Wenn es bei VDSL2 tatsächlich ein Framing gibt (wie bei ISDN, da halt mit geringerer Frequenz/Framesize) und permanent zufällige Daten übertragen werden, dann bin ich meinerseits im Irrtum - ich gebe zu, daß ich da nur auf theoretische Überlegungen zum FEXT gebaut habe und mir solche ständigen Übertragungen zufälliger Daten gar nicht geläufig waren bzw. es immer noch nicht sind. Hinzu kommt noch die propagierte Abwärtskompatibilität zu ADSL2+ ... gibt es dort dann auch ein solches "framing"? In der Regel interessiert mich das erst hinter dem Modem beruflich ... der Rest ist Physikunterricht und (lange vergangenes) Interesse an Elektronik allgemein.
Soweit ich das kenne bzw. gelesen habe, gibt es beim Vectoring (meintest Du vielleicht auch VDSL2-Vectoring?) zwar eine permanente Störsignalmessung, die findet aber nur auf einigen, verteilten Bins statt und verwendet auch vordefinierte Muster für die Störungserkennung und kein "Rauschen". Der letzte Absatz von mir im angesprochenen Beitrag sollte sich (ich habe das sicherlich nicht deutlich genug gemacht) auch auf Anschlüsse ohne Vectoring beziehen, weil ich auch die (immer wieder gerne genommenen) manuellen Veränderungen von SNR-Vorgaben im Blick hatte, die am Ende auch nur dazu führen, daß "schlechtere" Bins mit einbezogen werden oder mehr Symbole auf so einen Träger moduliert werden, die dann am Ende nicht mehr sauber ankommen und so den Durchsatz sogar negativ beeinflussen können.
Ich habe im Moment keine Zeit (und auch keine wirkliche Lust), bei der ETSI oder beim Breitbandforum ausführlich in G.993.5 nachzulesen, aber zumindest in einer "
Übersicht" zum Vectoring heißt es beim Broadband-Forum (in Punkt 4.7):
4.7 Addition and removal of VDSL2 signals on other lines
VDSL2 signals may appear and disappear at any time due to addition or removal of service, power failure, or a customer turning their modem on or off. Since it will take some time for the vectoring function to learn the new FEXT, the vectoring process must be designed to assure that errors do not occur in these situations.
-Hieße ein permanentes Framing auf allen Bins dann in der Konsequenz nicht auch, daß der Stromverbrauch beim VDSL2 so richtig durch die Decke geht?
Wenn es sich bei "der Leitung" um die DA jedes einzelnen Kunden handelt und da ständig auf allen verwendeten Bins volles Ballett ist (das Maß des Übersprechens - nicht nur beim FEXT - ist ja frequenz- und pegelabhängig), dann müßte der Energieverbrauch eines DSLAM und des Modems ja immer bei 100% sein (mal nur den "Verbrauch" auf den Leitungen betrachtet, nichts was das Equipment ansonsten noch verbraucht, wenn es nicht "im Leerlauf" ist) ... oder wo bin ich hier im Irrtum?
Ist das tatsächlich so? Dann ergäbe sich eine (relativ) konstante Charakteristik der Leitung (nur durch eher seltene Spikes von anderen Störern ggf. beeinflußt und auch dafür gibt es die Fehlerkorrekturmechanismen aus den älteren Verfahren noch) und ich läge falsch mit der Annahme, daß das von mir Geschriebene für jede einzelne Datenübertragung und den Moment der Übertragung gilt und es stünde immer die volle (nach dem Training ausgehandelte) Kapazität aller Bins zur Verfügung.
Dann ist das unabhängig von der Nutzung anderer DA, solange sich das "Leitungsbild" nicht ändert, weil z.B. eine DA dazugeschaltet wird, wenn ein Modem beim Kunden eingeschaltet oder neu gestartet wird - spätestens da sollte sich das jedenfalls nach dem o.a. Link ändern und damit ist das immer noch das "dynamische" Verhalten einer solchen Synchronisation, das ich eigentlich thematisieren wollte.
Oder liegt da gar ständig auf allen DA (egal, ob da gerade am anderen Ende beim Kunden ein Modem arbeitet oder nicht) dieses absichtliche "Rauschen" an? Was passiert mit der Leitung, wenn sich - durch An- oder Abstecken eines Endgerätes von der TAE-Dose - deren Länge ändert und damit ja auch die Charakteristik des Signals auf dieser DA, weil Reflektionen jetzt an einer anderen Stelle entstehen?
So ein "offenes Kabelende" an einem APL liefert (zumindest theoretisch) noch einmal ganz andere Reflexionen des eingespeisten Signals, denn es fehlt ja "der Verbraucher" und die eingespeiste Energie "verschwindet" ja nicht einfach. Gibt es dann noch andere Vorkehrungen, um solche Reflexionen zu vermeiden? Ich wüßte nicht, daß die Telekom sämtliche APL an einem Vectoring-Kabel mit Abschlußwiderständen ausstattet - und mir fehlt auch die Idee, ob man die "zurückfließende Energie" tatsächlich erneut nutzen könnte. Aber daß sich die Charakteristik einer DA anders darstellt, wenn da am anderen Ende ein Transceiver sitzt und das eingespeiste Signal nicht (ungedämpft, außer durch die Leitungsverluste) als Reflexion wieder beim Sender ankommt, würde für mich nicht in Frage stehen - schon durch diese Reflexion würde sich die Amplitude des Signals in Abhängigkeit von der Phasenlage von Original und Reflexion ändern oder nicht?
Ich bin also ziemlich verblüfft, wenn auf einem VDSL2-Kabel (mit oder ohne Vectoring, das Schielen auf die "Leitungskapazität" gilt ja auch für Anschlüsse ohne Vectoring) tatsächlich immer eine Datenübertragung auf allen DA stattfindet und seien es nur zufällige Daten als "Rauschen" - andererseits schafft so eine konstante Umgebung ja auch erst die Möglichkeit, sich auf die Besonderheiten jeder DA einzustellen ... aber daß tatsächlich auf allen (auch ungenutzten oder sogar offenen) DA immer mit demselben Pegel gesendet wird, kann ich mir fast nicht vorstellen (das muß aber auch nichts heißen und ich habe mir zumindest mal vorgenommen, mir die Spezifikation für G.993.5 in voller Schönheit anzutun - aber wohl nicht mehr in diesem Jahr).