Sipgate hat seit ein paar Tagen komplett dicht gemacht. Verbundungen zu anderen Anbietern nur noch kostenpflichtig per Festnetz - das Selbe gilt für Anrufe auf Sipgate-Anschlüsse. Somit kann man eine ENUM-Registrierung eines Sipgate-Anschlusses sofort vergessen, bzw. löschen.
SimplyConnect und andere Anbieter leben auch von den Festnetz-Gebühren. Aber trotzdem sind ihre Server offen für externe Calls. Selbst so kleine Anbieter wie SimplyConnect können mit einem offenen Service leben, ohne Pleite zu gehen. Bei dem VoIP-Primus Sipgate ist es für mich schwer vorstellbar, wieso es bei denen anders sein sollte....
Ich verstehe, dass Sipgate Kosten enstehen für ihren Service, aber auf der anderen Seite verursacht ein Anbieter-übergreifendes Sip-Gespräch Sipgate auch keinerlei Kosten. Statt dessen werden nun alle Kunden dazu gezwungen, den kostenpflichtigen Festnetz-Weg zu gehen. Wie innovativ ist ein VoIP-Dienst, der letztlich doch nur wieder mit dem Festnetz sein Einkommen bestreitet?
Ganz zu schweigen von dem Rufnummern-Portabilitätsproblem und den unattraktiven Minuten-Preisen.
Bei Email-Anbietern muss ich auch nicht eine Briefmarke kaufen, um meine Email dann von meinem Email-Anbieter per Post ausliefern zu lassen ;-). Da kann ich selbstverständlich kostenlos jeden Kunden eines anderen Email-Anbieters per Email erreichen. Wobei man ja sagen muss, dass dem Email-Anbieter ja definitiv Kosten entstehen durch Speicherung und Versand von Email. Da wird ja auch schon von vielen Anbietern ein Premium-Angebot ohne Werbung und mit mehr Speicherplatz angeboten gegen ein paar Euros. Aber trotzdem sagen die einem dann nicht: "Kostenlos Email schreiben und empfangen nur innerhalb unseres Kundenkreises"....
Wenn ich bei Sipgate schon eine Flat bezahle, dann darf ich dafür auch erwarten, dass der Sipgate-Anschluss nicht vor anderen Anbietern blockiert wird...
Man darf auch nicht vergessen, dass da immer noch mit Prepaid-Guthaben kräftig Zinsgewinne erwirtschaftet werden, bei vergleichsweise geringem Risiko.
Was den Service angeht, so bekommt man nun als Sipgate-Kunde ja nicht mal mehr eine Service-Hotline, die man für verhältnissmässig wenig Geld erreichen kann. Wer dringend telefonisch Hilfe braucht, der zahlt dann bei Sipgate 1,86¤ pro Minute!!
Auch die Argumentation, dass man schliesslich im Festnetz auch niemanden kostenlos erreichen könne hinkt. Im Festnetz hat sich eine komplett andere Kosten-Struktur entwickelt als im Internet.
Als Privatkunde zahle ich bereits jegleichen Traffic, den ich verursache, über meinen ISP per Flat oder sonst irgendeinen Tarif. Da Sip-Gespräche in direkter Verbindung zwischen den Teilnehmern aufgebaut werden, enstehen dem Sip-Provider (hier Sipgate) kaum Kosten.
In einem Ideal-Szenario, wo alle bei verschiedenen Anbietern VoIPen, wäre eine Grundgebühr denkbar, aber es muss eine Interoperabilität auf Ebene des Internet gegeben sein. Wer als unabhängiger VoIP-Anbieter ernsthaft sein Geld nur mit vermittelten Festnetz-Gesprächen verdienen will, der baut auf lange Sicht gesehen auf Sand.
Gruss, micro