Die Betonung liegt auf "heutzutage". Weder beim Threadersteller noch bei mir geht es um Neubauten oder Grundsanierungen.
Leerrohre erfordern zunächst einmal Schlitze in der Wand, die entsprechend tief sein müssen. Wenn man keine Grundsanierung macht, steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Bei mir wären Leerrohre technisch sogar unmöglich: Fachwerk mit Lehmausfachung, Wände verputzt auf Streckmetall. Um Leerrohre Unterputz zu verlegen, müsste man so tief einschneiden, dass man die tragenden Balken abschneidet... Aufputz-Kabelkanal mag im Arbeitszimmer noch angehen, im eigentlichen Wohnbereich hats einen WAF von 0.
Daher muss man sich soweit es geht mit vorhandener Verkabelung begnügen. Da kann man sogar ziemlich es Glück haben: auf ein ca. 3,5 m langes Telefonkabel geht sogar GBit mit PoE für eine Fritzbox als AP (6 APs im Haus, ich schrieb schon: Lehmwände mit Streckmetall...).
Beim TE dürften es die alten Leitungen zur Tür sein: Bei einer heutigen Neuverlegung nach den heutigen Regeln der Technik stehen die Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen. Es ist eine funktionierende Lösung vorhanden, also sucht man zunächst nach der Möglichkeit, sie weiter zu nutzen.
Auch sind Leerrohre kein Allheilmittel: vor über 20 Jahren war es noch nicht vorgegeben, ich habe einer Freundin damals dringend dazu geraten. Sie hats auch gemacht. Stand der Technik war leider Internet und Telephon per ISDN. Also Busverkabelung... Stand heute: Ethernet, also Sternverkabelung. Die schönen Leerrohre nützen wenig, weil man beim Wechsel von Bus auf Stern am Anfang der Leerrohre 8 Netzwerkkabel dort bräuchte, wo vorher ein S0-Bus-Kabel lang ging. Dumm gelaufen.
Mit Leerrohren kann man also auch ziemlich auf die Nase fallen.
Beim TE hätten Leerrohre für die Telephonleitungen zwischen den Etagen möglicherweise etwas gebracht. Aber nur möglicherweise. Denn der Ort, wo man einen Router unter bringt, ist nicht unbedingt der Ort, wo auch ein Telephon steht. Das Problem mit der klassischen Telephondose im Flur, wo früher das Telephon stand, kennen wir doch alle. Die erste Herausforderung: Raus auf dem Flur, dorthin, wo der PC steht (Analogmodem bzw. bei mir sogar Akustikkoppler). Was hätte es geholfen, wenn die "Amtsleitung" im Leerrohre gelegen hätte? Ein Leerrohr zum Arbeitsbereich wäre dadurch ja auch nicht vorhanden gewesen. Naja, ein vor 40 Jahren verlegtes Leerrohr hätte in zehn Jahren vielleicht FTTH begünstigt. Wenn man damals schon 50 Jahre vorausgedacht hätte. Bauen kann man sich meist frühestens ab um die 30 erlauben. Nutzen der Investition hätte sich dann mit 80 ergeben. Da braucht man FTTH dann unbedingt...
Ich Stimme Dir völlig zu, dass bei heutigem Neubau Leerrohre sinnvoll sind. Nur: ein Teil wird irgendwann ungenutzt sein (wie die in den 70er/80er beliebten Verbindungen für die Lautsprecher einer Musikanlage) und dort, wo man sie braucht, werden sie trotzdem fehlen oder zu geringe Anzahl vorhanden sein. Auf Vorrat zu bauen ist problematisch, weil man den Bedarf nur raten kann. Was beim Neubau kostenmäßig tragbar ist, wäre bei Ergänzungen einer vorhandenen Verteilung indiskutabel.
Was das fehlende Abklopfen angeht: Natürlich nimmt man nicht nur Signalisierung per Telephon für die Türklingel. Sondern auch eine richtige Klingel. Daher macht Anklopfen wirklich mal Sinn, denn man weis, dass der Anklopfende ein Besucher an der Tür ist, denn man hört ja gleichzeitig die Türklingel. Da kann man bedenkenlos sagen "kleinen Moment, hat an der Tür geläutet, ich Frage mal kurz, wers ist, bleib mal eben dran" - Annahme des Türgesprächs "wieder den Schlüssel vergessen? o.K. ich mach auf" zurück zum ersten Gespräch. Gleiches bei Paketen etc.. Ein Türgespräch muss angenommen werde, es hilft nicht "gleich zurück zu rufen". Naja, und wenns Besuch ist der länger dauern wird, schaltet man zurück aufs Telephonat un sagt " sorry, muss für heute Schluss machen, XY kommt gerade die Treppen hoch. Hast Du morgen nochmal Zeit zu telephonieren". Sowas hat einen hohen WAF, ist also ein must-to-have.