Hallo zusammen,
noch ein letztes Mal, Serviceinformationen von mir:
1) Warum 2x 10µF statt 1x22µF?
Das kann mehrere Gründe haben:
- Bereits genannt wurde Bauteilvereinheitlichung. Jedes neue Bauteil kostet einen Platz an der Bestückmaschine, deshalb versucht man unnötige Varianz zu vermeiden. (glaube ich hier aber nicht)
- Wie bereits gesagt hängen Spannungsfestigkeit und erreichbare Kapazität indirekt proportional zusammen. Wegen dem bereits genannten DC-Bias-Effekt versucht man eine möglichst große Spannungsfestigkeit zu erreichen.
- Dazu kommt, dass die Kondensatoren am oberen Bereich des technisch Machbaren unverhältnismäßig teuer sind.
- Die Sache mit den Parasitics - siehe 2)
2) Parasitäre Eigenschaften.
Das Thema ist komplex, wer sich wirklich dafür interessiert möge "MLCC parasitics" bei Google eingeben, es gibt unendlich viel Literatur dazu.
Bitte die folgenden zwei Links in zwei Tabs öffnen:
spicat.kyocera-avx.com
spicat.kyocera-avx.com
Wenn man jetzt die Tabs durchklickt sieht man -
in aller Kürze - folgendes:
- Die unterschiedlichen Kapazitäten haben unterschiedliche Impedanzverläufe über Frequenz
- Der ESR ist (natürlich!) auch Frequenzabhängig. Heißt ja auch "
effective series resistance" - damit wird versucht verschiedene Effekte, die im Dielektrikum und sonst wo passieren, auf einen ohm'schen Widerstand runterzubrechen.
- Der DC-Bias unterscheidet sich ganz erheblich (Nur um es mal klar zu sagen: Der 22µF-Typ hat bei 8V nur noch ca. 4,4µF Kapazität. Die beiden 10µF-Typen parallel haben bei 8V ca. 9,2µF (!))
- Bei einem Schaltregler gibt es ganz erheblich Ripplestrom. Dieser erwärmt den Kondensator, ggf. kann ein Kondensator den Ripplestrom nicht alleine wegkühlen.
Insbesondere die Sache mit der Impedanz über Frequenz ist total relevant, weil der Schaltregler ja bei irgendeiner Frequenz schaltet. Schaltet man jetzt mehrere parallel, muss man die Impedanzen berücksichtigen, den ESR einfach zu halbieren wäre etwas kurz gegriffen. Dazu kommt, dass wie man sieht ein Kondensator ab einer bestimmten Frequenz induktives Verhalten zeigt. D.h. wenn man mehrere Kondensatoren parallel schaltet überlagern sich die Impedanzverläufe, und man hat bei bestimmten Frequenzen einen tollen Schwingkreis gebaut. Wenn bei so einer Resonanzfrequenz der Schaltregler zufällig schaltet gehört man der Katz'.
Ach ja, und wenn jetzt nochmal einer "Elko" sagt. Das heißt
Elektrolytkondensator. Wir reden hier die ganze Zeit von
Keramikkondensatoren. Leute, schaut euch mal den Impedanzverlauf eines Elkos an. Der ist mehr Induktivität als sonst irgendwas! Bei heute üblichen Frequenzen von Schaltreglern kannst du Elkos total vergessen!
So, fun fact am Rande: Normalerweise gehen Elektronikbauteile ja kaputt je länger man drauf rumbruzzelt mit dem Lötkolben. Nicht so bei Keramikkondensatoren, die Keramik wird tatsächlich wieder "wie neu" wenn man sie mit dem Lötkolben erhitzt.
Aber 450°C... Leute, leute. Kauft euch lieber einen besseren Lötkolben. 350°C sollten mit einem halwegs guten Lötkolben
völlig ausreichend sein.