Ja. Wobei T.38 eigentlich nicht T.30 ersetzt, sondern T.38 ist ein Protokoll zur Übertragung der T.30-Fax-Daten über ein Paketvermittlungsnetz [anstatt die T.30-Daten mit Hilfe von Modemsignalen (V.29, V.27, V.17, V.34) zu übertragen].
Ok, ich glaub das hab ich jetzt verstanden. Das heißt T.38 ist kein Codec, sondern nur ein spezieller Transport-Layer für das T.30-Protokoll. Meine erste Vorstellung war dass für FoIP einfach ein spezieller Codec gewählt wird, der eben nicht auf Sprachsignale optimiert ist - was aber wie ich inzwischen weiß Aufgrund von Paketverlust und Jitter prinzipiell im Allgemeinen nicht klappt.
(Der englische Wikipedia-Artikel ist übrigens um Welten besser als der deutsche:
http://en.wikipedia.org/wiki/T.38)
D.h., die Fritz!Box implementiert u.a. mit ihrem DSP an jedem ihrer Telefonanschlüsse ein Faxmodem, und die Firmware der Fritz!Box kann T.30 verstehen und sprechen, richtig?
Zuerst wird üblicher Weise eine normale Sprachverbindung aufgebaut. Wenn auf der Sprachverbindung ein Fax-Ton (CNG) erkannt wird, dann wird versucht, mit der Gegenstelle einen Wechsel des Medien-Kanals von RTP/G.711 [oder welcher Codec auch immer für die Sprachverbindung benutzt wird] nach UDPTL/T.38 auszuhandeln. Stimmt der Verbindungspartner zu, dann kann der Codec-Wechsel erfolgen und die Übertragung läuft dann über T.38 weiter. Ob T.38 letztendlich benutzt wird, ist immer Verhandlungssache zwischen den beiden Verbindungspartnern - egal ausgehende oder ankommende Verbindung. Nur wenn es beide können und wollen, kann eine Übertragung via T.38 erfolgen.
Kurze Zwischenfrage, Fritz!Box-spezifisch: die T.38-Konfigurationsoption in der Konfigurationsoberfläche der Box aktiviert dann genau diese "Faxerkennung", also das Erkennen des Fax-Handshakes mit darauffolgender Präferierung von T.38? Wenn das nicht aktiviert ist, versucht sie gar nicht erst das Fax als solches zu erkennen?
Wer ist nun der "Verbindungspartner" der FRITZ!Box? Bei 1&1-internen Verbindungen wird das i.d.R. direkt die FRITZ!Box des anderen Teilnehmers sein. Soweit ich das beobachten konnte, wird der RTP- oder UDPTL-Medien-Kanal in diesem Fall offenbar direkt von FRITZ!Box zu FRITZ!Box verbunden (ohne dass ein Gateway zwischengeschaltet wäre - nur die Signalisierung läuft über den SIP-Registrar- bzw. Proxy-Server von 1&1).
Das ist natürlich technisch todschick.
Bei einer VoIP-Verbindung zu einem Teilnehmer im Festnetzt "spricht" die FRITZ!Box hingegen erst 'mal mit einem Media Gateway von 1&1 [bzw. einem Netzbetreiber, mit dem 1&1 zusammen arbeitet], der dann von VoIP auf PSTN umsetzt und die Verbindung übers PSTN zum Festnetzteilnehmer herstellt [für eine Fax-Übertragung via T.38 muss dieser Media Gateway dann ebenfalls T.38 beherrschen und zwischen T.38 und modem-basiertem T.30 (zum Festnetzteilnehmer) umsetzen].
Ok. Der 1&1 Media-Gateway kann offenbar zumindest prinzipiell T.38, und das dann auch entsprechend an klassische Faxgeräte im PSTN weitergeben - solange er sich mit dem empfangenden Faxgerät einig wird. Das ist dann also eines der Features das erstens der Server können muss, und zweitens für den entsprechenden Kunden freigeschaltet sein muss. (Siehe auch unten - vielleicht ist ja die Nutzung von T.38 so aufwendig, dass man es mangels Kapazität nicht einfach für alle freigibt?)
Die eingehenden Faxnachrichten an meine VoIP-Nummer schlagen aus dem PSTN dann nehme ich an auch erstmal bei dem Media-Gateway auf. In diesem Fall muss der Gateway den CNG erkennen, und ebenfalls entsprechend Versuchen den Wechsel der Verbindung mit meiner Fritz!Box auf UDPTL/T.38 hinzubekommen.
T.38 selbst ist laut dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel offenbar ja auch deutlich komplizierter als man vermuten würde (ich meine die in dem Protokoll vorgesehenen Buffering- und Spoofing-Techniken zum Kompensieren von Paketverlust und Jitter), wobei ich den Hauptteil dieser Komplexität bei der jeweiligen Empfängerseite vermuten würd.
Wenn also der Media-Gateway seine Sache schlecht macht, können alle 1&1-Kunden keine Faxe empfangen. Oder wenn das Netzwerk mal in schlechtem Zustand ist (was Latenz und Paketverlust angeht), dann helfen auch alle Tricks in T.38 nix, und der Versand bricht ab. In jedem Fall ist Faxversand aber grundsätzlich möglich, man muss nur den Provider entsprechend treten dass er sein Netz und seine Anlagen brauchbar hinbekommt. Richtig?
[Btw: Wie schon von stinkstifel erwähnt wurde, ist hier H.323 nicht im Spiel, sondern die Signalisierung läuft über SIP]
Jo. H.323 ist überhaupt irgendwie ein großer Begriff...
Danke für die _wirklich_ hilfreiche Antwort!