Moin,
Für mich als Laien, der den Vorgang einfach verstehen möchte
Zuerst lassen wir doch generell das Wort "einfach" weg. Nichts von dem was passiert ist "einfach". Dann wollen wir unterscheiden zwischen kaufmännisch (kaufm) und technisch (tech). Den EKP unterteilen wir bei der Bearbeitung der Anliegen in 1st (EKP-Ansprechpartner/-Anlaufstelle), 2nd (Themenbasierte bearbeitung der Anliegen) und 3th LvL (Themenbasierte spezielle Problemlösungen) Bearbeitung.
Anbieter bezeichne ich der Einfachheit halber mit Ihrer Kennung (Vergabe durch BNetzA [2]) und wir bleiben ausschließlich im Rahmen des TKG. Und ich setze Kenntnisse voraus, oder eine Begabung für Suchmaschinen.
Anbieter abgehend D001 (EKPabg)
Anbieter aufnehmend D009 (EKPauf)
Situation: EK erklärt durch Anbieterwechselauftrag (PA) [1] die Mitnahmeabsicht der MSN von D001 zu D009 mit dem Formular von D009, über D009, an D001 zum Vertragsende.
D001 und D009 einigen sich, via WBCI, auf das Übergabedatum zum und mit Vertragsende und erzeugen dann die jeweilige Meldung in ihrem System (bspw.: ICCS) (D001: L-Meldung, D009: P-Meldung) zum Übergabe Datum.
Teil 1: Am Tag der Portierung, am Tag der automatischen Prozesse:
Es wird 06:00 Uhr und die Sonne geht, je nach Jahreszeit, auf oder halt nicht und die Choreographie der Prozesse, ähnlich anmutend wie der Tanz der Vampire, beginnt.
Alle an diesem Tag anstehenden Portierungen werden erfasst und abgearbeitet, dabei wird für jede einzelne Rufnummer bei D001...
... der Anschluss gelöscht durch ...
... ... Zugangsdaten deaktivieren
... ... aktive Sitzung beenden
... ... kaufm Berechnung beenden
... das Routing aller Anfragen zur MSN wird korrigiert durch
... ... entfernen des internen Routings D001
... ... anlegen des externen Routings nach D009 ([4] unterer Absatz)
... ... exportieren des neuen Ist-Zustands an alle anderen Anbieter, je Anbieter [5]
Während dessen bei D009 (die Sonne geht auf, wir erinnern uns):
... der Anschluss wird eingerichtet durch ...
... ... aktivieren der Zugangsdaten (die der Kunde im Vorfeld schon erhalten hat)
... ... beginn der Abrechnung
... das Routing aller Anfragen zur MSN wird korrigiert durch ...
... ... löschen des Routings nach externen D001
... ... einrichten des internen Routing (D009)
... ... exportieren des neuen Ist-Zustands an alle anderen Anbieter, je Anbieter [5]
Abschließend der Choreographie ist die Rufnummer bestenfalls innerhalb weniger Stunden am Tag des Wechsels von jedem Anbieter abgehend jetzt bei D009 erreichbar.
Hinweise zu Teil 1:
"Anpassen des Routings": Muss bei _jedem_ Anbieter von jedem Anbieter selbst gemacht werden, wird i. d. R. durch Eingang einer Mitteilung der beteiligten EKPs angestoßen.
Alle Prozesse interagieren miteinander und sind z.T. voneinander abhängig. D.h. auch, dass bei nicht Erreichbarkeit oder Überlastung der IT Infrastruktur (aus welchen Grund auch immer) der ein oder andere Prozess bremst bis hin zu blockiert genauso wie Beispielsweise die kaufm. Aktivierung hängen kann, dann hängt mit Pech der gesamte Prozess.
Diese ominösen 24h, die man ja warten soll, sind eine Gesetzesvorgabe aus dem TKG und definieren die Zeit innerhalb der Anschluss wieder erreichbar sein muss. Viele Anbieter nutzen und manche brauchen diese Zeit auch zur Umsetzung.
Jetzt kommen wir zum eigentlich spannenden Teil, denn alles automatisierte läuft bestenfalls innerhalb weniger Stunden durch und der KD ist dann am gleichen Tag erreichbar.
Teil 2: Wenns scheiße ist
Es wird 06:00 Uhr, die Sonne geht, je nach Jahreszeit, auf oder halt nicht und die Rufnummer ist nicht erreichbar
Störungsmeldung im 1st LvL (nach Ablauf der 24h, 2nd LvL lehnt Entstörung sonst - zu recht - ab) durch EK an EKP (D009), nach qualifizierter Vorprüfung, wird das Ticket vom 1st LvL geöffnet und an 2nd LvL gestellt.
Störungsbearbeitung im 2nd LvL erfolgt normalerweise nach fifo (first in, first out). Im Lauf des Vormittag erreicht 2nd LvL das Ticket des EK und prüft das Routing intern und extern (hier wird nicht jeder Anbieter geprüft, i.d.R. nur die Großen) durch Testcalls und Abgleich zu internen Anrufdatenbanken (eingehende Anrufe). Fehlen dort Anrufe über einzelne Anbieter dann wird an den jeweiligen Anbieter gemeldet, meistens via E-Mail und vom Anbieter wird dann die Störung bearbeitet und auch via E-Mail zurückgemeldet. Die Arbeitszeit, je nach Anbieter, kann zwischen mehreren Arbeitstagen variieren.
Am Beispiel orientiert:
D009 meldet an D001 eine Routinestörung und bittet um Prüfung des Routings der MSN an D009. D001 2nd LvL prüft den Anschluss (Schritte wie oben) und behebt ggf. Probleme, reicht das nicht prüft D001 3th LvL i.d.R. die Datenbanken manuell und geht auf Lösungssuche. Wenn die Störung bei D001 als gelöst gilt bekommt D009 2nd LvL eine E-Mail mit Entstörmitteilung und kann dann, je nach internen Prozessen, den EK direkt informieren und das Ticket schließen.
Es kann natürlich auch passieren dass D001 kein Fehler findet und das auch so an D009 zurückmeldet. Das passiert wenn zwar alle Prozesse gelaufen sind aber noch nicht alle Systeme alle Daten gegriffen haben (steht in der Datenbank, wurde aber vom System noch nicht übernommen - diverse Hintergründe). Dann wartet man halt bis die Systeme mit den aktuellen Daten laufen.
Dieses Beispiel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder realitätsnahe Darstellung einzelner oder summierter Prozesse oder Prozessabläufe bestimmter oder unbestimmter Anbieter. Die Nennung von Anbieterkennungen dient hier der beispielhaften Darstellung und hat keinen Bezug zu juristischen oder natürlichen Personen oder eventuellen realen Gegebenheiten die so oder ähnlich stattgefunden haben.
Tobias
[1]
https://www.vodafone.de/infofaxe/104.pdf
[2]
https://www.bundesnetzagentur.de/DE...gskennungen/VerzeichnisPortKenn_Basepage.html
[3]
https://www.enghousecarrierservices.de/produkte/portierung/iccs/
[4]
https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/816475#Ablauf
[5] LNP im Gegensatz zu MNP verfügt nicht über eine Zentrale Datenbank
Edit 29.10.2019: Schreibfehler entfernt, PDA ist gängig als PA (PortierungsAuftrag)