Hallo liebe Freunde,
geht nicht, wohnheimzimmer sind immer nur über je eine 3-5A sicherung verteilt.
So etwas höre ich zum ersten mal. Für feste Hausinstallation sind Sicherungen und Leitungsschutzschalter mit 6 A Nennstrom das kleinste, was Du in gängigen Katalogen findest. Praktisch eingesetzt werden meist 10 A und 16 A, bei fest angeschlossenen Geräten und Kraftsteckdosen noch mehr.
Auf den ersten Blick sollten 6 A für einen Studenten ausreichen, der keinen Herd oder Heizlüfter betreiben will. Da aber Schaltnetzteile (PC, Fernseher und andere) beim Einschalten hohe Stromspitzen ziehen, ist die Gefahr groß, daß diese Stromspitzen die Sicherung zum Ansprechen bringen. Daher gehe ich von einer großzügigeren Absicherung aus. Spätestens wenn er einen Laserdrucker betreiben will, langen 6 A nicht mehr, denn während der Anheizzeit zieht ein Lasedrucker locker 10 A und mehr.
weil der kabelquerschnitt in der wand höchstens für 5A ausgewählt wurde.
Das halte ich für ausgeschlossen, zumindest wenn es fachgerecht gemacht wurde. Denn nach VDE 0100 müssen für den Leitungsquerschnitt folgende Bedingungen erfüllt sein.
1. Aus mechanischen Gründen (Beschädigungsgefahr) ist für feste und bewegliche Leitungen ein Mindestquerschnitt von 0,5 mm² vorgeschrieben (einzige Ausnahme: kurze bewegliche Leitungen für Kleinstgeräte wie Rasierapparate). Dieser Querschnitt läßt aber bei üblicher Verlegung schon Ströme von 10 A ohne übermäßige Erwärmung zu.
2. Der Leitungsquerschnitt muß ausreichend sein, damit die Leitung die betriebsmäßig auftretenden Ströme dauerhaft ohne übermäßige Erwärmung aushält.
3. Der Leitungsquerschnitt muß ausreichend sein, damit die Leitung auftretende Überströme so lange ohne übermäßige Erwärmung aushält bis das Überstromschutzorgan angesprochen hat. (Umkehrschluß: die Absicherung muß einen ausreichend kleinen Nennstrom haben).
4. Der Leitungsquerschnitt muß ausreichend sein, damit ein genügend hoher Kurzschlußstrom zustande kommt, so daß ein Kurzschlußschutzorgan schnell genug anspricht und die Leitung diese Kurzschlußströme lange genug ohne übermäßige Erwärmung aushält. (Umkehrschluß: die Absicherung muß einen ausreichend kleinen Nennstrom haben).
5. Der Leitungsquerschnitt muß ausreichend sein, damit der Spannungsabfall auf der Leitung nicht so groß ist, daß die Geräte am Ende der Leitung wegen Unterspannung nicht mehr ordnungsgemäß arbeiten.
Bei üblichen Hausinstallationen bestimmt Regel 3 zusammen mit Regel 2 den erforderlichen Querschnitt und die Absicherung.
Wenn Du sehr lange Leitungen hast, kann Regel 4 eintreten und einen größeren Querschnitt oder eine schwächere Absicherung erfordern.
Regel 5 spielt selten eine Rolle, weil meist vorher Regel 4 zum Tragen kommt.
Alles in allem kann - bei fachgerechter Installation - die Absicherung möglicherweise etwas schwach sein. Also geht gegebenenfalls die Sicherung bzw. der Leitungsschutzschalter bei zu starker Belastung durch. Der Leitungsquerschnitt dürfte aber selten so klein sein, daß der Spannungsabfall wirklich stört, in extremen Fällen kann das natürlich schon vorkommen.
Machen wir mal eine Rechnung auf für den ungünstigsten Fall. Verlegter Leitungsquerschnitt ist 0,5 mm² und die Leitung bis zur Sicherung ist 100 m lang. Damit hat diese Leitung einen Widerstand von 2 * 100 m * 0,017 Ω*mm²/m / 0,5 mm² = 6,8 Ω. Damit ergibt sich ein maximaler Kurzschlußstrom von 230 V / 6,8 Ω = 33,8 A. Damit darf ich die Leitung nur mit 6 A absichern, damit eine Sicherung oder ein LS-Schalter schnell genug anspricht.
Jetzt nehme ich mal an, der Herd hat eine Nennleistung von 2000 W, dazu kommen noch 200 W für PC und Monitor. Das ergibt einen Nennstrom von 2200 W / 230 V = 9,6 A oder einen Widerstand von 230 V / 9,6 A von 24 Ω. So einen Strom hält eine kalte Sicherung mit 6 A durchaus eine halbe Stunde durch. Zusammen mit der Leitung haben wir insgesamt 30,8 Ω. Bei 220 V hinter der Sicherung gibt das einen Strom von 7,1 A und an den Verbrauchern, insbesondere dem Monitor, liegen noch 7,1 A * 24 Ω = 171 V. Damit dürfte es dann wirklich Probleme geben.
Wenn es aber eine halbwegs ordentliche Installation mit 1 mm² Querschnitt oder mehr ist und wir uns auf die zulässigen 6 A beschränken, dann haben wir in der Bude noch ca. 190 V, und wenn die Leitung kürzer ist, noch mehr. Damit sollte der Monitor noch keine Probleme machen. Und wenn der Herd nicht mit voller Leistung läuft, sieht es noch besser aus.
Es ist also zugegeben doch an der Grenze.
Viele Grüße, Werner