Ich hab seit ein paar Tagen meinen Gigabit-Glasfaseranschluss. Um Dir die Unsicherheit zu nehmen oder zu er zeugen, geb ich Dir mal ein paar Infos zum gesamten Ablauf. Wenn du positiv gestimmt bleiben willst, solltest du das
hier lieber nicht lesen.
Der Ablauf bei der DG gestaltet sich wie folgt:
1. Werbephase
Die DG wirbt um den Ausbau. Bei uns im Ort hat auch der Bürgermeister mit geworben. Und die örtlichen Stadtwerke haben gleich einen Kombitarif (alles aus einer Hand) angeboten, mit dem ich aber wesentlich schlechter gekommen wäre. Werbeslogan der DG: "Sie müssen sich um nichts kümmern. Wir erledigen alles für Sie." Der Ausbau des Ortes wird von einer bestimmten Abschlussquote abhängig gemacht. Bei uns waren das 40% der Haushalte.
2. Vertrag abgeschlossen. Verlängerungsphase
Da die Quote normalerweise nicht erreicht wird, gibt's eine Verlängerung. Auch in der wird die Quote nicht erreicht. Ausgebaut wird trotzdem. Das Motto ändert sich dann in: "Sie müssen sich um nichts kümmern. Wir erledigen alles für Sie. Sie stellen nur das Leerrohr im Haus zur Verfügung." Wenn man kein Leerrohr hat, kann man ein Servicepaket buchen, damit ein Subunternehmen das Leehrrohr verlegt (später dazu mehr).
3. Hausbegehung
Bei uns hieß das Subunternehmen Verne. Von denen kam ein netter Herr (Pakistani) und nahm das Protokoll auf. Wir sind die ganzen Punkte detailliert durchgegangen. Er hat Bilder von den Stellen im Keller und der Wohnung gemacht. Am Ende präsentiert er das Unterschriftsfeld auf dem Tablet. Einen Tag später bekommt man per E-Mail das Protokoll zugeschickt. Das war dann die erste Ernüchterung. Das Protokoll war fast komplett falsch ausgefüllt. Sogar die Fotos waren der falschen Wohnung zugeordnet. Hätte ein Baby zufällig auf dem Formular rumgeklickt, wären mehr Angaben korrekt gewesen. Auf E-Mails (an DG und Verne) bekommt man keine Antwort. Die Hotline der DG verweist einen zu Verne. Bei Verne bekommt man die Rückmeldung, dass ein neuer Termin vereinbart werden muss. Aber auch das verläuft im Sande. Wichtig deswegen: Das Protokoll vor der Unterschrift genau studieren.
4. Ausbauphase
Die war top. Ein spanisches Subunternehmen durchkämmte bei uns den Ort. Die Arbeiter (vermutlich aus Südamerika) schufteten von 06:00 Uhr bis 22:00 Uhr. Sie bohrten auch ein paar Mal in die Telekomleitungen rein. Aber das sind halt Kollateralschäden. Die Kanäle wurden ordentlich wieder verschlossen. Wenn wir das Arbeitstempo auf den Autobahnbaustellen hätten, dann gäbe es keine Autobahnbaustellen mehr.
5. Hausanschlussphase
Vom Fußweg aus wird das Kabel unterirdisch ins Haus gelegt. Da wird nichts aufgebuddelt. Dort kommt an die Wand ein Kästchen hin. Sieht bei uns ganz ordentlich aus (war nicht dabei, bin nur Mieter). Der Hausanschluss kostet wohl 70€. Den Bohrdreck räumen sie übrigens nicht weg.
6. Verlegung im Haus
Jetzt kommen wir wieder zurück zu Punkt 2. Das Servicepaket beinhaltet eine Bohrung durch eine Wand und kostet 80€. Eingeplant ist dafür 1 Stunde. Sie verlegen keine Leehrrohre in der Wand. Wenn du etagenübergreifend verlegen musst, wollen sie durch den Fußboden (Parkett egal, 5cm von der Wand entfernt) bohren. Ausnahme ist, wenn du eine Fußbodenheizung hast, dann machen sie gar nichts. Ich hab das Glasfaserkabel durch das Telefonrohr mit durchgezogen. Damit erlischt allerdings die Garantie sowohl bei der Telekom als auch bei der DG. Wenn Dein Haus bereits mit Netzwerk ausgestattet ist, kannst du auch das Modem beim Hausübergabepunkt installieren lassen und per Netzwerk in die Wohnung gehen. Hast du keine Möglichkeit, durch die Decke zu kommen, bieten sie Dir eine Wifi-Bridge an. D.h. im Keller kommt eine Wifi-Sender hin. In der Etage darüber wird das Signal dann abgegriffen. Ob man das will, überlass ich Deiner Bewertung. Hätte ich das Glasfaserkabel nicht durch das Telefonrohr bekommen, wäre ich vom Vertrag zurückgetreten. Generell solltest du Dir vor Vertragsabschluss (Punkt 1) Gedanken machen, wie du das Glasfaser- oder Netzwerkkabel vom Keller (HÜP) in die Wohnung zur Fritzbox bekommst.
7. Anschluss
Im Keller hast du den Hausübergabepunkt. Da kommt das dicke Glasfaserkabel an. Über die Farbkombinationen der dünnen Kabel darin können die ganzen Wohneinheiten angeschlossen werden. Dürften so um die 10 Wohnungen pro Hauskabel sein. In der Wohnung bekommst du weißes Kästchen. In dem befindet sich nur das aufgerollte Glasfaserkabel. Von dem geht ein Glasfaserverbindungskabel ins Modem (NT, schwarzes Kästchen), was wiederum einen Ethernetanschluss hat, an dem du die Fritzbox anschließt. In der Fritzbox wird der Internetzugang dann über den WAN-Port hergestellt (siehe dazu
Anleitung. In meinem Kunden-Portal bei der DG steht übrigens bei Projektfortschritt noch immer "Planungsphase". Als nächstes wäre also die Bauphase dran. Mal sehen, ob die das noch aktualisieren.
Beim Modem wäre noch zu beachten, dass du entweder die Verpackung aufhebst und/oder die Rückseite abfotografierst. Für die Aktivierung wird da der Barcode benötigt. Ich hatte das Modem an die Wand geklebt und musste das zur Aktivierung abreißen.
Zu beachten
Du bekommst von der DG eine native IPv6 und einer
CGN-IPv4, d.h. eine IPv4, die nur im Netz der DG erreichbar ist. Damit kommst du nicht mehr per IPv4 von außen auf Deine Fritzbox. Da die Fritzbox (Firmware <7.30) noch kein Wireguard kann, kannst du auch kein VPN mehr zur Fritzbox von außen aufbauen. Du solltest Dich in dem Fall also schon mal mit IPv6 auseinandersetzen. Siehe dazu
mein Thread.
Vertragliches
Das Lockangebot (hab ich auch abgeschlossen) kannst du nur nach 11 Monaten einen Monat lang ändern. Der Tarifwechsel kostet 10€. Und ab dann beginnt ein neues Vertragsverhältnis für weitere 24 Monate. Mit dem Lockangebot bist du also schon mal 3 Jahre auf die DG festgenagelt.
Bei den niedrigeren Tarifen DG300 ist gar keine Telefonflat, bei DG400 keine Mobilflat dabei. Gespräche ins Mobilnetz kosten da 17 Cent/Minute (weswegen ich eine Betamax-SIP mit Rufnummerregeln in der Fritzbox konfiguriert hab).
Leistung
Ich hatte vorher 1&1 mit DSL 250. Beim Surfen merkst du keinen Unterschied. Ich hab eher noch den Eindruck, dass sich manche Seiten sogar geringfügig langsamer aufbauen. Beim Down-/Upload sieht's schon wieder anders aus. Bei einem Testdownload kam ich mal auf 70 mb/sec (entspricht 560 mbit/s). 10 GB in knapp 3 min runterladen, hat schon was. Aber natürlich werd ich meinen Tarif nach dem Testzeitraum auf 400 Mbit/s ändern (Termin ist im Kalender eingetragen).
Deine Fritzbox sollte in jedem Fall für den Anschluss ausreichen. Die LAN-Ports können 1 Gbit/s. Die 1 Gbit/s per WAN erreichst du auch, wirst aber eher selten auch Gegenstellen finden, die diese Geschwindigkeiten dauerhaft liefern.