@carphone
Die Anbieter, die Dir da angezeigt werden, sind schlichtweg die Zuteilungsnehmer der IPv4-Adresse bzw. des IPv6-Netzes, die Deinem Router aktuell zugeteilt sind. Das läßt keine Rückschlüsse über das Routing zu irgendwelchen Gegenstellen im Internet zu. Daß da unterschiedliche Anbieter angezeigt werden, liegt mit Sicherheit nur daran, daß die jeweiligen IP-Adressblöcke/-Präfixe zu unterschiedlichen Zeitpunkten an unterschiedliche Unternehmensteile zugeteilt wurden. Du kannst jedenfalls davon ausgehen, daß sowohl Deine IPv4- als auch Deine IPv6-Konnektivität über dieselbe Backbone-Infrastruktur der Telekom läuft. Nur das Routing nach extern unterscheidet sich womöglich je nach Konfiguration und Fortschritt der IPv6-Migration der beteiligten AS-Netze auf dem Weg zum jeweiligen Speedtest-Server.
Um herauszufinden welchen Weg Deine Datenpakete zum Speedtest-Server nehmen und welche Carrier beteiligt sind, mußt Du ein traceroute zur IPv4- sowie IPv6-Adresse des Servers durchführen. Leider habe ich noch nicht herausgefunden, wie man mit Hausmitteln die IPs der einzelnen Speedtest Server ermittelt, jedoch kann man ersatzweise die Webserver der den Speedtest-Server betreibenden ISPs als Ziel für das traceroute nehmen - meist sind die im selben Netz. In Deinem Fall dann also
www.zeelandnet.nl
Zunächst finden wir die IPv4- und IPv6-Adresse dieses Servers per nslookup heraus:
Code:
C:\>nslookup www.zeelandnet.nl
Server: fritz.box
Address: fd00::be05:xxxx:xxxx:xxxx
Nicht autorisierende Antwort:
Name: www.zeelandnet.nl
Addresses: 2a02:f68:0:cf3:7777:77:0:1
62.238.255.67
Nun wissen wir, daß sich hinter
www.zeelandnet.nl die IP-Adressen 2a02:f68:0:cf3:7777:77:0:1 und 62.238.255.67 verbergen.
Anschließend machen wir noch traceroutes zu den beiden Adressen um das IPv6- und IPv4-Routing nachvollziehen zu können:
Code:
C:\>tracert 2a02:f68:0:cf3:7777:77:0:1
Routenverfolgung zu www.zeelandnet.nl [2a02:f68:0:cf3:7777:77:0:1]
über maximal 30 Hops:
1 2 ms 1 ms 1 ms fritz.box [2003:6b:f2b:3100:xxxx:xxxx:xxxx:xxxx]
2 7 ms 7 ms 7 ms 2003:0:1a03:c200::1
3 12 ms 10 ms 10 ms 2003:0:1a03:c210::2
4 15 ms 17 ms 17 ms 2003:0:f000:8000::1
5 37 ms 38 ms 39 ms 2003:0:f000:8015::2
6 39 ms 40 ms 39 ms vl-51.ear1.Amsterdam1.Level3.net [2001:1900:102:1::c]
7 42 ms 42 ms * ZEELANDNET.ear1.Amsterdam1.Level3.net [2001:1900:5:2:2::388a]
8 43 ms 41 ms 42 ms gs-ro01-be-10-3.zeelandnet.nl [2a02:f68:0:3::fa]
9 43 ms 42 ms 44 ms www.zeelandnet.nl [2a02:f68:0:cf3:7777:77:0:1]
Ablaufverfolgung beendet.
Nun sehen wir die IPv6-Route von meinem Internetanschluß über neun sog. Hops, wovon der erste meine FritzBox und der letzte den Webserver von Zeelandnet darstellt. Soweit sich der Betreiber der jeweiligen Hops (das sind bis auf der letzte wohl alles große Router) nicht aufgrund des angezeigten Domainnamens erschließt (z.B. "Level3.net" bei Hop 6 und 7), muß man sich noch in einer Whois-Datenbank bedienen um die einzelnen IP-Adressen Providern zuordnen zu können. Das macht man für IPv6 unter
https://www.sixxs.net/tools/whois/ und für IPv4 z.B. unter
http://www.infosniper.net/. Durch diese Abfragen finden wir letztlich heraus, daß mein Traffic über das Netz der Deutschen Telekom (Hop 2-5) und Level3 (Hop 6-7) nach Amsterdam gelangt und dort über einen Hop im Netz von Zeelandnet (Hop 8 ) deren Webserver erreicht.
Wiederholen wir nun das ganze für die IPv4-Adresse:
Code:
C:\>tracert 62.238.255.67
Routenverfolgung zu www.zeelandnet.nl [62.238.255.67]
über maximal 30 Hops:
1 2 ms 1 ms 1 ms fritz.box [10.x.x.x]
2 9 ms 9 ms 8 ms 217.0.117.178
3 9 ms 11 ms 10 ms 87.186.197.70
4 11 ms 10 ms 10 ms 217.239.52.78
5 12 ms 11 ms 11 ms 62.157.250.74
6 17 ms 17 ms 17 ms ae-1-3.ear1.Amsterdam1.Level3.net [4.69.153.186]
7 20 ms 20 ms 20 ms ZEELANDNET.ear1.Amsterdam1.Level3.net [213.19.197.30]
8 20 ms 20 ms 20 ms gs-ro01-be-10-3.zeelandnet.nl [62.238.255.250]
9 21 ms 21 ms 21 ms www.zeelandnet.nl [62.238.255.67]
Ablaufverfolgung beendet.
Das Routing scheint also für IPv4 und IPv6 nahezu identisch zu sein. Allerdings ist das nur der Weg der Datenpakete von mir zu Zeelandnet. Den für die Download-Bandbreite maßgeblichen Rückweg der Datenpakete kann ich von hier aus nicht nachverfolgen. Man sollte zwar annehmen, sie würden über dieselbe Route gehen, aber das ist nicht so. Ob Zeelandnet in die Gegenrichtung den Traffic an Level3 (mit denen sie ausweislich des obigen traceroutes offensichtlich peeren) übergibt oder an einen ihrer drei anderen IP-Transit Provider (Das sind laut
http://bgp.he.net/AS15542#_graph4 noch Cogent, KPN und Hurricane Electric), hängt von der Anzahl der AS-Netze zwischen Ursprungs- und Zielnetz (AS path length) sowie der Konfiguration des Routers bei Zeelandnet ab. Und bei der Konfiguration spielen auch die Kosten eine entscheidende Rolle. Bei Hurrican Electric ist der IP-Transit beispielweise mindestens 50% günstiger als bei Level3 oder KPN, sodaß es gut möglich ist, daß Zeelandnet den Traffic zurück zu uns Kunden der Deutschen Telekom über Hurricane Electric schickt, wo aufgrund höherer Überbuchung eben Engpässe und damit geringere Bandbreiten auftreten.
Leider kann man mit Hausmitteln das Routing des Rückwegs nicht nachvollziehen, denn dazu müßte man einen traceroute aus dem Netz von Zeelandnet zu unseren IP-Adressen durchführen. Manche Provider bieten hierfür ein sog. "looking glass", mit dem man über den Webbrowser traceroutes von entfernten Routern durchführen kann (z.B.
Level3 Looking Glass). Alternativ eignet sich dazu auch das
RIPE Atlas Network, einem Netzwerk tausender über die Welt verteilter Meßstellen, über die man u.a. traceroutes aus vielen AS-Netzen durchführen kann. Witzigerweise sind das größtenteils ganz billige, winzige mobile Router vom Typ TP-Link TL-MR3020, die eigentlich für den Betrieb als Hotspot mit einem LTE-/UMTS-Stick gedacht sind und per angelötetem USB-Stick mit einer alternativen Firmware versehen werden um als Messsonde für das RIPE Atlas Network zu fungieren.
Erst im November hat RIPE übrigens einen Hackathon veranstaltet, auf dem eines der Projekte ("YIN-YANG ninjaX tracerouting") genau das oben geschilderte Phänomen des assymetrischen Routings zwischen Hin- und Rückweg untersucht und visualisiert hat. Eine Präsentation hierzu gibt's unter
https://ripe71.ripe.net/presentations/87-hackathon_winning_project.pdf
Für Speedtests aus dem Telekom-Backbone, an dem Du offenbar hängst, empfehle ich übrigens
http://speedtest.t-online.de/ - den Server erreichst Du nämlich ohne das magenta-farbene Netz zu verlassen, sodaß üblicherweise höhere Bandbreiten als zu externen Speedtest-Servern erreicht werden.
@HabeNetFritzbox
Auch wenn IPv4 und IPv6 unterschiedliche Protokolle sind, sollte das Routing in einem optimal konfigurierten Netz bei beiden Protokollen identisch sein, denn physisch handelt es sich ja um dieselben Leitungen und Instanzen.