Paranoid?
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Das Kommunikationsaufkommen über die TR-069-Schnittstelle hat mich schon etwas "irritiert" (nein ich bin nicht paranoid).
Gruß Telefonmännchen
Moin,
ich arbeite bei einem Provider und weis, was alles per TR069 übertragen wird. Wenn die Kunden das wissen würden, was man alles sehen
kann, würde sich sicher niemand freiwillig eine Fritzbox mit aktiviertem TR069 hinstellen lassen.
Wer jetzt glaubt, man braucht nur das TR069 irgendwie deaktivieren oder blocken, der irrt gewaltig. Bei allen Providern kommt
i.d.R. ein SBC zum Einsatz (Session Boarder Controller)
Ein SBC kann sich in jedes Telefonat hineindrängeln und benutzt für die Vermittlung ein SoftSwitch.
Den SBC kann man quasi als "Men in the Middle" betrachten. (legal interception) Medienströme und Signalisierungen
können am SBC zentral angezapft werden. Ein SBC kann auch verhindern, dass Endgeräte sich dem Abhören durch
Verschlüsselung entziehen. Bevor ein SBC die Signalisierung weiterleitet, trägt er sich selbst ein. So veranlasst er
beide Teilnehmer dazu, die Gespräche / Daten über ihn zu leiten.
Die Übertragung der Daten über TR069 erfolgt eigentlich verschlüsselt. Allerdings sind die Certifikate der Fritzbox
je nach Firmware veraltet.
Ich würde empfehlen ein normales altes DSL-Modem ohne Routerfunktion zu benutzen. Gibt von Zyxel
recht gute ADSL und VDSL Modems. Dahinter ein Linux Firewall Router, der die Einwahl übernimmt. Dann hat der
Provider schonmal keinen direkten Einblick mehr in das dahinter liegende Netz. Die Anzahl der Geräte dahinter usw.
lassen sich aber trotzdem erkennen, wenn man die ausgehenden Pakete analysiert.
Ich habe mir ein VPN Voip Netz aufgebaut, mit eigenem SIP Server. Freunde und Bekannte haben eine Rufnummer von
mir zugeteillt bekommen. So bleiben Gespräche untereinander unsichtbar. Weil auch VPN nicht unknackbar ist,
erzeuge ich immer gleichmäßig viel Traffic (wie ein Grundrauschen), wenn nicht telefoniert wird. Sobald ein Gespräch statt findet,
wird der erzeugte Traffic entsprechend reduziert. Dadurch wird es enorm erschwert gezielt Gespräche zu entschlüsseln.
Ich bin IT Systemelektroniker und nutze Verschlüsselung schon seid 1995, sowie PGP für EMails seid 1997.
Mit den alten GSM Handys konnte man schon immer durch modifizierte Firmware Gespräche im Mobilfunknetz abhören.
DECT, WLAN und vorallem DLAN würde ich auch besser nicht benutzen. Damals haben Freunde mich für paranoid gehalten,
bis sie in den Medien gelesen haben, was die NSA alles kann.
Ich habe Freunden schon damals gezeigt, wie unsicher ihre Passwörter sind (Thema MD5 Hash) und hatte schon damals
eine Rainbowtable angelegt. Wenn ich früher eine Firma auf Sicherheitsprobleme und Lecks hingewiesen habe, gab es
großes Lob und Anerkennung. Wenn man heute einer Firma mitteilt, dass ihre produzierten Geräte ein Sicherheitsleck
haben, gibts ein Brief vom Anwalt. Man muß sich verpflichten Stillschweigen zu bewahren und es wird einen mit Schadensersatz-
forderungen gedroht (Rufschädigung, entgangene Gewinne etc.) Die letzte Firma meinte, sie bräuchte zur Beseitigung
einer Lücke 18 Monate und wenn die Presse darüber berichten würde hätte man ein riesen Schaden.
Gruß, SBC