vom Provider angeschubste Provisionierung per TR-064(?)
Das Fragezeichen ist mehr als gerechtfertigt, denn ein Zugriff auf TR-064 ist für den Provider gar nicht vorgesehen (wenn auch bei AVM tatsächlich denkbar, aber das gilt auch für den TR-064-Zugriff eines Benutzers von der WAN-Seite einer FRITZ!Box). Dafür gibt es andere Protokolle:
CPE WAN Management Protocol - TR-069_Amendment-5.pdf und meines Wissens ist die "Novelle 5" die immer noch aktuelle Version dieses "Standards".
Und wenn man einen neuen Eintrag über die TR-064-Schnittstelle erzeugt hat (so dieses immer noch funktioniert, was ich in neueren Versionen gar nicht geprüft habe ... z.B. mittels
X_AVM-DE-AddVoIPAccount
über die
X_VoIP
-Schnittstelle von AVM:
https://avm.de/fileadmin/user_upload/Global/Service/Schnittstellen/x_voip-avm.pdf) und der wird vom Provider ohne weitere Information(en) gelöscht (was i.d.R. gar nicht der Fall ist, denn die Übernahme von Einstellungen vom Provider sollte (mittlerweile) auch im Event-Log der Box verzeichnet werden), woraus sich in der Folge dann für den Kunden höhere Kosten ergeben, die OHNE einen solchen Eingriff nicht entstanden wären, dann würde ich zumindest mal die Frage eines zu ersetzenden Schadens ins Gespräch bringen, denn in so einem Falle dürfte es auch der jeweilige Provider sein, der einem eine entsprechend überhöhte Rechnung präsentiert.
Denn auch die Informationen in der Knowledge-Base (aka "Wissensdatenbank") von AVM sind KEIN Bestandteil irgendeines Vertrags zwischen AVM und dem Kunden oder auch zwischen dem Provider und dem Kunden. Solange der Provider also nicht EXPLIZIT (in den spez. Vertragsbediingungen oder in seinen AGB) festhält, daß das Einrichten eigener SIP-Konten in der überlassenen/gemieteten FRITZ!Box NICHT ERLAUBT ist (was dann ggf. wieder Fragen hinsichtlich Wettbewerbsrecht und Endgerätefreiheit aufwirft), braucht man sich darum auch nicnt kümmern ... zumindest nicht, wenn man die Änderungen auf "legalem Weg" herbeiführen kann und die Verwendung von TR-064-Funktionen (wie gesagt, bei aktueller Firmware bin ich gar nicht sicher, daß es immer noch auf diesem Weg funktioniert, aber es war definitiv mal möglich, auch ohne Änderungen an der DMC-Variablen) dürfte durchaus in diese Kategorie fallen, erst recht, wenn es tatsächlich funktioniert.
Ein "Freetzen" wird vermutlich (die Bedingungen bei PŸUR kenne ich gar nicht so genau, zumal da wohl bei jedem Provider von den vielen, die sich unter der Marke "versammelt" haben, auch noch gesonderte Vertragsbedingungen einbezogen werden) tatsächlich über das Erlaubte hinausgehen, wobei auch eine reversible(!) Änderung der Firmware des Gerätes noch keine "Beschädigung" sein sollte - aber zumindest bei VF findet man inzwischen Formulierungen, die das Modifizieren bei einem Providergerät(!) zu einem (zivilrechtlichen!) Verstoß gegen die Vertragsbedingungen machen würden:
Der Kunde verpflichtet sich, für die Hardware ausschließlich von Vodafone bereitgestellte Software/Firmware zu verwenden, diese nicht zu manipulieren oder anders als vertraglich vereinbart zu nutzen. Sofern der Kunde sicherheitsrelevante Einstellungen im Modem eigenmächtig ändert, trägt er die Verantwortung für die hieraus ggf. resultierenden Folgen selbst. Vodafone ist berechtigt, die Software/Firmware des Modems jederzeit für den Kunden kostenfrei zu aktualisieren oder zu ändern oder das Modem auszutauschen. Daher ist der Kunde verpflichtet, seine persönlichen Einstellungen auf dem Modem regelmäßig zu sichern, damit Einstellungen nach einem Software-/Firmware-Update bzw. Hardwaretausch wiederhergestellt werden können.
Auch die Feststellung, daß VF jederzeit(!) berechtigt ist, die Firmware (kostenfrei - LOL) zu aktualisieren, ist ja nicht damit gleichzusetzen, daß diese Aktualisierung OHNE JEDE Information an den Kunden erfolgen darf. Solange der Vertrag also nicht explizit die Nutzung anderer SIP-Konten untersagt, liegt auch beim Eintragen eines zusätzlichen Accounts über TR-064 keine vertragswidrige Nutzung vor.
In den VF-AGB (Version vom April 2022:
https://www.vodafone.de/media/downloads/pdf/900271_KA_21677_1622_4_screen.pdf) sind zu einer entsprechenden vertraglichen Beschränkung auch keine Hinweise zu finden, speziell nicht bei "Ergänzende Bedingungen für Telefonie" (Abschnitt C). Auch in der Leistungsbeschreibung ist nichts von einer Beschränkung bei der Benutzung weiterer SIP-Provider erwähnt - man verläßt sich offenbar darauf, daß es sich über die AVM-Oberfläche nicht konfigurieren läßt.
Spannend aber auch ein Fakt in der Leistungsbeschreibung, der mir bisher entgangen war (ich lese halt auch nicht JEDE neue Version der Leistungsbeschreibung und Delta-Infos gibt es bei VF auch nicht):
Offenbar macht man jetzt bei VF auch hier einen Unterschied, ob eine Provider-Box nach einem Widerruf (also innerhalb der ersten 24 Monate des Vertrags) oder erst nach Beendigung des Vertrags (wenn sie ihr Geld eigentlich schon "abgearbeitet" hat) "untergeht", weil die früher geforderte Pauschale eben die "Abnutzung" des Gerätes bzw. die bereits vom Kunden geleisteten Zahlungen nicht ausreichend berücksichtigte.
Es ist für den Provider auch nicht ohne weiteres ersichtlich, wenn man einen zusätzlichen SIP-Account in der Box konfiguriert HAT ... das ginge nur, wenn der Provider seinerseits (vielleicht sogar noch regelmäßig, was auch fragwürdig wäre) die Konfiguration des Besitzers auslesen und auswerten würde oder tatsächlich bei jedem Neustart des Gerätes (zu anderen Zeitpunkten dürfte zumindest die Konfiguration über PACM nicht aktiv sein) eine neue Konfiguration sendet. Letzteres ist (nach meiner Erfahrung) schon mal nicht der Fall, denn dann müßte auch nach jedem Neustart eine Meldung "Der Provider hat erfolgreich Einstellungen an das Gerät übertragen." im Event-Log auftauchen.
Allerdings sind das nur Überlegungen bzw. Erfahrungswerte mit früheren Firmware-Versionen ... ohne passende Box und (aktuelle) Firmware läßt es sich auch nicht wirklich testen, ob AVM die TR-064-Funktionen genauso "abgeriegelt" hat, wie das Lua-Interface. Manches mag dafür sprechen ... anderes wieder dagegen, denn während das "Ausblenden" bestimmter Funktionen im GUI i.d.R. über Abfragen in den Lua-Files bewirkt wird, änder(te)n die TR-064-Funktionen (bisher zumindest) diese Einstellungen direkt und es bräuchte wohl eine weitere explizite Prüfung der passenden "Rahmenbedingungen", um solche Beschränkungen auch für die TR-064-Interfaces durchzusetzen.
Laut PYUR und
AVM ist offiziell die Einrichtung von eigenen VoIP-Rufnummern nicht möglich.
Bei PŸUR habe ich gerade mal in den AGB gelesen (
https://www.pyur.com/content/dam/pyur/download/agb-tele-columbus-gruppe-b2c.pdf) - dort ist zwar das Recht des Providers verankert, jederzeit die auf dem (überlassenen oder gemieteten) Gerät installierte Firmware zu aktualisieren ... aber davon, daß da nur vom Provider bereitgestellte Firmware genutzt werden darf, ist in den AGB schon mal nicht die Rede.
Der dort zu findende Satz:
Ferner ist die Gesellschaft berechtigt, technische Änderungen an diesen Endgeräten vorzunehmen, sofern sie unerheblich (z.B. Updates von Kanalbelegungslisten) oder technisch notwendig (Softwareupdates) sind.
ist auch deutlich "schwächer" als bei VF, denn eine (erneute) Konfiguration der Telefonieeinstellungen mit dem Ziel, die kundeneigenen Einstellungen zu annullieren, dürfte kaum als "unerheblich" oder "technisch notwendig" durchgehen.
Schon ein Eingriff, der ein solches Gerät aus der Ferne (unaufgefordert!) auf die Werkseinstellungen zurücksetzt, dürfte ein Verstoß des Providers gegen seine vertraglichen Pflichten sein.
Auch in der Beschreibung für die 6660 in der Webseite:
https://www.pyur.com/privatkunden/internet/fritzbox-6660.html finde ich weder einen Hinweis darauf, daß die Einrichtung weiterer Rufnummern nicht erlaubt wäre (ja, nicht einmal den Hinweis, daß das nicht MÖGLICH sei - da stellt sich mir die Frage, wo die im o.g. Zitat getätigte Feststellung ihre Basis hat ... vielleicht habe ich es aber auch nur überlesen) oder daß es da VOR der Lieferung einer FRITZ!Box 6660 Cable noch irgendwelche zusätzlichen Vertragsbedingungen gäbe, die der Kunde erst einmal akzeptieren müsse (nicht mal die so beliebten "Fußnoten" sind vorhanden).
Mein Fazit hinsichtlich der Konfiguration eines zusätzlichen SIP-Accounts in einer 6660 von PŸUR fiele also DEUTLICH anders aus, als das meines "Vorredners" ... sofern die Konfiguration über TR-064 funktioniert, wobei ich angesichts der AGB von PŸUR nicht mal davor zurückschrecken würde, die Beschränkungen im GUI abzuschalten (selbst bei VF-Boxen ändert das ja nichts an der Firmware, deren "Unversehrtheit" in den dortigen AGB ausbedungen wurde), um auf diesem Weg eigene SIP-Accounts hinzufügen zu können.
Bei weitergehenden Änderungen (der TO hat vermutlich noch gar keine Ideen, was FRITZ!OS eigentlich ist, wie es funktioniert und was man beim "Freetzen" einer Box TATSÄCHLICH verändern würde) könnte/müßte man dann neu überlegen ... aber ich kann (in den Vertragsbedingungen und den von mir verlinkten Quellen bei PŸUR) nichts finden, was dem entgegenstehen würde. Falls das jemand in Zweifel ziehen möchte, dann bitte aber auch mit einer (plausiblen) Begründung ... alles immer noch unter der Annahme, daß die TR-064-Funktionen gar nicht von den Beschränkungen betroffen sind, was halt auch nur jemand mit passender Hardware (und den notwendigen Kenntnissen zum Aufruf von TR-064-Funktionen) verfizieren oder falsifizieren kann.