Meiner Meinung nach ist eine Nicht-Aufnahme von Esniper eine rein ideologisch motivierte Entscheidung; rechtliche Gründe gegen eine Aufnahme gibt es nicht, da die Software an sich definitiv nicht gegen irgendwelche Rechtsvorschriften in Deutschland (und aller Wahrscheinlichkeit auch nirgendwo sonst) verstößt.
Es ist natürlich so, daß der Nutzer von Ebay Snipern gegen eine Klausel der AGB von Ebay verstößt (deren Wirksamkeit rechtlich noch nicht abschliessend geklärt ist) und damit sein Vertragsverhältnis mit Ebay gefährdet. Dies kann aber in keinem Fall auf den Entwickler oder Vertreiber der Software zurückfallen, da dieser ja keinerlei Vertragsverhältnis mit Ebay hat und selbst wenn er eines hätte, mit der Bereitstellung der Software allein nicht gegen die AGB verstoßen würde.
Nach dem was ich gehört habe, gibt es momentan zwei grundlegende Argumente gegen Sniper:
- Sniper sind unfair gegenüber technisch Unbedarften
Das ist bedingt richtig. Klar, der Unbedarfte setzt sie normalerweise nicht ein. Er kann aber genau so gut bis zum Ende der Auktion warten und dann manuell sein Gebot abgeben, oder einen der zahlreichen Webdienste zum Snipern verwenden. Das einzige, was wir mit einer Nichtaufnahme in Freetz in dieser Hinsicht erreichen, ist, daß die technische Schranke weiter gehoben wird und somit nur technisch noch versiertere das Tool einsetzen können. Das ist dem technisch Unbedarften gegenüber wohl mindestens genau so unfair.
- Sniper sind unfair gegenüber 'sinnvollen Bietern'
Das ist einfach falsch. Wer sich einmal ein sinnvolles Höchstgebot überlegt, dieses bei Ebay eingibt und dann auf das Ergebnis der Auktion wartet, der kann von einem Nutzer mit Sniper in keinem Fall übervorteilt werden. Dieser hat sich ebenfalls ein sinnvolles Höchstgebot überlegt, mit dem einzigen Unterschied, dass es erst kurz vor Auktionsschluß abgegeben wird (was an sich auch völlig regulär ist). Gewinnen tut der, der das höhere Höchstgebot angegeben hat.
Der Einzige, der mit einem Sniper ausgehebelt wird, ist der Bieter, der sich nicht für ein Höchstgebot entscheiden kann, und der sein Höchstgebot immer wieder erhöht (und hinterher dann u.U. viel mehr für etwas ausgibt, als er eigentlich wollte). Wenn aber jemand manuell am Schluß ein Gebot abgibt, wird dieser Bieter auch überboten. Solange es aber diesen Typ von Bietern gibt, ist bei Ebay derjenige benachteiligt, der zeitlich nicht in der Lage ist, seine Gebote immer zum Ende des Bietzeitraums abzugeben.
So, nun zum technischen: Vorraussetzung für Esniper ist natürlich libcurl und damit libssl. Solche Vorraussetzungen haben auch andere Pakete, und der Nutzer kann sich überlegen, ob er das möchte, oder nicht. Ich selbst habe ein fertiges Esniper-Paket, und das Binary an sich ist gestrippt 76KB groß.
Die Frage ist nun meiner Meinung nach, ob wir uns aus ideologischen Gründen gegen eine Aufnahme eines Tools entscheiden, daß so und in anderer Form überall frei verfügbar ist. Mit ähnlichen Argumenten könnten wir die Aufnahme von Torrent-Clients verweigern (99% der Nutzung sind sicherlich Urheberrechtsverletzungen), oder Tools wie netcat entfernen (das möglicherweise als 'Hackertool' nach dem neuen Gesetz zur Bekämpfung der Computerkriminalität einzustufen ist).
Gruß, Nico