier in Italien sorgt zur Zeit eine Erklaerung des ex-Monopolisten Telecom Italia fuer Aufregung, wonach es ab 1.1.2005 nicht mehr moeglich sein soll, eine ADSL-Leitung ohne Telefonanschluss zu bestellen. Das waere natuerlich ein harter Schlag gegen VoIP. Die Provider, die vornehmlich nur-ADSL Anschluesse bieten, laufen natuerlich Sturm dagegen. Zum Glueck gibt es eine Entscheidung der italienischen Regulierungsbehoerde, wonach das ADSL-Signal unabhaengig von einem Telefonanschluss bereitgestellt werden muss - die Norm schuetzt also indirekt VoIP.
 

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