andLinux läuft mit Ubuntu 11.10 (Oneiric Ocelot)
Hallo zusammen, ich hole das Thema mal wieder hoch aus gegebenem Anlaß und erzähle eine kleine Geschichte:
Bis vor kurzem lief bei mir noch das Uralt-andLinux mit Ubuntu 7.04 (Feisty Fawn), das ich mir irgendwann 2008 installiert hatte. Aus verschiedenen Gründen wollte ich einige Dinge ändern und suchte mal wieder im andLinux-Forum nach Neuigkeiten. Seltsamerweise hatte jemand meine alten Hilfestellungen, auf die ich hier im Thread unter #3 und #4 verweise, gelöscht, obwohl sie nach wie vor so funktionieren. (WTF?!) Schade.
[Edit 2011-11-09: Ich habe die Links unter #3 und #4 gerade durch solche auf WayBackMachine ersetzt, dort sind die alten Foreneinträge noch archiviert. Das andLinux-Forum ist wohl mal einem Hacker-Angriff zum Opfer gefallen und neu aufgesetzt worden, wie Johann mir letzthin erzählte.] Dafür bekam ich nach längerer Freetz-Abstinenz mit, daß Jpascher mit speedLinux (ehem. freetzlinux) ja auch ziemlich tief ins andLinux-Geschäft eingestiegen ist. Er moderiert sogar das gähnend leere andLinux-Forum mit. Ich schrieb ihn an über SorceForge, um ihm einige Fragen zu stellen, erhielt aber keine Antwort. Hier hat er seit gut einem Monat auch nichts mehr geschrieben, vermutlich ist er gerade im Urlaub oder so. (Johann, wenn Du das liest, freue ich mich auf Dein Feedback). Wie auch immer, ich mußte also selbst da durch und lernen, wie ich meine Wünsche selbst umsetzen konnte. Um es vorweg zu nehmen: Ich habe es geschafft. Vielleicht kann ich nun, da ich selbst ein bißchen mehr weiß, anderen auch helfen. Also erzähle ich mal, was ich gemacht habe (nicht wie, das nur ggf. bei Interesse oder konkreten Fragen Eurerseits):
1.) Upgrade von Ubuntu Feisty (7.04) auf Oneiric (11.10)
Ich wollte meine Distribution upgraden auf etwas möglichst Aktuelles. Mehr als Karmic schien nicht drin zu sein nach allem, was ich so im coLinux-Wiki gelesen hatte - und auch das nur, indem ich das in andLinux verwendete coLinux vorher auf einen neuen Kernel und neue Binaries drumherum aktualisieren würde. Okay, das habe ich also gemacht.
Dann folgte ich, angespornt durch den Beitrag
Upgrading to Natty im andLinux-Forum mal dem Upgrade-Pfad. Weil meine Distribution so alt war, ging ich mehrere Schritte, um irgendwann zu Karmic zu kommen. Dazu notwendig war auch Lektüre von Upgrade-Guides auf der Ubuntu-Homepage.
Das o.g. Posting beschreibt auch, daß man von Karmic nach Natty nicht ein volles Upgrade machen solle, weil wegen der Umstellung auf Upstart oder anderer Faktoren das andLinux mit dem Kernel 2.33.7 nicht mehr sauber starten würde. Also aktualisierte ich in Karmic nur die Paket-Quellen auf "natty", wie angegeben. Mit auf Natty-Pakete aktualisiertem Karmic lief andLinux gewohnt stabil und problemfrei neben Windows her, wie all die Jahre zuvor. Um einige seltsame Konsolenmeldungen loszuwerden und die Uhrzeit zeitzonenmäßig wieder auf die Reihe zu kriegen, schraubte ich noch ein wenig and den Paketen und der Konfiguration herum, nichts Aufregendes. Vermutlich war das schon vorher falsch eingestellt und ich hatte es nur nie bemerkt.
Heute begrüßte mich mein Pseudo-Natty beim Login mit dem Hinweis auf die Verfügbarkeit von Oneiric. Ich legte also eine Sicherheitskopie meines Festplatten-Images an, falls etwas schief gehen würde, und stieß ein volles Distributions-Upgrade an. Das lief eine Weile und warf Fehlermeldungen auf die Konsole, vermutlich wegen der seltsamen Kombination von Karmic mit Natty-Paketversionen. Trotzdem lief das Upgrade durch und hinterher bootete bei mir ein vollwertiges Ubuntu Oneiric 11.10, alles lief wie vorher und ich war (und bin) glücklich!
Diesem Gefühl gab ich auch im andLinux-Forum kurz
Ausdruck.
2.) Netzwerk-Umstellung von NAT (SLIRP & TAP) auf Bridged (NDIS)
Es hatte mich schon immer genervt, zwar von andLinux aus ins LAN und WAN kommen zu können, dazu aber unter Linux zwei virtuelle Netzwerkadapter und unter Windows einen TAP-Adapter zu brauchen. Zudem konnte ich zwar surfen oder Wget und FTP machen von Linux aus, aber Ping war nicht möglich ins WAN. Außerdem war andLinux in seinem eigenen Subnetz, und ich wollte es lieber ganz normal an der Fritz!Box als Client im Heimnetz haben.
Ich las mich im coLinux-Wiki ein bißchen ein bzgl. Networking-Optionen und entschied mich für eine Bridging-Variante. Früher war dazu WinPcap notwendig, heutzutage bringt coLinux eine eigene NDIS-Bridge mit, die völlig identisch zu PCAP zu konfigurieren ist, außer daß der Name des Netzwerktyps in der andLinux-Konfigurationsdatei anders lautet. Okay, ich stellte das also um, und es ging einfacher, als ich dachte.
Jetzt habe ich den TAP-Adapter unter Windows deinstalliert, unter Linux verbinde ich mich mit nur einem Adapter zum Router (Fritz!Box) und kann im LAN/WAN alles machen, auch "pingen". Und wieder glücklich
Jetzt konnte allerdings mein Xming (X-Server unter Windows) plötzlich nicht mehr mit den X-Programmen wie Synaptic und Xfce4-Terminal sprechen, weil ja das Subnetz und die IPs sich geändert hatten. Also ein bißchen in den Konfigurationsdateien von andLinux bzw. Xming unter Windows sowie in denen unter andLinux gegreppt und Werte angepaßt, und jetzt läuft alles wunderbar.
P.S.: Was ich noch gar nicht getestet habe, ist das Flashen von Firmwares aus andLinux heraus, nachdem ich nun transparenten Netzwerkzugriff habe. Das sollte nun einfacher möglich sein als vorher.
3.) Umstellung von cofs zu Samba/CIFS-Netzwerkfreigaben
Das hatte ich schon vor einiger Zeit gemacht. Es waren ein wenig Versuch und Irrtum notwendig, weil ich mich das nicht so auskenne im Hinblick auf Zeichnsatzwahl (Umlaute in Dateinamen), Schreib- und Mountberechtigungen für Nicht-Root-Nutzer etc., aber inzwischen kann ich sehr einfach von andLinux auf meine Windows-Freigaben zugreifen und umgekehrt. Dateien hin und her zu kopieren, ist also kein Problem mehr. Mit cofs, der coLinux-spezifischen Dateiaustausch-Variante, hatte ich hingegen immer Probleme, obwohl das als die problemlosere Variante angepriesen wurde.
4.) Nutzung nativer Partitionen
Wegen des Wunsches, die Performance bestimmter Build-Prozesse bei Freetz zu messen, bekam ich irgendwann Probleme unter andLinux, denn so oft ich auch den Lesecache der virtuellen Festplatte löschte, Windows hatte das Image ja immer noch im Cache und die Resultate waren unrealistisch.
Also fand ich heraus, wie man andLinux/coLinux aus einer echten (Raw) Partition booten bzw. so eine wahlweise im laufenden Betrieb oder beim Start der VM mounten kann. Das ist gar nicht so schwierig. Ich hatte sowieso ein echtes Ubuntu auf einer Multi-Boot-Partition liegen und mountete diese unter andLinux (wohlweislich nicht, um davon zu booten, sondern um sie beschreibbar zu mounten). Das klappte, und so schob ich also mein Freetz-Buildverzeichnis auf die physikalische ext4-Partition, während das eigentliche Boot-System nach wie vor im uralten andLinux-Image als ext3-Partition liegt. Eine vollständige Migration ist für mich gar nicht erforderlich, auch wenn das technisch kein Problem wäre.
Bei der Gelegenheit stellte ich auch gleich um auf die Nutzung meiner nativen Swap-Partition, so daß ich auch dafür nun keine Image-Datei unter Windows mehr brauche. Ich teile mir also die Swap-Partition zwischen andLinux und nativem (selten genutztem) Ubuntu auf, weil ja nur abwechselnd darauf zugefriffen wird. Auch meine Freetz-Daten stören das native Ubuntu in keiner Weise. Jetzt braucht das eigentliche andLinux so wenig Platz im 20-GB-Image, daß ich es demnächst locker auf 3 GB verkleinern kann, weil wieder so viel frei ist.
Ich hoffe, dieser Bericht war nicht allzu langweilig. Technische Details gibt es, wie gesagt, am ehesten auf Anfrage. Ich wollte nur mal wieder beschreiben, wie vorteilhaft so ein andLinux bzw. coLinux ist. Jede Linux-Applikation "seamless" in einem echten Windows-Fenster zu haben und keinen Linux-Desktop booten zu müssen, erachte ich nach wie vor als riesigen Vorteil. Das hält meine VM schlank, die Performance hoch und das Windows neben coLinux flüssig am Laufen. Wer wie ich nicht komplett auf Linux umsteigen oder ständig hin und her booten möchte, wird das zu schätzen wissen.