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Vorbemerkung:
Über das IPPF habe ich ein Testgerät Thomson ST2030 direkt vom Hersteller bzw. dessen deutscher Vertriebsabteilung erhalten (vielen Dank !) und die Aufgabe für mich war, das Gerät als solches zu testen und im speziellen einen Vergleichstest zum Grandstream GXP2000 durchzuführen.
Kurz vor Weihnachten war es dann soweit - das Gerät war in der Packstation angekommen
x
Die Erweiterungstastatur wurde nicht mitgetestet, da diese erst ab ca. Februar 2006 verfügbar ist. Man kann von diesen Tastaturen 2 Stück anschließen.
xLieferumfang:
In einem neutralen weißen Pappkarton angeliefert, waren nach dem Öffnen folgende Teile zu finden:
Hardware:
Software: ( in gedruckter Form :wink: )
xDokumentation:
Die mitgelieferte Dokumentation ist in keinster Weise geeignet, dem Käufer des Telefones zu helfen, dieses Gerät in Betrieb zu nehmen. Es ist in keiner der beiden Dokumentationen auch nur der kleinste Hinweis auf eine vorzunehmende SIP-Konfiguration zu finden. Es wird lediglich die Handhabung des Telefons im täglichen Gebrauch beschrieben.
Auf meine Anfrage bei Thomson bezüglich kompletter Dokumentation erhielt ich folgende Antwort:
Diese Antwort halte ich aus Kundensicht für unbefriedigend. Erstens gibt es nicht nur Sipgate, und zweitens erwarte ich bei einem Gerät für weit über 120 Euro zumindest eine vollständige Funktionsbeschreibung. Vor allem, wenn das Gerät auch an Privatkunden verkauft werden soll (Über dieses Problem werden wir im Rahmen des Testberichtes noch öfters stolpern).
Mit Hilfe der Sipgate-Anleitung lassen sich aber die grundlegenden Konfigurationsschritte gut nachvollziehen.
x
An der linken Seite befinden sich die Anschlüsse für den Telefonhörer und ein eventuelles Headset.
xInbetriebnahme:
Nun aber mal zur Sache :wink:
Netzteil in die Steckdose, Netzwerkkabel vom Router in das Telefon, Netzteil angesteckt (das Telefon hat keinen Ein-/Ausschalter). Was ist das :?: buntte LEDs (3 rote, 10 grüne, 1 orange) im Tastenfeld und ein dunkles (unbeleuchtetes) Display ?
Eines nach dem anderen - zuerst die gute Nachricht: Die bunten LEDs gehen nach einer Weile . genauer gesagt nach Selbsttest aus, lediglich eine rot blinkende LED bleibt noch eine Zeitlang zu sehen.
Jetzt die schlechte Nachricht: Das Telefon hat tatsächlich keine Displaybeleuchtung ! Wenn ich mir überlege, daß inzwischen jedes billige 20$ PA168-Telefon über eine Displaybeleuchtung verfügt, dann ist das bei einem Gerät das für den professionellen Einsatz gedacht ist, nicht nachvollziehbar.
Auf meine Anfrage bei Thomson bezüglich der fehlenden Beleuchtung erhielt ich folgende Antwort:
Da haben wir es wieder - die Bürobeleuchtung, also hat wieder niemand an Privatkunden gedacht. Außerdem bleibt anzumerken, daß nicht jeder Büroarbeitsplatz taghell erleuchtet ist. Wenn man sich dann noch überlegt, daß die Benutzerführung über Meldungen im Display erfolgt und die 3 Softkeys unter dem Display ihre Funktionen auch je nach Anwendung nur im Display verraten, ist diese fehlende Beleuchtung ein schwerer Mangel :!: Über die Argumentation des höheren Preises müssen wir hier auch nicht diskutieren - das ist meines Erachtens einfach albern.
Der Start des Telefones bis zur Betriebsbereitschaft dauert ca. 90 Sekunden. Das ist nun kein Gerätefehler, sondern kommt einfach daher, daß das Telefon versucht, über sein Autoprovisioning entsprechende Konfigurationsfiles im Netzwerk zu finden. Das Ganze probiert es 3 Mal im Abstand von 30 Sekunden. Danach gibt es diese Versuche auf. Das Autoprovisioning läßt sich weder per Tastaturmenü noch per Web-Interface abschalten.
Wenn diese Start-Prozedur durchlaufen ist, meldet sich das Telefon mangels konfiguriertem NTP weder mit korrektem Datum noch mit korrekter Uhrzeit. Es stehen einfach die Startwerte in der obersten Displayzeile.
xSIP Konfiguration
Hier fangen wir auch mal wieder mit der guten Nachricht an. Man kann in dem Telefon 4 SIP Accounts von 4 unterschiedlichen Providern speichern.
Nun die schlechten Nachrichten:
- man kann immer nur einen Account aktivieren
- man kann zwischen den Profilen direkt am Telefon umschalten, ohne danach das Gerät neu starten zu müssen, aber man braucht dazu immer das Administratorpaßwort
- man kann einen vorhandenen STUN Eintrag nicht für einzelne Accounts aktivieren / deaktivieren sondern nur für das gesamte Telefon
Die Konfiguration der SIP Accounts erfogt über das Webinterface des Telefones. Hierzu muß als URL im Browser direkt die Administrations-Seite mit http://<ip_des_st2030>/admin.html aufgerufen werden. Die Anmeldedaten sind im Auslieferungszustand User = administrator (nur Kleinbuchstaben !) und Passwort = 748518
Im Folgenden eine kurze Darstellung der einzelnen Optionen der Menüstruktur
Setup
Advanced
Utility
Status
xDas ST2030 im täglichen Gebrauch
Das Gerät besticht durch exzellentes Design, hervorragende Verarbeitung sowohl was das Geräteäußere als auch das Innere angeht (ja, ich habs aufgeschraubt und die 3-fach-Huckepack-Platinen und den TI-Chip gesehen ...) Hier kommt wohl zum Tragen, daß das Gerät von Haus aus für den Businessbereich und professionelle Anwendungen (z.B. Integration in große TK-Systeme) vorgesehen ist.
Das Gerät wurde von mir inzwischen mit folgenden Providern erfolgreich getestet:
Sipgate, T-Online, GMX, VoipBuster, BLUEsip und natürlich auch an meinem eigenen Asterisk Server.
Das Telefon bietet 4 verschiedene Codecs zur Auswahl: G711u, G711a, G723 und G729.
Meiner Meinung nach ist das zuwenig - zumindest GSM sollte das Gerät auch noch können. Ich habe Thomson im Rahmen des bestehenden Dialoges bereits darauf hingewiesen, daß zumindest 1 oder 2 lizenzfreie Schmalbandcodecs in das Gerät integriert werden sollten.
Die Gesprächsqualität war bei allen Providern exzellent und mit Abstand das Beste, was ich im VoIP Bereich bisher auf dem Tisch hatte (und ich hatte schon einiges ...) Die Verständigung war glasklar und ohne jegliche Aussetzer oder Störgeräusche. Was zum Komfort und zum "normalen" Telefonfeeling beiträgt, ist die Tatsache, daß sich das Telefon durch Setzen eines speziellen Country-Codes auf die "deutsche" Wähltonsignalisierung einstellen läßt (CountryCode=10) Leider läßt sich diese Option am nicht am Telefon selbst vornehmen (weder Tastatur noch Webinterface) sondern nur über das Autoprovisioning. Standardmäßig sind hier US-Töne (CountryCode=0) eingestellt.
Die Bedienung des Telefones ist logisch strukturiert, einfach zu verstehen und wird durch 3 Softkeys, deren Beschriftung am unteren Rand des unbeleuchteten Displays zu finden ist, unterstützt. Das Telefon erlaubt selbstverständlich die Wahl bei aufgelegtem Hörer.
Die Benutzerobfläche ist in verschiedenen Sprachen einstellbar - dies kann direkt am Gerät vom Benutzer vorgenommen werden - im Auslieferungszustand ist englisch eingestellt. Ich habe die deutsche Oberfläche getestet, aufgrund einiger "merkwürdiger" Übersetzungen bin ich jedoch wieder zu englisch zurückgekehrt. Thomson hat mich auf entsprechende Nachricht von mir gebeten, doch mal Vorschläge für andere Bezeichnungen zu machen, diese könnten in einer der nächsten Firmware-Versionen berücksichtigt werden.
Viele Optionen des Telefones können direkt über die Tastatur vorgenommen werden. Was mich dabei allerdings sehr stört, ist die Tatsache, daß bei vielen Menüoptionen nur der Optionswert (z.b. ON oder OFF) steht und die Bezeichnung der Option fehlt. Man muß also ziemlich raten, um herauszufinden, was man da nun eigentlich ein- oder ausschalten kann ( TIPP: Die Option zum Abschalten der nervigen Tastaturtöne befindet sich unbeschriftet unter Menü->User->Personalize-> die letzte Option (nach der Sprachauswahl) :wink: ) In diesem Personalisierungsmenü können übrigens auch das Datumsformat sowie die Uhrzeitanzeige von 12 auf 24 Stunden umgestellt werden. Die 3 letztgenannten Personalisierungsoptionen lassen sich übrigens ausschließlich am Telefon vornehmen und sind im Autoprovisioning nicht vorgesehen.
Auf meine Anfrage bei Thomson bezüglich der fehlenden Optionsnamen wurde mir geantwortet (wer hätte was anderes erwartet :roll: )
Ebenfalls einfach gelöst, ist die Möglichkeit, das Telefon auf Factory Default Werte zurückzusetzen, wenn mal "gar nix mehr" geht. Dazu sind vor dem Anlegen der Versorgungsspannung die Tasten "Headset" und "Mikrofonstummschaltung" gedrückt zu halten.
Bei einem Factory-Reset werden der Inhalt des Telefonbuches (100 Einträge) und der Schnellwahltasten nicht gelöscht Dies solle man berücksichtigen, falls man ein Telefon irgendwann mal weitergibt oder verkaufen möchte.
Die Bedienung des Telefonbuchs erfolgt intuitiv über die Tasten des Cursorblocks, das Wählen dann einfach durch Drücken der OK Taste.
Ansonsten bietet das Telefon noch unzählige Konfigurations-Optionen (Blacklist, Automatische Rufannahme, Anruferliste ...) die ich nicht aufzählen möchte und auch nicht aufzählen kann, weil ich noch gar nicht alle ausprobiert habe.
xVergleich mit dem Grandstream GXP2000
Das ST2030 bietet eine Vielzahl von Konfigurationsoptionen, die beim GXP2000 nicht vorhanden sind. Ob man diese Optionen allerdings wirklich im täglichen Betrieb auch braucht, möchte ich hier nicht beurteilen.
Die Konfiguration des GXP2000 ist für den Anwender einfacher.
Das ST2030 hat ein Telefonbuch, das beim GXP2000 derzeit immer noch in der Entwicklung ist.
Das GXP2000 bietet die Möglichkeit, alle 4 Accounts gleichzeitig zu registrieren und zu nutzen.
Die Übertragungsqualität ist beim ST2030 klar besser als beim GXP2000.
Das GXP2000 kann bis zu 11 Anrufe gleichzeitig verwalten - das ST2030 nur 5 (was aber im Normalfall ausreichend sein sollte)
Die Erweiterungstastaturen sind für beide Geräte noch nicht lieferbar :mrgreen:
Das GXP2000 bietet die Möglichkeit, die Schnellwahltasten auch mit Statusanzeigen (Busy Lamp Field) zu konfigurieren. Das ist beim ST2030 noch nicht möglich, Thomson hat aber zugesagt, diese Option zu prüfen.
Das ST2030 bietet die Möglichkeit, ein Firmware-Upgrade per Autoprovisioning z.B. von einem Asterisk-Server aus auszulösen, indem eine entsprechende SIP-Notify Message an das Telefon geschickt wird.
Das GXP2000 hat ein beleuchtetes Display, das auch in der Darstellungsqualität generell besser ist.
Beide Geräte verfügen über die Möglichkeit, ihre Versorgungsspannung per PoE (Power over Ethernet) zu beziehen.
Vergleichsergebnis
Es muß jeder Anwender selbst entscheiden, was ihm die wichtigen Punkte sind. Eine eindeutige Empfehlung in Form eines Kauftipps kann hier nicht abgegeben werden.
x
FAZIT
Das ST2030 ist ein grundsolides, schönes und qualitativ hochwertiges Telefon. Aufgrund seiner sehr komplexen Konfiguration und Einrichtung ist es derzeit allerdings für viele "Otto Normaluser" sehr schwer zu durchschauen und in der Vielfalt seiner Optionen vermutlich nicht zu verstehen.
Es muß m.E. Thomson noch in starkem Maße klargemacht werden, daß der Vertrieb dieses Telefons über Sipgate sehr stark auf den Endkundenmarkt gerichtet ist, und dafür ist nach eigener Aussage von Thomson das Telefon derzeit eigentlich gar nicht vorgesehen.
Für den Einsatz an professionellen TK-Anlagen oder durch ein Provisioning direkt vom Provider ist es allerdings hervorragend durch seine zentralisierbare Konfiguration geeignet.
Der Preis des Gerätes ist aufgrund der Gesamtqualität gerechtfertigt. Allerdings sollte man dafür eigentlich schon eine Displaybeleuchtung erwarten können. Das könnte nun die Modder auf den Plan rufen - und ich rufe Euch zurück JA es ist genügend Platz vorhanden, um eine Displaybeleuchtung einbauen zu können !
Ich warte gespannt auf die ersten Umbauanleitungen :wink:
Wer in diesem Testbericht nähere Informationen zu dem immer wieder angesprochenen Autoprovisioning vermitßt: Die mir von Thomson zur Verfügung gestellten technischen Dokumente zu diesem Thema sind nur für Provider und Thomson-Partner bestimmt und als "Confidential" eingestuft. Deshalb kann ich hier noch nicht mehr dazu veröffentlichen. Ich werde allerdings mit Thomson noch abklären, in welchem Umfang hierzu welche Informationen hier im Forum veröffentlicht werden dürfen. Von Anfragen zu diesem Thema bitte ich also erstmal abzusehen.
yIch danke der Firma Thomson für die Bereitstellung des Testgerätes und die kompetente und schnelle Beantwortung von technischen Fragen in den letzten Tagen.
27. Dezember 2005 (bt)
Über das IPPF habe ich ein Testgerät Thomson ST2030 direkt vom Hersteller bzw. dessen deutscher Vertriebsabteilung erhalten (vielen Dank !) und die Aufgabe für mich war, das Gerät als solches zu testen und im speziellen einen Vergleichstest zum Grandstream GXP2000 durchzuführen.
Kurz vor Weihnachten war es dann soweit - das Gerät war in der Packstation angekommen
x
Die Erweiterungstastatur wurde nicht mitgetestet, da diese erst ab ca. Februar 2006 verfügbar ist. Man kann von diesen Tastaturen 2 Stück anschließen.
xLieferumfang:
In einem neutralen weißen Pappkarton angeliefert, waren nach dem Öffnen folgende Teile zu finden:
Hardware:
1 Telefon Grundgerät
1 Hörer
1 Steckernetzteil 9V / 800mA
1 Netzwerkkabel
1 Hörer
1 Steckernetzteil 9V / 800mA
1 Netzwerkkabel
Software: ( in gedruckter Form :wink: )
"SpeedTouch 2030 TM SIP Quick Installation and User guide" in englisch & französisch
"Thomson ST2030 Installations- und Bedienungsanleitung" in deutsch (halbherzig übersetzt, Loseblattsammlung in Kopie-Form, geheftet)
"Thomson ST2030 Installations- und Bedienungsanleitung" in deutsch (halbherzig übersetzt, Loseblattsammlung in Kopie-Form, geheftet)
xDokumentation:
Die mitgelieferte Dokumentation ist in keinster Weise geeignet, dem Käufer des Telefones zu helfen, dieses Gerät in Betrieb zu nehmen. Es ist in keiner der beiden Dokumentationen auch nur der kleinste Hinweis auf eine vorzunehmende SIP-Konfiguration zu finden. Es wird lediglich die Handhabung des Telefons im täglichen Gebrauch beschrieben.
Auf meine Anfrage bei Thomson bezüglich kompletter Dokumentation erhielt ich folgende Antwort:
Das Gerät soll im Prinzip vom Provider bzw. Systemadministrator über tftp konfiguriert werden, auch möglich hinter einer Alcaltel TK-Anlage.
Daher beinhaltet das Handbuch keine SIP Einstellungen. Die Einstellungen finden Sie bei Sipgate auf der Homepage
Diese Antwort halte ich aus Kundensicht für unbefriedigend. Erstens gibt es nicht nur Sipgate, und zweitens erwarte ich bei einem Gerät für weit über 120 Euro zumindest eine vollständige Funktionsbeschreibung. Vor allem, wenn das Gerät auch an Privatkunden verkauft werden soll (Über dieses Problem werden wir im Rahmen des Testberichtes noch öfters stolpern).
Mit Hilfe der Sipgate-Anleitung lassen sich aber die grundlegenden Konfigurationsschritte gut nachvollziehen.
x
Anschlußmöglichkeiten:
An der linken Seite befinden sich die Anschlüsse für den Telefonhörer und ein eventuelles Headset.
xInbetriebnahme:
Nun aber mal zur Sache :wink:
Netzteil in die Steckdose, Netzwerkkabel vom Router in das Telefon, Netzteil angesteckt (das Telefon hat keinen Ein-/Ausschalter). Was ist das :?: buntte LEDs (3 rote, 10 grüne, 1 orange) im Tastenfeld und ein dunkles (unbeleuchtetes) Display ?
Eines nach dem anderen - zuerst die gute Nachricht: Die bunten LEDs gehen nach einer Weile . genauer gesagt nach Selbsttest aus, lediglich eine rot blinkende LED bleibt noch eine Zeitlang zu sehen.
Jetzt die schlechte Nachricht: Das Telefon hat tatsächlich keine Displaybeleuchtung ! Wenn ich mir überlege, daß inzwischen jedes billige 20$ PA168-Telefon über eine Displaybeleuchtung verfügt, dann ist das bei einem Gerät das für den professionellen Einsatz gedacht ist, nicht nachvollziehbar.
Auf meine Anfrage bei Thomson bezüglich der fehlenden Beleuchtung erhielt ich folgende Antwort:
Bei der normalen Büro-beleuchtung ist aus unserer Sicht das Display gut zu lesen. Des weiteren ist der Preis zu berücksichtigen. Eine display -Beleuchtung würde diesen erhöhen.
Da haben wir es wieder - die Bürobeleuchtung, also hat wieder niemand an Privatkunden gedacht. Außerdem bleibt anzumerken, daß nicht jeder Büroarbeitsplatz taghell erleuchtet ist. Wenn man sich dann noch überlegt, daß die Benutzerführung über Meldungen im Display erfolgt und die 3 Softkeys unter dem Display ihre Funktionen auch je nach Anwendung nur im Display verraten, ist diese fehlende Beleuchtung ein schwerer Mangel :!: Über die Argumentation des höheren Preises müssen wir hier auch nicht diskutieren - das ist meines Erachtens einfach albern.
Der Start des Telefones bis zur Betriebsbereitschaft dauert ca. 90 Sekunden. Das ist nun kein Gerätefehler, sondern kommt einfach daher, daß das Telefon versucht, über sein Autoprovisioning entsprechende Konfigurationsfiles im Netzwerk zu finden. Das Ganze probiert es 3 Mal im Abstand von 30 Sekunden. Danach gibt es diese Versuche auf. Das Autoprovisioning läßt sich weder per Tastaturmenü noch per Web-Interface abschalten.
Wenn diese Start-Prozedur durchlaufen ist, meldet sich das Telefon mangels konfiguriertem NTP weder mit korrektem Datum noch mit korrekter Uhrzeit. Es stehen einfach die Startwerte in der obersten Displayzeile.
xSIP Konfiguration
Hier fangen wir auch mal wieder mit der guten Nachricht an. Man kann in dem Telefon 4 SIP Accounts von 4 unterschiedlichen Providern speichern.
Nun die schlechten Nachrichten:
- man kann immer nur einen Account aktivieren
- man kann zwischen den Profilen direkt am Telefon umschalten, ohne danach das Gerät neu starten zu müssen, aber man braucht dazu immer das Administratorpaßwort
- man kann einen vorhandenen STUN Eintrag nicht für einzelne Accounts aktivieren / deaktivieren sondern nur für das gesamte Telefon
Die Konfiguration der SIP Accounts erfogt über das Webinterface des Telefones. Hierzu muß als URL im Browser direkt die Administrations-Seite mit http://<ip_des_st2030>/admin.html aufgerufen werden. Die Anmeldedaten sind im Auslieferungszustand User = administrator (nur Kleinbuchstaben !) und Passwort = 748518
Im Folgenden eine kurze Darstellung der einzelnen Optionen der Menüstruktur
Setup
Hier gibt es 2 Unterbereiche
Network Settings: Das Telefon läßt sich für DHCP, Statische IP oder PPPoE konfigurieren
SIP Settings: Hier werden die 4 Accounts auf die SIP Provider konfiguriert. Diese Konfiguration ist in dem oben bereits erwähnten Dokument von der Sipgate-Homepage beschrieben, sodaß ich das hier nicht wiederholen möchte.
Network Settings: Das Telefon läßt sich für DHCP, Statische IP oder PPPoE konfigurieren
SIP Settings: Hier werden die 4 Accounts auf die SIP Provider konfiguriert. Diese Konfiguration ist in dem oben bereits erwähnten Dokument von der Sipgate-Homepage beschrieben, sodaß ich das hier nicht wiederholen möchte.
Advanced
Utility
Status
Hier werden verschiedene Statusinformationen zum Gerät (Firmwareversion etc), zum Netzwerkstatus (IP, Netmastk, etc) und zum SIP-Status (welches Profil ist aktiviert) angezeigt
xDas ST2030 im täglichen Gebrauch
Das Gerät besticht durch exzellentes Design, hervorragende Verarbeitung sowohl was das Geräteäußere als auch das Innere angeht (ja, ich habs aufgeschraubt und die 3-fach-Huckepack-Platinen und den TI-Chip gesehen ...) Hier kommt wohl zum Tragen, daß das Gerät von Haus aus für den Businessbereich und professionelle Anwendungen (z.B. Integration in große TK-Systeme) vorgesehen ist.
Das Gerät wurde von mir inzwischen mit folgenden Providern erfolgreich getestet:
Sipgate, T-Online, GMX, VoipBuster, BLUEsip und natürlich auch an meinem eigenen Asterisk Server.
Das Telefon bietet 4 verschiedene Codecs zur Auswahl: G711u, G711a, G723 und G729.
Meiner Meinung nach ist das zuwenig - zumindest GSM sollte das Gerät auch noch können. Ich habe Thomson im Rahmen des bestehenden Dialoges bereits darauf hingewiesen, daß zumindest 1 oder 2 lizenzfreie Schmalbandcodecs in das Gerät integriert werden sollten.
Die Gesprächsqualität war bei allen Providern exzellent und mit Abstand das Beste, was ich im VoIP Bereich bisher auf dem Tisch hatte (und ich hatte schon einiges ...) Die Verständigung war glasklar und ohne jegliche Aussetzer oder Störgeräusche. Was zum Komfort und zum "normalen" Telefonfeeling beiträgt, ist die Tatsache, daß sich das Telefon durch Setzen eines speziellen Country-Codes auf die "deutsche" Wähltonsignalisierung einstellen läßt (CountryCode=10) Leider läßt sich diese Option am nicht am Telefon selbst vornehmen (weder Tastatur noch Webinterface) sondern nur über das Autoprovisioning. Standardmäßig sind hier US-Töne (CountryCode=0) eingestellt.
Die Bedienung des Telefones ist logisch strukturiert, einfach zu verstehen und wird durch 3 Softkeys, deren Beschriftung am unteren Rand des unbeleuchteten Displays zu finden ist, unterstützt. Das Telefon erlaubt selbstverständlich die Wahl bei aufgelegtem Hörer.
Die Benutzerobfläche ist in verschiedenen Sprachen einstellbar - dies kann direkt am Gerät vom Benutzer vorgenommen werden - im Auslieferungszustand ist englisch eingestellt. Ich habe die deutsche Oberfläche getestet, aufgrund einiger "merkwürdiger" Übersetzungen bin ich jedoch wieder zu englisch zurückgekehrt. Thomson hat mich auf entsprechende Nachricht von mir gebeten, doch mal Vorschläge für andere Bezeichnungen zu machen, diese könnten in einer der nächsten Firmware-Versionen berücksichtigt werden.
Viele Optionen des Telefones können direkt über die Tastatur vorgenommen werden. Was mich dabei allerdings sehr stört, ist die Tatsache, daß bei vielen Menüoptionen nur der Optionswert (z.b. ON oder OFF) steht und die Bezeichnung der Option fehlt. Man muß also ziemlich raten, um herauszufinden, was man da nun eigentlich ein- oder ausschalten kann ( TIPP: Die Option zum Abschalten der nervigen Tastaturtöne befindet sich unbeschriftet unter Menü->User->Personalize-> die letzte Option (nach der Sprachauswahl) :wink: ) In diesem Personalisierungsmenü können übrigens auch das Datumsformat sowie die Uhrzeitanzeige von 12 auf 24 Stunden umgestellt werden. Die 3 letztgenannten Personalisierungsoptionen lassen sich übrigens ausschließlich am Telefon vornehmen und sind im Autoprovisioning nicht vorgesehen.
Auf meine Anfrage bei Thomson bezüglich der fehlenden Optionsnamen wurde mir geantwortet (wer hätte was anderes erwartet :roll: )
Die Konfigurationist eigentlich via WEB GUI gedacht, bzw durch automatische Konfiguration die vom Systemadministrator oder vom Provider via Zero-Touch vorgenommen werden kann.
Ebenfalls einfach gelöst, ist die Möglichkeit, das Telefon auf Factory Default Werte zurückzusetzen, wenn mal "gar nix mehr" geht. Dazu sind vor dem Anlegen der Versorgungsspannung die Tasten "Headset" und "Mikrofonstummschaltung" gedrückt zu halten.
Bei einem Factory-Reset werden der Inhalt des Telefonbuches (100 Einträge) und der Schnellwahltasten nicht gelöscht Dies solle man berücksichtigen, falls man ein Telefon irgendwann mal weitergibt oder verkaufen möchte.
Die Bedienung des Telefonbuchs erfolgt intuitiv über die Tasten des Cursorblocks, das Wählen dann einfach durch Drücken der OK Taste.
Ansonsten bietet das Telefon noch unzählige Konfigurations-Optionen (Blacklist, Automatische Rufannahme, Anruferliste ...) die ich nicht aufzählen möchte und auch nicht aufzählen kann, weil ich noch gar nicht alle ausprobiert habe.
xVergleich mit dem Grandstream GXP2000
Das ST2030 bietet eine Vielzahl von Konfigurationsoptionen, die beim GXP2000 nicht vorhanden sind. Ob man diese Optionen allerdings wirklich im täglichen Betrieb auch braucht, möchte ich hier nicht beurteilen.
Die Konfiguration des GXP2000 ist für den Anwender einfacher.
Das ST2030 hat ein Telefonbuch, das beim GXP2000 derzeit immer noch in der Entwicklung ist.
Das GXP2000 bietet die Möglichkeit, alle 4 Accounts gleichzeitig zu registrieren und zu nutzen.
Die Übertragungsqualität ist beim ST2030 klar besser als beim GXP2000.
Das GXP2000 kann bis zu 11 Anrufe gleichzeitig verwalten - das ST2030 nur 5 (was aber im Normalfall ausreichend sein sollte)
Die Erweiterungstastaturen sind für beide Geräte noch nicht lieferbar :mrgreen:
Das GXP2000 bietet die Möglichkeit, die Schnellwahltasten auch mit Statusanzeigen (Busy Lamp Field) zu konfigurieren. Das ist beim ST2030 noch nicht möglich, Thomson hat aber zugesagt, diese Option zu prüfen.
Das ST2030 bietet die Möglichkeit, ein Firmware-Upgrade per Autoprovisioning z.B. von einem Asterisk-Server aus auszulösen, indem eine entsprechende SIP-Notify Message an das Telefon geschickt wird.
Das GXP2000 hat ein beleuchtetes Display, das auch in der Darstellungsqualität generell besser ist.
Beide Geräte verfügen über die Möglichkeit, ihre Versorgungsspannung per PoE (Power over Ethernet) zu beziehen.
Vergleichsergebnis
Es muß jeder Anwender selbst entscheiden, was ihm die wichtigen Punkte sind. Eine eindeutige Empfehlung in Form eines Kauftipps kann hier nicht abgegeben werden.
x
FAZIT
Das ST2030 ist ein grundsolides, schönes und qualitativ hochwertiges Telefon. Aufgrund seiner sehr komplexen Konfiguration und Einrichtung ist es derzeit allerdings für viele "Otto Normaluser" sehr schwer zu durchschauen und in der Vielfalt seiner Optionen vermutlich nicht zu verstehen.
Es muß m.E. Thomson noch in starkem Maße klargemacht werden, daß der Vertrieb dieses Telefons über Sipgate sehr stark auf den Endkundenmarkt gerichtet ist, und dafür ist nach eigener Aussage von Thomson das Telefon derzeit eigentlich gar nicht vorgesehen.
Für den Einsatz an professionellen TK-Anlagen oder durch ein Provisioning direkt vom Provider ist es allerdings hervorragend durch seine zentralisierbare Konfiguration geeignet.
Der Preis des Gerätes ist aufgrund der Gesamtqualität gerechtfertigt. Allerdings sollte man dafür eigentlich schon eine Displaybeleuchtung erwarten können. Das könnte nun die Modder auf den Plan rufen - und ich rufe Euch zurück JA es ist genügend Platz vorhanden, um eine Displaybeleuchtung einbauen zu können !
Ich warte gespannt auf die ersten Umbauanleitungen :wink:
Wer in diesem Testbericht nähere Informationen zu dem immer wieder angesprochenen Autoprovisioning vermitßt: Die mir von Thomson zur Verfügung gestellten technischen Dokumente zu diesem Thema sind nur für Provider und Thomson-Partner bestimmt und als "Confidential" eingestuft. Deshalb kann ich hier noch nicht mehr dazu veröffentlichen. Ich werde allerdings mit Thomson noch abklären, in welchem Umfang hierzu welche Informationen hier im Forum veröffentlicht werden dürfen. Von Anfragen zu diesem Thema bitte ich also erstmal abzusehen.
yIch danke der Firma Thomson für die Bereitstellung des Testgerätes und die kompetente und schnelle Beantwortung von technischen Fragen in den letzten Tagen.
27. Dezember 2005 (bt)
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