mit seinem VoIP Telefon dasselbe mit der Fritz Box machen will, wie mit dem ISDN.
Und das ist nicht möglich.
Das mag ja so sein, aber nur weil die Fritzbox an VoIP Dinge nicht kann die sie an ISDN kann (was im Detail zu prüfen wäre), ist ja deswegen das Konzept "VoIP-Telefonanlage" im Ganzen nicht schlecht.
Dafür kann sie am ISDN Dinge nicht, die sie an VoIP kann (z. B. "call completed elsewhere"). Aber ein Telefonbuch gibts bei ISDN genauso wenig.
Da wurde auf dem Rücken der Kunden eine gute Technik gegen ein billigere Technik eingetauscht.
Auch da muss man viele Facetten beachten und abwägen.
Fakt ist nunmal auch, dass man mit Telefonie früher auch erheblich mehr Geld verdienen konnte als heute. Ja, bei so einem Octophon 55 ist der TWB mit Cherry-Einzeltasten realisiert, die die Tastenkappen im double-shot Verfahren beschriftet. Aber
ein mittelgutes Systemtelefon hat früher gerne mal 1000 DM und mehr Liste gekostet, da sprechen wir dann heute inflationsbereinigt von ca. 1000 €. Wer will denn das noch ausgeben?
Mal zum Vergleich: Grundgebühr ISDN-PMX, Preis 1993: 518 DM in der Basisvariante, 558 DM in der Komfortvariante. Also inflationsbereinigt knapp 500 € -- Grundgebühr im Monat, da ist noch nicht eine Minute telefoniert worden. ISDN-Mg/AnlAs: 64 DM bzw. 69 DM.
Heute: Für 65 € im Monat, also das Geld für das ich damals einen nackten Telefonanschluss ohne alles bekommen habe, bekomme ich heute (MagentaZuhause M mit MagentaTV MegaStream):
- Internet mit Flatrate
- "Festnetzanschluss" mit Festnetzflatrate
- 180 TV-Sender
- Abos für drei Streamingdienste, auch hier "Flatrate"
Es gab eben früher a) deutlich mehr Telefonanschlüsse (bzw. sie wurden überhaupt auch genutzt) und es ist b) auch deutlich mehr Geld geflossen.
Im Vergleich mit dem Rest der Welt ist ISDN aber im Großen und Ganzen ein europäisches Projekt, insb. in den USA hat es nie wirklich Fuß gefasst (vgl.
https://en.wikipedia.org/wiki/Integrated_Services_Digital_Network#International_deployment).
Und man darf an der Stelle auch nicht vergessen, welche Kernaufgabe ISDN hatte: Ein Netzwerk für alle Dienste zu sein. Es führte damals Telefonie und die verschiedenen, alle separat betriebenen Netze (Telex, Teletext, Telefonie...) zusammen. Dieser Aufgabe wurde es mit dem Aufkommen von Breitband-Internet aber nicht mehr gerecht, also der physische Anschluss für den Endkunden war nicht mehr leistungsfähig genug. Und protokolltechnisch hat einfach IP den Rang abgelaufen und kann wiederum Telefonie als Dienst transportieren.
Die Kosten dafür tragen die Nutzer eine Gewinn oder Fortschritt sehe ich nicht.
Der Dienst Telefonie hat eben keinen solchen Stellenwert wie früher mehr. Dafür bekomme ich heute für das gleiche Geld für das ich damals einen ganz simplen Telefonanschluss bekommen habe, die Möglichkeit, mit absoluter 08/15-Hardware auch mit 100 anderen Menschen in einer Konferenzschaltung zu sein. An einem ganz handelsüblichen Anschluss, kostenlos.
Und das ganze Marketing-Gewäsch wie "best practice" ist nicht Zielführend und kann von mir aus aufs Klo gehängt werden.
Wenn du die Grundregeln, nach denen seit 40+ Jahren das Internet bzw. dessen Vorläufer gebaut werden, als Marketing-Gewäsch bezeichnen möchtest: Bitte. Ich finde, dafür funktioniert es schon ganz gut.
(Vgl.
https://www.ietf.org/standards/rfcs/)