Hallo,
ich glaube, Du wirfst hier ein paar Dinge ein bisschen durcheinander, deswegen versuche ich das mal ein bisschen zu erklären.
snoopyvoip78 schrieb:
existiert denn eine Möglichkeit per VoIP Telefonate in CD-Qualität zu führen?
Weiter unten werden wir noch darauf kommen, daß Du das eigentlich garnicht brauchst, aber nur mal als Antwort:
Ganz klar: Nein.
Nicht ohne einen neuen Audio-Codec in einen VoIP-Client einzubauen.
Warum?
- Abtastrate und Abtasttiefe sind bei Audio-CDs wesentlich größer als das, was man für VoIP heutzutage nutzt.
[Achtung: das berücksichtigt nicht den oben erwähnten speex, von dem habe ich noch nichts gehört, da kann ich nichts zu sagen]
Für Nutzung des 711er Codecs (dem besten, was für VoIP heute üblich ist) wird (historisch aus dem ISDN her kommend) nur der Bereich von ~0 HZ bis ~4 kHz digitalisiert (eben der für Sprache wichtige).
bei Audio-CDs geht das hoch bis ~22kHz, also an die oberste Grenze des hörbaren.
Dir fehlen also ganz grundsätzlich alle Frequenzen über 4kHz, was Sprachcodecs für Musikübertragung schonmal prinzipiell ungeeignet macht.
Dazu kommt noch die niedrigere Abtasttiefe und ein ganzer Stall voll anderer Gründe, aber soviel mal dazu.
Diese Unterschiede sind auch ganz klar hörbar, insbesondere der gerine Frequenzumfang beim Telefon ist ohne Probleme hörbar. Probiers doch aus. Nimm Dir ein Softphone Deiner Wahl, klemm anstelle eines Mikrophons einen CD-Player dran und hör mal, was auf der anderen Seite rauskommt.
So, jetzt wirds lustig, an dieser Stelle musste ich lachen:
Reine Streaminglösung führen zu keinem Ergebnis, da der delay einfach zu hoch ist.
Wie kommst Du auf die Idee, daß es da einen Unterschied gibt zwischen VoIP und einer "reinen Streaming-Lösung"?
VoIP ist auch ein Stream und macht genau das gleiche, nur noch ein bisschen trara drumrum, das Du für Deinen Zweck sowieso nicht brauchst.
Irgendwie müssen die Daten doch von A nach B kommen, und wenn Du das via Internet routest, also paketbasiert, dann entsteht halt nunmal entsprechender delay durch die ganzen Router und so auf dem Weg.
Soviel zur Theorie - und jetzt schauen wir mal, was Du wirklich brauchst für Deinen Zweck.
Ich betreibe ein kleines Webradio und möchte gerne mit meinem Kollegen in Toronto zusammen eine Live Moderation übernehmen.
Also, wichtige Stichworte hier sind:
- webradio (-> es wird nachher ohnehin komprimiert)
- Moderation (-> es geht sowieso nur um Sprache, nicht um Musik)
Also: Wenn Du sowieso nur Sprache übertragen willst, dann brauchst Du die oben erwähnten höheren Frequenzen nicht und auch die niedrigere Abtastung sollte reichen.
Das ist dann KEINE CD-Qualität.
Aber es ist für das, was Du damit machst, absolut ausreichend.
Abgesehen davon, daß Du nachher das als webradio nutzen willst, also wird eh wieder nochmal komprimiert, also kommt beim Hörer sowieso keine CD-Qualität mehr an.
Soviel mal zum Thema Codec und Digitalisierung - da ist eine Lösung also per IP-Übertragung prinzipell möglich.
Jetzt zum delay:
Also, solange Du Daten per IP überträgst, wirst Du definitiv delays haben.
1x halb um die Welt sollten diese sich aber in recht akzeptablem Bereich halten lassen, sagen wir mal 150ms, was schon akzeptabel sein sollte. (Nur für die Strecke, ohne Rechner vorne & hinten dran).
Jetzt beschwerst Du Dich aber, vermutlich liegt Dein Delay also wohl darüber.
Also, langer Rede kurzer Sinn:
- VoIP ist nicht der richtige Ansatz um Dein Problem zu lösen. Du bist hier ganz prinzipiell falsch.
Alles, was mit VoIP möglich ist, ist auch ohne VoIP mit direktem Streaming möglich. VoIP setzt da nur noch eine Komplexität drauf (Signalisierung etc), die Du eigentlich garnicht brauchst.
Einen Stream hast Du so oder so.
- Probiere, herauszufinden, wieviel delay Du wirklich hast (ping), ggf. an welcher Stelle der entsteht (in deinem Rechner bei der Digitalisierung? Auf der Übertragungsstrecke selbst?) und setze da an, wo es Sinn macht.
Ein Rechner an jedem Ende macht sicher schonmal 50ms für das ganze ein- und ausgepacke der Daten. Wenn viel mehr, schau an welchem Ende, und probier es mal mit einem schnelleren.
Stell mal eine kleinere UDP-Packet-Size ein. Lass nicht soviele Programme laufen. Das übliche halt.
Nutze kein WLAN, das ist ja eh klar.
Wenn Du denn unbedingt das ganze über VoIP machen willst (vielleicht hast Du keine passende andere Software), dann schau drauf, daß der Stream direkt zwischen den beiden Endpunkten läuft und nicht etwa über einen Proxy geroutet wird. Ist zwar bei den meisten Providern nicht üblich, möglich ist es aber. Du könntest etwa direkt per IP-Wahl Dein Gegenüber anwählen, um sicher zu gehen.
Wenn die Strecke selbst langsam ist, probier einen anderen Provider.
Wenn das nichts nutzt, bleibt Dir nur noch, auf IP an den Endpunkten ganz zu verzichten. Geh direkt über ISDN. (ISDN-Telefon mit Headset-Eingang, daran Dein Mischpult mit Deinem Mikro dran).
Vermutlich wird dein Gespräch irgendwo zwischendrin im Telefonnetz auch wieder auf IP oder Frame Relay oder ATM oder was weiss ich umgesetzt, aber das dann mit einer vernünftigen Dienstepriorisierung, so daß, wenn Dein Problem wirklich eine überlastete Internetanbindung ist, das besser werden sollte.
Wenn Dir das nicht reicht, miete Dir eine Frame-Relay-Strecke.
Das dürfte dann wohl das schnellste sein.
Aber den nächsten Urlaub kannst Du Dir dann wohl nicht mehr leisten.