Wirklich schlecht (im Sinne der Übertragungsqualität) ist Internettelefonie nicht. Die Technik hat in dieser Hinsicht erstaunliche Fortschritte gemacht. Gegenüber ISDN hat VoIP aber immer noch den Nachteil geringerer Zuverlässigkeit (welche gerade im geschäftlichen Umfeld besonders wichtig ist). Der Grund dafür ist einfach: VoIP erfordert eine Breitbandverbindung, und eine solche herzustellen ist viel aufwendiger als eine konventionelle Telefonverbindung über einen schnöden Kupferdraht zu schicken. Um über VoIP telefonieren zu können, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
1. Die Leitung muss in Ordnung sein.
2. Das DSL-Modem muss mit ausreichender Bandbreite synchronisieren (dieser Vorgang kann z. B. durch elektromagnetische Einstreuungen, aber auch durch die Eigenschaften der Leitung beeinträchtigt werden)
3. Es muss eine PPPoE-Verbindung zum Provider aufgebaut sein.
4. Über diese PPPoE-Verbindung muss ein Login beim Gateway des Providers möglich sein.
5. Das IP-Routing vom VoIP-Client des Teilnehmers bis zum SIP-Server muss funktionieren.
6. Der VoIP-Client muss sich am SIP-Server anmelden können.
Erst dann kann man tatsächlich über VoIP telefonieren.
Um konventionell telefonieren zu können, muss folgende Bedingung erfüllt sein:
1. Die Leitung muss in Ordnung sein.
Das war's dann auch schon. Man sieht, es gibt wesentlich weniger Technik, die für Ausfälle sorgen kann.
Nicht berücksichtigt habe ich die Netztechnik, über die eine Telefonverbindung nach der Vermittlungsstelle weitergeleitet wird. Die ist bei herkömmlicher Telefonie nicht weniger komplex als bei der VoIP-Telefonie, denn auch herkömmliche Telefonnetze arbeiten inzwischen digital. Mir ging es nur um die Verbindung zwischen Teilnehmer und Vermittlungsstelle ("letzte Meile"), wobei ich den SIP-Server als VoIP-"Vermittlungsstelle" betrachte. Und wie beschrieben, besteht die "letzte Meile" beim konventionellen Anschluss im besten Fall aus einem Stück Draht, während bei VoIP auf derselben Strecke bereits hochkomplexe Breitbandtechnik werkelt. Was von beiden störanfälliger ist, kann man sich sicher denken.
Weitere Nachteile der IP-Telefonie resultieren aus den prinzipiellen Eigenheiten eines IP-Netzes, z. B. Latenzen und Paketverlusten.
Lange Rede, kurzer Sinn: für Privatanschlüsse kann man VoIP in Erwägung ziehen. Bei geschäftlich genutzten Anschlüssen würde ich dagegen wenn möglich zu ISDN greifen.
Grüßle
Der Mikrogigant