Wir haben ein Mehrfamilienhaus mit einigen Wlans, zusammen mit den Nachbarhäusern erscheint bei der Wlan-Suche eine große Liste von Netzen,
Völlig normal.
die sich alle gegenseitig stören.
"Stören" ist ein großes Wort. Im Gegensatz zu anderen Funksystemen ist "WLAN" darauf ausgelegt, dass es mit anderen Netzen koexistiert. Dafür gibt es ja eine Reihe von Kanälen die beliebig genutzt werden und die Consumer-Router haben schon seit vielen Jahren Funktionen mit denen sie die benachbarten Netze beobachten und ihre eigene Kanalnutzung darauf abstimmen. Die Fritzboxen bspw. zeigen dem Nutzer gegenüber das auch an.
Würde es wohl etwas bringen, wenn man in unserem Haus ein Wlan-Mesh für alle macht? Oder haben die verschiedenen Repeater dann auch versch. Kanäle und stören sich gegenseitig genauso?
Mesh und Consumer-Hardware würde ja bedeuten, es gibt eine Fritzbox über die dann ein Mesh aufgespannt wird.
Erst einmal bedeutet das technisch, das sich plötzlich alle Wohnungen denselben Internetzugang (DSL?) teilen. Ich glaube kaum dass das gewünscht ist, abgesehen davon dass das auch rechtliche Konsequenzen hat und die Frage ist, wie es mit LAN-Geräten und (Festnetz-)Telefonen in den Wohnungen aussieht. Speziell wenn es Nutzer gibt, die übers Internet TV gucken, wie bspw. Telekom Magenta-Kram, wird es schon knifflig.
Kommt auch sehr auf die Hausgemeinschaft an. Ich kenne MFHs wo man so gut mit einander auskommt dass im Haus sogar eine zentrale Telefonanlage installiert ist die sich alle teilen.
Mesh wird - so scheint es mir - in den letzten Jahren zunehmend als Magietechnologie verwendet, die ganz viel schnelles WLAN für Alle ohne Aufwand macht.
Eines muss man mal klar sagen: Mesh ist eine Krücke und besagt nicht mehr als dass die APs auch unter einander sprechen können. Das bedeutet aber auch: je nach "Lage" macht es die Situation noch schlechter weil über einzelne APs sehr viel interner Verkehr läuft, über Wohnungsgrenzen hinweg.
Es wäre dann auch zusätzlich so, dass der Mesh-Master den gesamten Netzverkehr des gesamten Hauses tragen muss. Dadurch, dass die APs auch noch unter einander funken, belastet das das Netz zusätzlich (sprich: kostet Datenrate).
So ein "Fritzbox-Mesh" bedeutet aber auch, dass ein einzelne Nutzer Einfluss auf das ganze Netz hat. Wenn jemand (absichtlich oder unabsichtlich) mal auf seinem Mesh-Repeater rumdrückt oder ihn an eine andere Stelle in der Wohnung steckt, kann er damit Teile des Netzes lahm legen.
Ich würde, bevor ich da überlege irgendetwas zu tun, nachweisen, dass jetzt überhaupt ein Problem besteht. WLAN ist unter der Haube keine einfache Technologie, und man schiebt Probleme, die z. B. auch durch tatsächliche Störquellen entstehen können (Elektromotoren, andere funkende Geräte, Mikrowellenherde,...), Inkompatibilitäten zwischen Geräten oder schlicht schlechte Hardware gern auf einfache Umstände ("Es gibt zu viele Teilnehmer").
Wenn denn dann klar ist, dass es
- Grundlegend Probleme gibt
- die zweifelsfrei darauf zurückzuführen sind, dass es zu viele parallel existierende WLAN-Netze gibt
dann kann man überlegen, ob man dem Problem beikommt, indem man in dem Haus dann die Anzahl der Netze reduziert, indem es “physisch" nur noch ein WLAN gibt. Das müsste aber logisch so aufgebaut sein, dass jede Wohnung weiterhin den Zugriff auf ihr eigenes DSL (und auch nur das) hat.
Wie viele Wohnungen hat das MFH? 4? 6? 8?
Dann sollte man aber nicht von vornherein auf die Bremse treten und ein Mesh bauen, das im Zweifel den Funkverkehr noch
erhöht, weil die APs alle untereinander sprechen müssen. Die Wohnungen müssten folglich alle mit Netzwerkverkabelung ausgestattet werden, damit der interne Datenverkehr nicht über Funk läuft.
Das ganze muss dann an einem zentralen Router/WLAN-Controller gebündelt werden, der die logischen Netze alle auf die Internetanschlüsse der Wohnungen verteilt.
Das Problem: ein Hardware-Router, der so viele WAN-Interfaces hat oder eine Firewall durch die man das alles schleusen kann, da ist man schon im sehr professionellen Bereich. Auch eine größere Firma hat idR eine (Haupt-)WAN Anbindung und dann ein Mobilfunk-Backup. Dann vielleicht noch eine redundante WAN-Anbindung, mehr ist schon nicht mehr so häufig.
Kostenpunkt bei professionellen Access Points: Jenachdem, was man haben will ca. 150 bis 600 € - pro Stück.
Bei 2,4 GHz WLAN würde ich rechnerisch 1,5 APs pro Wohnung veranschlagen, als absolutes Minimum. Wenn man top-modernes WLAN haben will muss die Dichte umso höher sein, bei 5 GHz spricht man ja auch gern von "Zimmer-WLAN".
Wenn man WLAN vernünftig macht, und insbesondere dann, wenn man es bauen möchte dass eine optimale Abdeckung erreicht wird, und nicht zum Beispiel alle Geräte immer auf voller Leistung senden müssen um ihren AP zu erreichen, dann geht dem eine Ausleuchtungsmessung voraus. Jemand mit speziellem Messequipment benötigt dann freien Zugang zu allen Räumen, die Abdeckung benötigen und deckt so insbesondere auf, ob das Gebäude HF-undurchlässige Wände, etc. hat. Was viele überrascht: Holz und Rigips sind klassische Funk-Killer.
Das ist dann schon ziemlich viel Aufwand, technisch aber auch handwerklich, und man hat dann professionelles Equipment im Haus, für das man auch jemanden braucht, der es einrichten und warten kann. Klare Aussage aber: Professionelles WLAN nur mit Kabel-APs, alles andere ist eine Krücke. Kostentechnisch ist man da sicherlich im 5-stelligen Bereich.
Und, da kommt es dann wieder auf die Hausgemeinschaft an, solche Bemühungen können schnell wieder torpediert werden, wenn ein Wohnungsnutzer dann in dem zentralen System nicht mitspielen will und sich doch lieber seine eigene Infrastruktur aufbaut.