Hans-Bert schrieb:
Hallo mvordeme,
ehrlich gesagt, ich weiss es nicht, ob es an der ISTEC 1008 (letztes HW-Upgrade 1999, Software-Update 2002, neuere Updates/-grades gibt es nicht) liegt oder am S0-Bus der Fritz!Box.
Hans-Bert
Jaja, die 'gute' alte Ätztec ;-) Wir nehmen die Dinger zum Testen der Echo-Cancellation weil sie so schön viel Delay induzieren und auf den Analogports massives Übersprechen haben. Dazu mal ein paar Grundlagen in Sachen VoIP und Echo.
1. Woher kommt das Echo?
Das Echo kommt durch akustische oder elektrische Rückkopplung. Dies passiert entweder auf der Analogstrecke (Zweidraht) vom (analogen) Telefon zu Vermittlungsstelle, vom analogen Telefon zum DA-Wandler in einer Telefonanlage oder aber auf akustischem Weg zwischen (zu laut eingestelltem) Lautsprecher und Mikrofon im Endgerät.
2. Wenn Du ein Echo hörst, ist der Gegner schuld
Wenn Du ein Echo hörst, wird dieses vom Gesprächspartner erzeugt.
3. Aber bei ISDN/Analog ohne VoIP höre ich das garnicht.
Das Echo ist trotzdem da, Du nimmst es nur nicht als Echo war sondern als 'Seitenbandsignal'. Das menschliche Gehör nimmt ein Echo erst als solches wahr, wenn der Zeitversatz zwischen Originalsignal und reflektiertem Signal grösser als ca. 12-15 msec ist. Du kannst das mit der Raumakustik mit z.B. dem Inneren eines Autos im Vergleich zu z.B. einer Schwimmhalle veranschaulichen. Auch im Auto wird Deine Stimme von den Scheiben reflektiert, stört aber nicht da das reflektierte Signal zeitlich so nah am Original ist, dass es nicht wahrnehmbar ist.
Das Festnetz in .de hat irgenwas um die 3-4 msec Latenz. Damit bleiben alle von irgendwelchen Analogtelefonen induzierten Echos deutlich unterhalb der kritischen Schwelle von 12-15msec.
Bei VoIP ist das anders. Hier kommen folgende Verzögerungen zum Tragen:
a) 30msec Sprachdaten in ein RTP-Paket
b) 50-70msec für einen DSL-Anschluss ohne Fastpath
c) noch was für einen Jitterbuffer oben drauf, den man nimmt um schwankende Übertragungszeiten auszugleichen
d) Codeckonvertierungen von z.B. G729 auf Alaw
e) die 3-4msec die das Festnetz noch oben drauflegt
f) eine zusätzliche Wandlung von analog nach ADPCM in einer DECT Basisstation
nebst Rückwandlung in Analog im Handgerät.
Summa summarum dürften also ca. 80msec als guter Wert gelten. Damit ist ein Echo in jedem Fall hörbar und stört.
5. Was macht man gegen Echo?
a) leiser drehen
Das ist so die stumpfe Methode aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals hat das olle Telefonnetz wesentlich höhere Latenzen gehabt, als die heutigen digatalen Netze. Damit war Echo auch ein heftiges Thema. Also hat man Mikro und Lautsprecher leiser gedreht. Damit kommt weniger vom Quellsignal am Ziel an, ergo wird auch weniger als Echo zurückgegen. Das Ergebnis sieht man sehr schön wenn man in alten Filmen Leute telefonieren sieht. Die brüllen immer richtig in den Hörer rein - genau deswegen. Moral von der Geschicht: Ist zwar eine Lösung, aber eigentlich keine für's 21. Jahrhundert.
b) Echounterdrückung.
Die Theorie ist erstmal ganz einfach. Man nehme das Signal was man raussendet und vergleiche es mit dem Signal was reinkommt. Dann filtere man aus dem eingehenden Signal den Teil der dem gesendeten Signal entspricht heraus und das Echo ist weg. In der Praxis ist dies deutlich komplexer. Der Echocanceller wird im Fall von DUSNET wohl von BT betrieben, da die ja aktuell die Termination für DUSNET machen. Dies ist deshalb so, weil dieser möglichst 'nah' an der Quelle des Echos sein muss. Der Canceller kümmert sich um Echo das vom Festnetz zum VoIP-Gerät kommt, nicht umgekehrt. Moderne Echocanceller arbeiten üblicherweise so, dass sie sich an die Gegenheiten der aktuellen Verbindung anpassen (adaptive Filter). Diese Anpassung scheint bei euch aktuell nicht ganz gut zu klappen. Ein paar Begriffserklärungen dazu gibt's unter:
http://www.commetrex.com/products/algorithms/vocoders/G168LEC.html
Auch bei voip-info.org ist eine recht nette Erklärung zum Thema. Insbesonders die unten verlinkte Cisco Webseite ist recht informativ.
Falls nun euer Gesprächspartner ein Echo hört, ist euer Equipment schuld. Ich möchte wetten, dass in dem Fall entweder ein analoges oder DECT-TElefon an irgendeinem ATA genommen wird, oder aber ein solches, das an einer TK-Anlage wie Deiner ISTEC hängt. Bei Verwendung eines VOIP-Telefons sollte dies ausgeschlossen sein (schrottige Headsets und Freisprechen aussen vor). Für diesen Fall (Echos an den a/b-Ports und ISDN-Ports) ist die Echounterdrückung in der Fritzbox da. Vom EC in der Box habt also nicht ihr etwas, sondern euer Gegenüber.
Gruss
Torsten