So, ich habe das Gerät seit Freitag und in den vergangenen Tagen mal ein paar Tests gemacht. Zunächst mal kann ich sagen, die Zeiten, wo man Spiegeleier braten konnte mit dem Sipura sind vorbei, mein 3000er wird nicht viel wärmer als handwarm.
Das Gerät verwaltet zwei VoIP Accounts, wobei einer dieser Accounts für reine VoIP Telefonie reserviert ist und der andere für die Gateway-Funktionen. Der VoIP Account (oder Line 1) ist von der Funktionalität identisch mit Sipura 1000/2000, mit der gewohnten Qualität und Zuverlässigkeit und bedarf daher wohl keiner weiteren Erläuterungen. Wichtig für Direct IP Dialling ist jedoch, sich an die Anweisungen im User Manual zu halten und tatsächlich für beide Gesprächspartner eine rtp port range einzusellen, die mindestens 4 grade Portnummern enthält. Sonst kann es zu Problemen kommen.
PSTN -> VoIP Gateway
Dies funktioniert in der Regel so, wie man es erwartet. Der Sipura nimmt nach einer einstellbaren Verzögerung Gespräche vom PSTN Anschluß an und stellt einen VoIP Wählton zur Verfügung. Die Verzögerung sollte mindestens 2 Klingeltöne betragen, so daß der Sipura ggf. die Rufnummer des Anfrufers sicher erkannt hat bevor er das Gespräch annimmt. Der Anrufer kann dann per DTMF die gewünschte VoIP Zielrufnummer wählen, anhand eines zuvor hinterlegten Dial Plans wie er auch schon vom SPA-1000/2000 bekannt ist, 8 Speed-Dials stehen ebenfalls zur Verfügung.
Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung, den Zugang zu beschränken:
1. PIN Eingabe. Der Anrufer wird zunächst aufgefordert eine Pin einzugeben. 8 verschiedene Pins können festgelegt werden und verschiedenen Dial Plans zugeordnet werden. Abhängig von der Pin, die der Anrufer eingibt, ist es folglich möglich, bestimmte Anrufziele (0190, Ausland, ....) zu beschränken oder auch nur eine feste Weiterleitung auf einen vordefinierten VoIP Account zu erlauben.
2. Caller-ID. Die Caller-ID kann auf zwei Arten und die Authentisierung einbezogen werden:
2a) nur Anrufe mit vordefinierten Rufnummern werden überhaupt vom VoIP Gateway entgegen genommen, alle anderen Anrufe erhalten nur ein endloses Freizeichen bzw. werden optional am Line 1 angeschlossenden Analogtelefon signalisiert. Mit dieser Konfiguration läßt sich das VoIP Gateway z.B auch an einem reinen Analoganschluß parallel zum normalen Telefon betreiben, das VoIP Gateway nimmt nur Anrufe von voreingestellten Rufnummern an (z.B. der eigenen Handynummer), bei allen anderen Anrufen klingelt das normale Analogtelefon. Optional können vom VoIP angenommene Anrufe zusätzlich durch die PIN Authentisierung geführt werden.
2b) alle eingehenden Anrufe werden vom VoIP angenommen, Anrufer mit unbekannter Rufnummer durchlaufen die PIN Prozedur, Anrufer mit voreingestellten Caller-IDs erhalten direkt das VoIP Freizeichen, umgehen also die Pin-Prozedur. Diese Konfiguration eignet sich inbesondere, wenn dem Sipura eine eigene PSTN Leitung und Rufnummer zur Verfügung steht, z.B. an der ISDN Telefonanlage.
Nicht möglich ist leider die Zuordnung von verschiedenen Dial Plans zur übermittelten Rufnummer des Anrufers. Funktionen wie "verschiedene Anrufer werden direkt auf verschiedene, aber pro Anrufer festgelegte VoIP weitergeleitet" sind daher nur über den Umweg der Pin Eingabe möglich.
Nicht ganz zuverlässig, zumindest an meiner ISDN-Anlage, funktioniert leider die Erkennung, wann ein PSTN Anrufer auflegt. Dies kann schon einmal zu Problemen führen, wenn der VoIP-Teilnehmer, auf den das Gateway weitergeleitet hat, niemals auflegt, weil zum Beispiel eine Endlosansage oder Anrufbeantworter das Gespräch angenommen hat. Der Sipura besitzt zwar diverse Erkennungsmethoden, an meiner Anlage funktionierte neben dem Inactivity Timeout (Stille auf der PSTN Leitung) jedoch nur die Disconnect Tone Erkennung und das auch nicht immer ganz zuverlässig. Der Anrufer kann jedoch dem Sipura manuell durch Angabe von **# (DTMF) den Befehl zum Auflegen geben.
VoIP -> PSTN Gateway
Hier sieht es nicht ganz so rosig aus. Die erste große Einschränkung besteht darin, daß bei einem eingehenden VoIP Anruf kein DTMF (In-Band) zur Pineingabe und zur Wahl der PSTN Zielrufnummer verwendet werden kann. Für eingehende VoIP-Anrufe ist die Nutzung des (Out-of-Band) AVT Protokolls verpflichtend. Dies ist natürlich kein Problem, wenn der Anrufer tatsächlich ein "echter" VoIP-Teilnehmer ist, der Versuch aber zum Beispiel eingehende Anrufe von einer sipgate Festnetznummer über PSTN weiterzuleiten, scheitert jedoch an dieser Hürde. Der Sipura bietet zwar eine Option, den Anrufer bereits vor der Wahl der eigentlichen PSTN Zielrufnummer direkt mit der PSTN Leitung zu verbinden (Freizeichen), in der Praxis erkannte jedoch der Telekom-Switch die vom Anrufer gewählten DTMF Töne einer solchen über VoIP gerouteten Verbindung nur unzuverlässig, zumindest mit meiner Config.
Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung, den Zugang zu beschränken:
1. PIN Eingabe. Dies funktioniert genauso wie zuvor unter PSTN->VoIP beschrieben, inkl. Einschränkungsmöglichkeiten auf bestimmte PSTN-Telefonnummern anhand der eingegebenen Pin.
2. Caller-ID. Die Caller-ID kann hier im Gegensatz zu oben nur als zusätzliche Zugangsbeschränkung benutzt werden, d.h. Anrufer mit falscher Caller-ID werden ignoriert oder können am angeschlossenden Analog-Telefon signalisiert werden. Die Caller-ID kann hier jedoch nicht zum Umgehen einer Pin Eingabe genutzt werden.
3. IP-Adresse. Die IP-Adresse des Invite Pakets wird verglichen mit der Access-List im Sipura, bei Übereinstimmung wird die Pin-Eingabe übergangen.
4. http Digest: Alternative zur Pin Eingabe
Der Sipura unterstützt auch One-Stage Dialling, d.h. von der Sipura ein Invite Paket empfängt in der Form "08003301000@<ip address of the SPA-3000>" wird direkt über PSTN zur Telekom-Hotline durchgestellt
vorrausgesetzt natürlich, die Rufnummer 08003301000 ist laut dem konfigurierten Dial Plan zulässig. Authentisierung über Pin Eingabe ist bei One-Stage Dialling logischerweise nicht möglich.
SIP Account Verwaltung
Wie bereits vom Sipura 2000 bekannt, verwaltet auch der Sipura 3000 die beiden Lines (Line 1 - VoIP und PSTN Line - Gateway) grundsätzlich vollkommen unabhängig voneinander. Allerdings sind beim SPA-3000 doch einige Optionen hinzugekommen, die diese strenge Trennung ein wenig zu überwinden helfen. Folgende Konfigurationen wären realisierbar:
1. SIP Provider, der mehrere VoIP Endgerätregistrierungen gleichzeitig auf einem Account erlaubt und bei dem bei eingehenden Anrufen alle Endgeräte alamiert werden. Man trägt den gleichen Account in Line 1 und PSTN Line ein, mit unterschiedlichen SIP Ports natürlich. Ausgehende VOIP Anrufe sind sowohl über das angeschlossene Analog-Telefon als auch vom PSTN über das Gateway möglich. Eingehende VOIP Anrufe werden sowohl am angeschlossenden Analogtelefon als auch am Gateway signalisiert, das Gateway kann diese Anrufe abhängig von CallerID oder generell nach einer einstellbaren Verzögerung annehmen.
2. zwei verschiedene SIP Provideraccounts: einer zur Abwicklung der normalen VoIP Telefonie, der zweite zur Abwicklung der Gatewayfunktionen. In diesem Fall ist jedoch keine Signalisierung eingehender Anrufe vom Gateway-Account auf dem angeschlossenden Analog-Telefon möglich, also auch dann nicht, wenn das Gateway den Anruf aufgrund von Zugangsbeschränkungen nicht entgegen nimmt. Das könnte zu Irretationen führen, falls ein über das PSTN-to-VoIP Gateway angerufener Teilnehmer versucht auf die übermittelte VoIP Rufnummer zurückzurufen.
3. VoIP-to-PSTN über einen SIP-Provideraccount: wird auf Line 1 installiert und somit grundsätzlich auf dem Analogtelefon signalisiert, eingehende VoIP-Anrufe können über die Call-Forwarding Optionen von Line 1 umgeleitet werden zum PSTN Gateway. Leider ist jedoch mit dieser Konfiguration kein PSTN-to-VoIP möglich, ausgenommen zu Zielen, die ohne Provider erreicht werden können (direkt IP Dialing über Speed Dial).
andere Funktionserweiterungen im Vergleich zu SPA-1000/2000
1. eingehende Anrufe auf der PSTN Leitung können optional am Line 1 Analog-Telefon signalisiert werden. Ausgehende Anrufe von Line 1 können wahlweise über den Line 1 VoIP Account oder über die PSTN Leitung geführt werden, inkl. eines automatischen Fallbacks von VoIP nach PSTN (abschaltbar). Das ganze ist über den Dial-Plan einzustellen und kann daher auch automatisiert werden, bestimmte Rufnummern immer über PSTN o.ä. Man kann also mit nur einem Telefon VoIP und PSTN bedienen.
2. Die Benutzung mehrerer verschiedener VoIP-Provider Accounts vom Telefon an Line 1 ist grundsätzlich möglich, einstellbar über den Line 1 Dial Plan (so eine Art VoIP Call-by-Call oder auch Least-Cost Routing, abhängig von der Konfiguration des Dial Plan). In der Praxis scheitet dies aber unter Umständen am Provider, Nikotel verlangt z.B., dass der Username zur Authentisierung identisch ist mit dem Absendernamen in der FROM: Zeile der SIP Pakete. Der SPA-3000 ändert derzeit leider nur den Usernamen in der Authentisierung, wenn er einen alternativen SIP-Account benutzen soll, nicht den in der From-Zeile.
Konfiguration
Die Konfiguration ist, wie bei Sipura üblich, wunderbar flexibel mit seinen Dial Plans, Tone Scripts und Regional Settings (imho der größte Vorteil von Sipura), aber dadurch natürlich auch nicht gerade einfach. Wer die Konfiguration des SPA-2000 versteht wird nach einer kurzen Einarbeitung auch mit dem 3000er keine Probleme haben, wem jedoch schon der 2000er Probleme bereitet, der wird eventuell nicht ganz so glücklich mit dem SPA-3000.