Hallo Mitleser und Helfer!
Nachdem ich im Sommer 2018 viel Arbeit bzw. Herzblut in die Konfiguration
meiner Fritz!Box 7390 gesteckt und dabei eine so tolle, engagierte Hilfe
bekommen hatte möchte ich mich noch einmal melden.
Peter P. sagte damals sinngemäß: wenn es an allen Enden Ressourcenmangel
herrscht wird es eng. Wie wahr! Kurz darauf ist das Tischtuch im
sprichwörtlichen Sinne gerissen.
Ich hatte bereits Bedenken gehabt, meinen selbstgestrickten 3G-Router
(mit 3G-Dialer, IPTables/ NAT, die Default-Route sämtlicher Rechner)
für Freetz-Builds zweckzuentfremden. Anders als die SSDs diverser Rechner
oder der dafür ausgelegte Firmware-Flashspeicher der Fritz!Box war dieses
RasPi2B+-basierte "Tor zur Welt" nur mit einer MicroSD-Karte bestückt.
Da die nur als VoIP-Dekoder dienende Fritz!Box wie der RasPi-Router
ständig am Stromnetz hing, wollte ich sie zusätzlich wenigstens als NAS
nutzen, als weitere Ressource im LAN.
Anders als die z.T. mit der "Backofen-Methode" refurbishten SSDs anderer
Linux-Rechner war auf der RasPi ein recht neuer Linux-Kernel installiert
und auch genügend (SD-) Speicherplatz frei. Ein aktuelles Backup auf
einer bootfähigen MicroSD-Karte lag für Notfälle bereit.
Ich war gerade dabei, Peter P.s spezielle Builds einzupflegen, als es
zur Havarie kam: die 16 GB große RasPi-SD (SDSQXN-016G) gab ihren Geist
auf, nach 125 GB Schreibleistung (laut Ext4-Log). Noch schlimmer: das
32 GB große Reservemedium (SDSQXNE-032G) war ebenfalls hinüber, nach
nur 40 GB Schreibleistung. Es ging gar nichts mehr.
Sandisks Support schiß mich zusammen, ihre Karten seien nicht für den
Einsatz in Kleincomputern spezifiziert. Falls ich sie doch verwenden
wolle dann nur sogenannte "High Endurance"-Modelle (langsamer, fürs
Interface aber wohl schnell genug, nur zwei Jahre Garantie). Für die
Datenrettung habe ich eine eigentlich für andere Zwecke reservierte
frische Intel-SSD mit Disk-Dumps vollgepackt, um von den via Loop-
Device gemounteten Medien-Images zu retten was zu retten war.
Als alles wieder lief wollte ich zeitnah auf die Freetz-Basteleien
zurückkommen. Die Materie ist recht komplex, wenn man nicht fortlaufend
drinbleibt wie die regelmäßigen Teilnehmer/ Autoren dieser Ideenbörse
gehen Details schnell in Vergessenheit.
Meine Zielsetzung war denkbar einfach: ich wollte hier eigentlich einen
Benchmark abliefern, zur Lese-/ Schreibleistung von als NAS genutztem
Fritz!Box-Speicher, mit einem Vergleich verschiedener Dateisysteme,
vor allem zwischen Ext3/ Ext4 und dem (unter OS/2 beschreibbaren) JFS.
Ähnlich dem Artikel des Heise-Ablegers "Techstage" zur Fritz!Box 7490 auf
AVM-Nutzer haben mit FritzNAS einen kostenlosen Netzwerkspeicher in der Fritzbox integriert. Wir testen, ob die Gratis-Lösung mit echten NAS-Systemen mithalten kann.
www.techstage.de
(Vorm Ausstieg des FTP-Servers konnte ich nur NTFS mit Ext3 vergleichen.)
Stattdessen habe ich mich einer anderen, "musischen" Materie zugewendet,
die von den Hürden wie vom Ausgang an Fritz!Box-Modifikationen erinnert:
dem iOS-Downgrade eines alten iPhone 4, dessen (nur) 8 GB Speicher als
Zuspieler fürs Docking-Interface eines coolen britischen Internet-Radios
dient, das ich mir 2009 während einer Stelle in Frankreich als "Tor zur
Heimat" angeschafft hatte.
Anders als zugeknöpfte US-Firmen ermutigte mich der Glasgower Hersteller
Revo, an dem UKW-/ Internetradio rumzulöten, um es um Funktionen zu
erweitern, und schickte sogar ein (schematisches) Schaltbild. Eine
gute Basis für Erweiterungen. Statt eines USB-Anschlusses verfügt das
Gerät leider nur über einen iPod-Connector (aufwärtskompatibel bis zum
iPhone 4S), zur Wiedergabe eigener Aufnahmen.
Wie Fritz!OS verweigert sich iOS dem Einspielen älterer, kompakterer
Versionen, es sei denn man hat vor einstigen Upgrades bestimmte
Zertifikate (Credentials), sogenannte "SHS Blobs" gesichert. Ein
proprietärer Dreck, meines Wissens gibt es für Android-Geräte aber keine
standardisierte Docking-Schnittstelle, die Hersteller von Drittgeräten
verwenden könnten. Das Ende wie bei Freetz-Builds: auch hier stieg die
Systemfestplatte (SSD) aus, mit Verlust sämtlicher Konfigurationsdaten -
Nutzdaten glücklicherweise gesichert auf einem USB-Stick.
Kürzlich wurde ich an Freetz erinnert. Statt eines meist nur 64 kbps
liefernden 3G-Zugangs hänge ich inzwischen in einem recht fixen WLAN,
dessen Access Point allerdings "Absencen" einlegt, das Trägersignal
fällt dann unter - 100 dBm (bei - 94 dBm Rauschpegel). Betriebssystem-
Tools (Linux' Wicked, Windows-Treiber) zicken beim Verbindungs-Neuaufbau,
die Antennenleistung des winzigen WLAN-USB-Sticks ist auch nicht ideal.
Ich wußte, daß sich Fritz!Boxen als WLAN-Empfänger konfigurieren lassen,
hier möglichst nicht als Repeater, sondern als WLAN-zu-Ethernet-Router,
damit der Rechner über letzteres und nicht via USB/WLAN an Daten gelangt.
Statt einer Fritz!Box kam ich zu einem weißen Kästchen Baujahr 2011 des
in der Schweiz recht verbreiteten Fabrikats Netgear, ähnlich ausgestattet
wie die Fritz!Box 7390: 16 MB Firmware-Flash- und 128 MB Arbeitsspeicher,
statt mit 500 MHz MIPS 4KEc- aber mit einer 680 MHz MIPS 24Kc-CPU.
Kann jemand etwas zu den Unterschieden zwischen diesen Modellen sagen?
Ich habe vor knapp 20 Jahren zwar mal einen MIPS-Rechner von der Uni
nach Berlin hochgebracht, mit dem dann NetBSD auf die Plattform portiert
wurde, ansonsten ist "MIPS" für mich aber ein böhmisches Dorf.
Nachtrag: Infos auf
https://openwrt.org/docs/techref/hardware/soc/soc.ar7
habe ich evtl. falsch verstanden und "AR7-Architektur" bedeutet nicht
automatisch "MIPS 4KEc-CPU"? Wie auch immer, mich interessiert die Frage,
ob bei Geräten dieser Kategorie die CPU-Leistung Einfluß auf den
möglichen USB-Datendurchsatz hat. Wenn ich die c't-Produktvorstellung
der Fritz!Box 7490 richtig erinnere stand dort, daß die Box insbesondere
aufgrund ihrer CPU-Performance das Potential der USB 3.0-Schnittstelle
nicht voll ausschöpfen könne.
Das native Betriebssystem des Netgear-Routers kann weniger als Fritz!OS,
die letzte Version für den WNDRMACv2 datiert von Jan. 2013 - AVM hat der
Fritz!Box 7390 länger die Stange gehalten! Freetz gibt es für Netgear
natürlich nicht, stattdessen OpenWrt. Damit bin ich im Gegensatz zu
Freetz schnell zu Potte gekommen, sobald ich erst einmal geschnallt
hatte daß nur der Bootloader Fremdcode annimmt (mir dämmerte dunkel
vom ADAM2/ EVA-Bootloader) war das OpenWrt-Image drauf. Ein Kompliment
an die pädagogischen Fähigkeiten der Leute auf dieser Site!
Freetz habe ich nie richtig nutzen können, aber OpenWrt ist ein tolles
System. Kompakt bzw. geradezu winzig, komplett modular aufgebaut, noch
jeden Furz (Ext4-/ VFAT-Module) muß man einzeln nachinstallieren, wie
Fritz!OS läßt sich das GUI nur mit nagelneuem Browser vollständig
nutzen - die Konfiguritis für den WLAN-Receivermodus habe ich anhand
des Online-Manuals zu Fuß (auf der Kommandozeile) erledigt. Ziemlich
fix eingerichtet, seitdem hängt der Rechner via CAT5-Kabel am Netz.
Bei stabilem - 56 dBm-Träger erreicht der Durchsatz bis zu 800 KB/s.
Ich will nicht zu sehr auf die JavaScript-Nutzung durch Backends wie
OpenWrts LuCI oder in Fritz!OS schimpfen: einige nette Gimmicks wie
LuCIs Online-Graphen zum Datendurchsatz, Signalstärke usw. wären mit
älterem Skript-Code evtl. gar nicht möglich.
OpenWrt könnte auch auf der Fritz!Box 7390 laufen, vgl.
https://openwrt.org/toh/avm/fritz.box.wlan.7390 . Mit neuestem Kernel,
der bei Fritz!OS seit dem letzten Update für die 7390 ja nicht mehr
aktualisiert wird. Hat jemand damit Erfahrungen? Wie beim RasPi-3G-
Router möchte ich auf dem WNDRMACv2 einen Squid-Proxy einrichten,
schon um anhand seines Logfiles einen Überblick über sämtliche
Netzzugriffe zu bekommen.
Proxy-Cache auf externem USB-Stick, anders als Fritz!Boxen haben
Netgear-Geräte kein als NAS-Speicher nutzbares internes NAND-Flash-RAM.
Auch nur ein USB-Interface, wie bei der Fritz!Box 7390 stellt sich
aber die Frage nach dessen Performance. Statt JFS will ich Ext4
verwenden, bei der JFS-formatierten SSD nach dem RasPi-MicroSD-Desaster
zeigte sich, daß Linux nicht immer JFS-Dateisystemfehler korrigieren
konnte, sondern nur OS/2.
Mit ihrem auffälligen Design und ihrer leistungsfähigen (proprietären)
Software erinnern AVM-Produkte etwas an die verblichenen deutschen
Grafikkarten- (und z.T. Modem-) Hersteller in der Braunschweiger
Gartenstadt bzw. beim Klärwerk in der Aachener Soerst. Bei denen war
es nicht gelungen, deren Treibersupport durch Verpflanzen von BIOS-
Code auf generische Karten auf diese zu übertragen. Bei Fritz!Boxen
umgekehrt, hier läßt sich das allgemeinere System offenbar nicht
ohne weiteres auf den Geräten nutzen.
Auf dieser Site wurde diskutiert, daß Ext2 bei fsck-Durchläufen viel
Arbeitsspeicher benötigt (Access Log vom Sommer 2018 nicht greifbar,
exakter Beitrag z.Zt. deshalb unklar). Arbeitet Ext4 kernelnah genug,
um möglichst geringe CPU-Last zu verursachen, und erlaubt dabei die
bestmögliche Wiederherstellung nach Abstürzen? Es könnte auch Ext3
sein. Hat jemand, der die Unterschiede besser kennt einen Ratschlag?
Ich habe gewagt, auf der Hersteller-Site Fragen zur USB-Hardware-
Performance des WNDRMACv2 zu stellen. Als Antwort kam heiße Luft, vgl.
community.netgear.com
Nicht einmal zur Frage nach einem undokumentierten Hardware-Detail (in
anderem Thread) kam eine gescheite Antwort. Es scheint so, daß sämtliche
Hard- und Software-Entwickler, die seinerzeit mit dem Modell befaßt
waren zwischenzeitlich verschwunden sind.
Da lobe ich die schottische Revo, deren Supportie unumwunden zugab,
daß er nicht mehr sämtliche von ihm an meinem Radiomodell getesteten
iPhones auf dem Schirm hätte, die bei der Entwicklung (weil noch gar
nicht auf dem Markt) dafür nicht spezifiziert waren! (Sprich: er
entwickelte selbst Forschungsdrang bezüglich undokumentierter Features
und gab Erfahrungen zum zehn Jahre alten Gerät weiter.)
Die Squid-Konfiguration wird nochmal eine Orgie. Ob die Router-Ressourcen
(CPU, RAM) an ihre Grenzen stoßen werden weiß ich noch nicht, zur Arbeit
fürs USB-I/O kommt ja noch die Last für Squid-Zugriffe. Die WLAN-Zugriffe
werden bei Routern aber doch, wenn ich es richtig verstehe "in Hardware"
auf SoCs erledigt, d.h. ich müßte hoffentlich nicht befürchten, daß die
Verbindung wegen überlasteter MIPS-CPU auf einmal abreißt, oder?
Vorm Versenden dieser Nachricht habe ich mich noch einmal durch den
Thread gelesen - sehr viel Holz. Vielen Dank an alle, die 2018 geholfen
haben, insbesondere an Peter! Ich meine ich hatte sogar wie angeregt
eine Linkliste veröffentlichen wollen, die Fundstellen die mich
weitergebracht hatten waren mir ja wirklich sehr präsent (wenn ich
Dinge erfolgreich zuende bringe schreibe ich in aller Regel ein
persönliches Howto, schon damit ich Schritte später reproduzieren
kann - gerne auch für andere).
Nach der doppelten Datenhavarie war meine Frustrationstoleranz jedoch
erschöpft, schon aus praktischen Gründen konnte ich nicht zeitnah wieder
aufsetzen: das dritte, 16 GB große Spare-Medium, das ich eigens
freigeschaufelt hatte mochte ich nicht gleich mit Freetz quälen, der
Sandisk-Ersatz trudelte Wochen später ein. Ich hätte längst "weiße"
(Endurance-) Karten, von welchem Hersteller auch immer besorgen sollen.
Max Planck sagte einmal, er "lebe für Musik". Wenn auch die PC- (Solid
State-) Disk mit der schlimmen Apple-Software gestorben ist, so sind
die geschätzten Klänge doch im knappen Speicher des iPhone gelandet,
wenigstens das. Die anvisierte Fritz!Box-NAS habe ich darüber erst
einmal "NAS" sein lassen.
Die Abkürzung "WHMF" in Peters Nachricht #23 v. 13.6.2018 verstehe ich
nicht mehr; Google liefert dazu "Wild Hog Music Festival", "Wild Horse
Mountain Farms" oder auch einen religiösen Radiosender. Klingt absurd
und ist sicher nicht gemeint.
Es ist fruchtbarer (und befriedigender), bei elementaren Funktionen
wie einem SSH-Login innerhalb von drei Tagen zu Ergebnissen zu kommen
und mit der eigentlichen Konfiguration beginnen zu können, als drei
Wochen zu basteln und dann den Freetz-Buildrechner im Orkus
verschwinden zu sehen.
A propos SSH: Matt Johnstons kompaktes "Dropbear" hat einen guten Ruf,
bei OpenWrt ist es als Server installiert. Unter Windows gilt Simon
Tathams in graphischem Fenster startender PuTTY als Standardclient.
Johnston erwähnt auf
https://matt.ucc.asn.au/dropbear/dropbear.html
eine Cygwin-Portierung unter Windows XP (muß bis 2016 erfolgt sein,
da Cygwin dieses seither nicht mehr unterstützt). Die könnte auf der
CMD.EXE-Konsole (statt in GUI-Fenster) starten und sollte mit jeglichen
Kleinrechnern und Routern einsetzbar sein. Kann jemand eine Quelle
für Binaries nennen?
Hoffentlich habe ich die längere Abwesenheit plausibel machen können,
auch wenn einige Punkte arg weit von "Freetz" und Routern abgewichen
sind. Danke fürs Interesse!
Viele Grüße Torsten