Hallo,
oh nein, ich ich fahre hier noch aus der Haut, bei den Unzulänglichkeiten, die hier begangen werden. Wer hat euch erzählt, der Ping hätte was mit dem Delay zu tun, dass beim BDP herangezogen wird?
Beide Werte haben absolut gar nichts miteinander zu tun. Zum einen ist ein Ping ein ICMP Paket, kein TCP Paket. Das Verhalten der Internetrouter für ICMP Pakete ist aber völlig anders, als für TCP Pakete. Was viel wichtiger ist: Ein Ping ist sehr klein, nur 32 Byte Payload. Ein TCP Paket ist sehr viel größer, und braucht entsprechend länger. Man könnte einen Ping mit größerem Inhalt abschicken, um ein Gefühl dafür zu bekommen, aber an die richtige Größenordnung kommt man trotzdem nicht: Pings über der Fragmentierungsgröße werden üblicherweise nicht mehr im Internet beantwortet. TCP Pakete erreichen meistens Größen, dass die fragmentiert werden. Man muss für das BDP also nicht die Laufzeit eines Paketes berücksichtigen, sondern mehrerer.
Nicht zuletzt: Nicht die reine Network Response Time fließt in das TCP Delay ein, sondern auch die erforderliche Verarbeitungszeit beider Rechner für die Generierung der Pakete. Der Server muss die Daten zur Verfügung stellen (von einer langsamen Festplatte?), und der Client muss sie wegschreiben (auf eine noch langsamere Festplatte) und das ACK berechnen.
Insgesamt könnt ihr davon ausgehen, dass das zur Berechnung erforderliche Delay locker Faktor 5 - 10 eures Pings beträgt. Und dann sind wir schon bei den 200 ms, auch bei einer schnellen Internetanbindung.
Was hier noch gar nicht zur Sprache kam: Protokolloverhead. Die Werte von Speedguide sind fast Netto-Werte (TCP Throughput), die DSL Verbindung muss noch mal ca. (je nach Optimierung) 12 - 20 % mehr Daten schleusen, da auch noch TCP Header, IP Header, PPPOE Header und ATM Header übertragen werden müssen.
Ich stelle fest, dass ihr es euch sehr einfach macht, mal eben einen Schuldigen für die Speedprobleme zu identifizieren. Dabei sollte doch spätestens durch die vergeblichen Techniker-Besuche herausgekommen sein, dass es nicht "mal eben so" getan ist. Die ganze Materie ist komplex, und wenn ich dann lese "Ping ist gut, also spielt RWIN keine Rolle", dann werde ich wahnsinnig.
Dazu kommt noch, dass unglaublich viele Einheiten den RWIN Wert einer TCP Verbindung beeinflussen können. Neben eurem Windows auch Programme wie Online-Spiele, Virenscanner oder VPN Software. Aber auch jeder Router im Internet kann das tun. Auf die wenigsten davon hat 1&1 Einfluss. Auf einige habt ihr Einfluss, auf einige die T-Com. Viele davon liegen außerhalb jeden Einflussbereiches, weit in den Transportnetzen oder auf Server Seite. Das Problem ist: Nie ist eine Instanz allein die Ursache des Übels. Negative Ergebnisse entstehen meistens durch das Zusammenspiel mehrerer Komponenten. Und da kann ein an sich sauber konfiguriertes System plötzlich doch den Schwarzen Peter bekommen, da eine völlig unauffällige Kleinigkeit bei einem Router im Internet dazu führt, den RWIN Wert zu kappen und damit die Geschwindigkeit zu drosseln. Um so mehr kann die Aufforderung nur lauten: Bringt erst mal eure eigenen Klamotten in Ordnung.
Was mir aber noch auffällt:
Bytes 32 Zeit 20ms TTL=55
Bytes 19 Zeit 19ms TTL=55
Bytes 32 Zeit 19ms TTL=55
Bytes 32 Zeit 20ms TTL=55
Wo sind die Bytes hin? die DSL Werte sind unauffällig, dort treten keine Paketverluste auf. Wo also sind die Bytes verschwunden? Das solltet ihr mit untersuchen, wenn ihr eh schon dabei seid.