Als Gott wieder zur Erde blickte.

Tuxi

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14 Aug 2005
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Nach vielen Jahren sah Gott wieder einmal auf die Erde. Die Menschen waren
verdorben und gewalttätig und er beschloss, sie zu vertilgen, genau so, wie
er es vor langer langer Zeit schon einmal getan hatte.

Er sprach zu Noah: 'Noah, bau mir noch einmal eine Arche
aus Zedernholz, so wie damals: 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen
hoch. Ich will eine zweite Sintflut über die Erde bringen. Die Menschen
haben nichts dazu gelernt. Du aber gehe mit deiner Frau, deinen Söhnen und
deren Frauen in die Arche und nimm von allen Tieren zwei mit, je ein
Männchen und ein Weibchen. In sechs Monaten werde ich den großen Regen
schicken.'

Noah stöhnte auf; musste das denn schon wieder sein? Wieder
40 Tage Regen und 150 unbequeme Tage auf dem Wasser mit
all den lästigen Tieren an Bord und ohne Fernsehen! Aber
Noah war gehorsam und versprach, alles genau so zu tun, wie Gott ihm
aufgetragen hatte.

Nach sechs Monaten zogen dunkle Wolken auf und es begann
zu regnen.

Noah sah in seinem Vorgarten und weinte und, da war keine Arche.

'Noah', rief der Herr, 'Noah, wo ist die Arche?'

Noah blickte zum Himmel und sprach: 'Herr, sei mir gnädig'
und verstummte.

Gott fragte abermals: 'Wo ist die Arche, Noah?'

Da trocknete Noah seine Tränen und sprach: 'Herr, was hast
du mir angetan?

Als Erstes beantragte ich beim Landkreis eine
Baugenehmigung. Die dachten zuerst, ich wollte einen extravaganten
Schafstall bauen. Die kamen mit der ausgefallenen Bauform nicht zurecht,
denn an einen Schiffbau wollten sie nicht glauben.

Auch deine Maßangaben stifteten Verwirrung, weil niemand
mehr weiß, wie lang eine Elle ist. Also musste mein Architekt einen neuen
Plan entwerfen. Die Baugenehmigung wurde mir zunächst abgelehnt, weil eine
Werft in einem Wohngebiet planungsrechtlich unzulässig sei. Nachdem ich dann
endlich ein passendes Gewerbegrundstück gefunden hatte, gab es nur noch
Probleme.



Im Moment geht es z. B. um die Frage, ob die Arche feuerhemmende Türen, eine
Sprinkleranlage und einen Löschwassertank benötige. Auf einen Hinweis, ich
hätte im Ernstfall rundherum genug Löschwasser, glaubten die Beamten, ich
wollte mich über sie lustig machen. Als ich ihnen erklärte, das Wasser käme
noch in großen Mengen, und zwar viel mehr als ich zum Löschen benötigte,
brachte mir das den Besuch eines Arztes vom Landeskrankenhaus ein.

Er wollte von mir wissen, was ein Schiffbau auf dem
Trockenen, fernab von jedem Gewässer, solle.

Die Bezirksregierung teilte mir daraufhin telefonisch mit, ich könnte ja
gern ein Schiff bauen, müsste aber selbst zusehen, wie es zum nächsten
größeren Fluss käme. Mit dem Bau eines Sperrwerks könnte ich nicht rechnen,
nachdem der Ministerpräsident zurückgetreten sei. Dann rief mich noch ein
anderer Beamter dieser Behörde an, der mir erklärte, sie seien inzwischen
ein kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen und darum wolle er mich
darauf hinweisen, dass ich bei der EU in Brüssel eine Werftbeihilfe
beantragen könne; allerdings müsste der Antrag achtfach in den drei
Amtssprachen eingereicht werden.

Inzwischen ist beim Verwaltungsgericht ein vorläufiges Rechtsschutzverfahren
meines Nachbarn anhängig, der einen Großhandel für Tierfutter betreibt.

Der hält das Vorhaben für einen großen Werbegag - mein Schiffbau sei nur
darauf angelegt, ihm Kunden abspenstig zu machen. Ich habe ihm schon zwei
Mal erklärt, dass ich gar nichts verkaufen wolle.

Er hört mir gar nicht zu und das Verwaltungsgericht hat offenbar auch viel
Zeit.

Die Suche nach dem Zedernholz habe ich eingestellt. Libanesische Zedern
dürfen nicht mehr eingeführt werden. Als ich deshalb hier im Wald Bauholz
beschaffen wollte, wurde mir das Fällen von Bäumen - unter Hinweis auf das
Landeswaldgesetz verweigert. Dies schädige den Naturhaushalt und das Klima.

Außerdem sollte ich erst eine Ersatzaufforstung nachweisen. Mein Einwand, in
Kürze werde es gar keine Natur mehr geben und das Pflanzen von Bäumen an
anderer Stelle sei deshalb völlig sinnlos, brachte mir den zweiten Besuch
des Arztes vom Landeskrankenhaus ein.

Die angeheuerten Zimmerleute versprachen mir schließlich,
für das notwendige Holz selbst zu sorgen. Sie wählten jedoch erst einmal
einen Betriebsrat.

Der wollte mit mir zunächst einen Tarifvertrag für den Holzschiffbau auf dem
flachen Lande ohne Wasserkontakt aushandeln. Weil wir uns aber nicht einig
wurden, kam es zu einer Urabstimmung und zum Streik.

Herr, weißt du eigentlich, was Handwerker heute verlangen?
Wie soll ich denn das bezahlen?

Weil die Zeit drängte, fing ich schon einmal an, Tiere einzusammeln.

Am Anfang ging das noch ganz gut, vor allem die beiden
Ameisen sind noch immer wohlauf. Aber seit ich zwei Tiger
und zwei Schafe von der Notwendigkeit ihres gemeinsamen
und friedlichen Aufenthaltes bei mir überzeugt hatte, meldete sich der
örtliche Tierschutzverein und rügte die artwidrige Haltung.

Und mein Nachbar klagt auch schon wieder, weil er auch die Eröffnung eines
Zoos für geschäftsschädigend hält.

Herr, ist dir eigentlich klar, dass ich auch nach der Europäischen
Tierschutztransportverordnung eine Genehmigung brauche? Ich bin schon auf
Seite 22 des Formulars und grüble im Moment darüber, was ich als
Transportziel angeben soll.

Und wusstest du, dass z. B Geweih tragende Tiere während
der Brunftzeit überhaupt nicht transportiert werden dürfen?
Und die Hirsche sind ständig am Schnackseln, wie Fürstin
Gloria sagen würde und auch der gemeine Elch und Ochse
denken an nichts anderes, besonders die südlicheren!

Herr, wusstest du das? Übrigens, wo hast du eigentlich die Callipepia
caliconica - du weißt schon, die Schopfwachteln und den Lethamus Discolor
versteckt?

Den Schwalbensittich habe ich bisher auch nicht finden
können. Dir ist natürlich auch bewusst, dass ich die 43 Vorschriften der
Binnenmarkt-Tierschutzverordnung bei dem Transport der Kaninchen strikt
beachten muss.

Meine Rechtsanwälte prüfen gerade, ob diese Vorschriften
auch für Hasen gelten.

Übrigens: wenn du es einrichten könntest, die Arche als fremdflaggiges
Schiff zu deklarieren, das sich nur im Bereich des deutschen Küstenmeeres
aufhält, bekäme ich die Genehmigung viel einfacher. Du könntest dich doch
auch einmal für mich bemühen. Ein Umweltschützer von Greenpeace erklärte
mir, dass ich Gülle, Jauche, Exkremente und Stallmist nicht im Wasser
entsorgen darf. Wie stellst du dir das eigentlich vor? Damals ging es doch
auch!

Vor zwei Wochen hat sich das Oberkommando der Marine bei
mir gemeldet und von mir eine Karte der künftig überfluteten Gebiete
erbeten. Ich habe ihnen einen blau angemalten Globus geschickt. Und vor zehn
Tagen erschien die Steuerfahndung; die haben den Verdacht, ich bereite meine
Steuerflucht vor.


Ich komme so nicht weiter Herr, ich bin verzweifelt! Soll ich nicht doch
lieber meinen Rechtsanwalt mit auf die Arche nehmen?'

Noah fing wieder an zu weinen. Da hörte der Regen auf, der Himmel klarte auf
und die Sonne schien wieder. Und es zeigte sich ein wunderschöner
Regenbogen. Noah blickte auf und lächelte. 'Herr, du wirst die Erde doch
nicht zerstören?'

Da sprach der Herr: 'Darum sorge ich mich nicht mehr, das schafft schon eure
Verwaltung!'
 
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