1. 6+n ist Mehrdraht.
Seit 1976? Das spricht für sich.
Anfangs waren Türsprechanlagen in sich geschlossene Systeme. Die ersten Anbindungen von TFE erfolgten aus technischen und rechtlichen Gründen (Postzulassung) als Nebenstelle an einer Telefonanlage. Von diesem Grundgedanken, dass eine Telephonanlage wie eine Nebenstelle anzuschließen sei, hat sich die ganze Branche nie erholt, auch wenn der Gedanke in sich widersinnig ist:
- Ein Anruf von einer Türsprechstelle kommt im wahrsten Sinne von "extern" - nämlich von draußen...
- Die Türsprechstelle hat keine der Rechte, wie sie eine Nebenstelle hätte: Sie darf keine Konferenzen einleiten, nicht weiterverbinden usw.
Ein Türruf ist also eigentlich ein eingehender Anruf. Statt dessen prökeln alle "professionellen" Systeme damit rum, eine TFE als Nebenstelle an irgendwelche Anlagen anzuschließen. Mit skurilen Folgen: Interfaces, die kein "*" und "#" unterstützen oder fest vorgegebene Ziele wählen und nur an Anlagen eines bestimmten Herstellers laufen. Verrenkungen, wie bei den neueren Fritzboxen, bei denen die von der TFE gewählten Ziele durch interne oder externe Ziele mit anderen Nummern ersetzt werden. Fehlende Funktionen wie verpasste Anrufe oder - heutzutage noch wichtiger - Parallelrufe z.B. aufs Handy.
Warum fehlt das? Wenn sich ein falscher Gedanke einmal fest gesetzt hat und es irgendwie läuft, bleiben alle dabei. "Man hat es immer schon so gemacht". Die Erfindung der Nähmaschine hat auch ewig gedauert, weil sich alle in herkömmlicher Denkweise gefangen hatten. Es wurde schon immer mit einer Nadel und einem Faden genäht... Erst ein Umdenken der Vorgehensweise hat die Probleme beseitig, als jemand hinreichend geistig flexibel mal unter einem anderen Blickwinkel das Problem angesehen hat.
Und genau diese geistige Flexibilität fehlt "kostenlos" hier, weil er es ja schon immer anders als hier vorgeschlagen gemacht hat.
Vergist man einfach, wie die Branche Türrufe bisher behandelt und schaut einfach mal auf die Problemstellung, so geht es schlicht darum, den eingehenden Ruf eines "externen", draußen vor der Tür stehenden, in die Anlage (hier Asterisk) zu bekommen und die Anlage entscheiden zu lassen, wo der Anruf wann signalisiert wird.
Das macht kein normales Interface - alle tun so, als sei die TFE ein internes Gerät, das ein Ziel anrufen müsste. Selbst bei modernen SIP-Anlagen wird das so gehandhabt - man definiert Rufziele in der TFE. Dabei wäre es viel sinnvoller, wenn schlicht (je Klingelknopf) ein SIP-Account vorhanden wäre, an dem sich eine VoIP-Anlage anmelden kann. Diese entscheidet dann, was mit dem Klingeln passiert.
Dann bräuchte ein Klingeln auch nicht abgebrochen zu werden, wenn der Paketbote es wenige Sekunden später beim Nachbarn probiert, sondern erst, wenn jemand tatsächlich abgenommen hat.
Glücklicherweise gibt es aber für alte Anlagen doch Interfaces, die es ermöglichen, Türrufe als externen Anruf zu verwalten - eben alte Telephonanlagen mit internem S0 und TFE-Interface. Die alte ISDN-Anlage selbst sieht die TFE zwar als "Nebenstelle". Für jedes am internen S0 angeschlossene Gerät liegt aber einfach ein eingehender Anruf vor. Ein daran (ggf. über Mediaconverter) angebundener Asterisk bekommt also einen externen Anruf, den er entsprechen behandelt. Gleiches gilt natürlich, wenn man eine Fritzbox nutzt - ein eingehender "Festnetz-ISDN"-Anruf erscheint in der Anrufliste, kann per Parallelruf gleichzeitig auf das Smartphone geleitet werden usw.
Die alte Telephonanlage ist dann logischerweise keine "Unteranlage" sondern der eigentlichen Anlage (nur für die Türanrufe) vorgeschaltet, also "Provider".
Der einzige wirkliche Nachteil einer älteren Anlage als TFE-"Provider" ist deren oft höherer Strombedarf, was auch für die alten TFE selbst gilt. Leider denken die Hersteller von Interfaces so wie Kostenlos: Wir haben es schon immer so gemacht, warum etwas ändern. Daher fehlt es an stromsparenden vernünftigen Interfaces - Selbstbauten mal ausgenommen.
Da geben dann sogar Leute hunderte von € aus, die eine alte Anlage schon haben, die sie einfach als "Festnetz" für eine Fritzbox nutzen könnten - schließlich ist der Eingang inzwischen meist eh ungenutzt. Geleitet von Kostenlos-en Ratschlägen, die dann richtig teuer werden.
2. Die TC 711-16 hat einen internen S0, die TC 711-24 sogar zwei.
3. Die Anlagen sind wegen Ankündigung von ISDN nicht mehr auf dem Markt. Konkrete Nachteile, die gegen die Verwendung der Anlagen spräche, hat Kostenlos nicht genannt, nur Rauchschwaden abgelassen. Klar, ältere Firmware hat kein Clip an Analoganschlüssen, Konferenzfunktionen sind eingeschränkt - aber all das wird ja beim Einsatz als Quellanlage für das TFE-Gespräch gar nicht genutzt. Da Kostenlos aber das Grundprinzip nicht verstanden hat (was schon die Verwendung des Begriffs "Unteranlage" zeigt - dafür wäre ein TC 711 tatsächlich wenig sinnvoll), nebelt er da eben rum.
4. Fertige Geräte sind keine Bastellösung. Genau das spricht ja für die Verwendung der offiziell dafür vorgesehenen TC 711 mit dem zugehörigen Interface. Als "Bastellösung ab Werk" müsste man eher die auf dem Markt angebotenen Interfaces sehen - die es dann nötig machen, in der Telephonanlage das Rumgefrikel mit Zielnummern wieder abzufangen (wie eben in der FBF, wo man die vom Interface gewählte Nummer in andere Rufziele übersetzen lassen muss)
5 Es ist zwar kein Limit gesetzt, aber eine Siedle mit dem Alter kommt auch langsam ans Ende der Nutzungsdauer. Damit sind Neugeräte etwas über trieben. Abgesehen davon gibt es keine wirklich sinnvollen fertigen Geräte, die ohne merkbare Verzögerung das Klingeln sofort dem Asterisk mitteilen.