@ liepener
Ok, das ist weder eine Messung im eigentlichen Sinne, noch eine Bewertung. Dargestellt werden einfach die Einstellungen deiner Netzwerk-Parameter.
1.) MTU = Max. Transmission Unit
Einer der wichtigsten Parameter. Dieser Wert gibt die Obergrenze der Daten-Bytes an, die sich in einem Datenpaket befinden dürfen. Für eine "normale" Übertragung eines Datenpakets über ein Netzwerkkabel (LAN) sind 1500 Bytes als Obergrenze festgelegt worden. Größere Pakete werden also nach 1500 Bytes gesplittet und ein evtl. vorhandener "Überhang" als neues Datenpaket versandt.
Bei einer DSL-Verbindung kommen jedoch weitere Daten zu dem ursprünglichen Paket hinzu. Das sind:
8 Byte für den PPPoE-Header, der bei DSL-Verbindungen beispielsweise für die Übertragung der IP-Adresse, des DNS-Servers oder auch der Benutzeraktivität (Router noch online?) genutzt wird. Diese 8 Byte werden ständig gebraucht, es bleiben also 1492 Byte für die eigentlichen Daten. Dieser Wert ist die im Screenshot angezeigte MTU, mehr Daten würden nicht in das Paket passen.
Aber auch das ist noch nicht alles: zusätzlich werden noch jeweils 20 Byte für den TCP- und den IP-Header benötigt. Von den 1492 Byte gehen also noch einmal 40 Byte ab, es verbleiben 1452 Bytes. Diese werden bei MSS (Max. Segment Size = max. Segmentgröße) berücksichtigt und bezeichnen die Anzahl der tatsächlichen Nutzdaten im Paket. Es würde daher nichts bringen, diese Einstellungen zu verändern, nach 1500 übertragenen Bytes würde der Rest gekappt und ein neues Datenpaket (mit den entsprechenden zusätzlichen Bytes) müsste her.
Anschaulich lässt sich das Ganze anhand eines normalen "Standardbriefs" erklären: dieser darf maximal 20 Gramm wiegen (MTU). Diese 20 Gramm sind aber nicht das Gewicht der Nachricht (reine Nutzdaten), sondern es kommt noch das Gewicht der Briefmarken (PPPoE-Header) und des Briefumschlages (TCP/IP-Header) hinzu.
Bis hierhin waren alles sendeseitige Parameter des eigenen Routers. Als nächstes die empfangenen Pakete:
2. ) RWIN (=Receive WINdow) ist das Empfangsfenster, in welchem die Nutzdaten zwischengespeichert werden. Dieses Fenster sollte ein ganzzahliges Vielfaches von MSS (1492 Byte) multipliziert mit einer Potenz von 2 (2, 4, 8, 16, 32 usw.) sein, damit ein bzw. mehrere aufeinanderfolgende Nutzdaten-Pakete auch vollständig gespeichert werden können. Beispiele für eine mögliche Größe dieses Puffers sind im Screenshot in grün angegeben.
RWIN bestimmt auch, wieviele Bytes empfangen werden können, ohne das eine Bestätigung an den Absender geschickt wird. Als Beispiel:
Würde RWIN auf 1492 Bytes gesetzt (MTU-Größe), so wird der Absender die Pakete einzeln versenden, d.h. Paket senden - Bestätigung abwarten - nächstes Paket senden - Bestätigung abwarten usw. Geht man nun als Beispiel von einer Übertragungszeit von 10 ms für ein Paket von MTU-Größe und 5 ms für ein Bestätigungspaket aus, dauert das Versenden von 1492 Byte (Nutzdaten + TCP/IP-Header): 10 ms + 5 ms = 15 ms.
Bei einem größeren RWIN, z.B. dem für DSL-Verbindungen empfohlenen Mindestwert von 63.888 Bytes (44 x MSS), würden jetzt 63.888 Bytes "am Stück" geschickt, erst dann kommt ein Bestätigungspaket. Im vorangegangenen Beispiel mit dem kleinen RWIN wären 15 ms x 44 = 665 ms erforderlich, um 63.888 Byte zu übertragen.
Für die gleiche Datenmenge ergibt sich nun (ein 1492 Byte-Paket sollte ja 10 ms dauern): 44 x 10ms => 440 ms + 5ms (für die Bestätigung) = 445 ms, also ein deutlicher Performancegewinn. Es ist aber nun leider nicht so, daß RWIN beliebig groß gewählt werden kann. Ein fehlerhaftes Paket müßte wiederholt werden, damit sind auch alle anderen Pakete im Puffer verloren. Bei einer schlechten Verbindung also eher einen kleineren RWIN-Wert wählen.
Und noch ein weiterer Faktor:
Die Entfernung spielt ebenfalls eine Rolle. Mit Entfernung bzw. der Latenz (latency) wird die Zeit angegeben, die ein Datenpaket vom Sender zum Empfänger benötigt.
Das erklärt auch, warum die Geschwindigkeitswerte bei den Speedtests teilweise sehr stark abweichen, die Strecke und damit die Zeit, die ein Datenpaket benötigt, kann je nach Anzahl der Stationen (dazwischenliegenden Rechnern) häufig variieren.
Für die Latenzzeit sollte ein Durchschnittswert genommen werden, hier liegt man mit 100ms innerhalb Deutschlands meistens richtig, für häufige Zugriffe auf Rechner im Ausland werden mindestens 200ms empfohlen.
Beispielrechnung für DSL 6000, darum ging es ja:
Geschwindigkeit 6000kbit/sek
Entfernung (=latency) zum Server 100ms
Maximale Daten in 100ms bei 6000kbit/sek = 600kbit in 100ms = 75kByte = 75000 Bytes
=> RWIN mindestens 75.000, sonst Geschwindigkeitseinbußen.
Bei 200ms gilt:
Maximale Daten in 200ms bei 6000kbit/s = 1200kbit in 200ms = 150kByte = 150000 Byte
=> RWIN mindestens 150.000)
Und zum Schluss noch TTL (Time To Live left): Dieser Wert gibt an, wie viele Stationen (Rechner oder Router) zwischen Absender und Empfänger liegen dürfen. Er ist kein Timer, sondern ein Zähler, der bei 255 startet. Bei jedem Durchlauf eines dazwischenliegenden Routers wird der Wert zwingend um 1 erniedrigt, ist der Wert 0 erreicht, wird das Paket verworfen. Jedoch gilt auch: bei einer Verbindung kann der Wert für jede Sekunde, die ein Datenpaket in einem Router verweilt, um 1 erniedrigt werden. Damit soll verhindert werden. dass Datenpakete z.B. aufgrund falscher Routing-Tabellen etc. endlos im Netz kreisen.
Noch eine Anmerkung: Diese Erklärungen gelten für eine IPv4-Verbindung, bei IPv6 sind die Einstellungen andere. Und: Win7 bzw. Vista verfügen bereits intern über einen Mechanismus (MTU discovery), welcher die optimalen Einstellungen ermitteln soll. Hier wäre es kontraproduktiv, einzelne Werte mittels Registry-Editor oder Optimierungsprogrammen zu verändern. So lange dieser Mechanismus läuft, würde das Betriebssystem die Werte wieder korrigieren.
Hier darf also experimentiert werden, mit welchem Wert die Übertragung am besten funktioniert.
mfg