Horst und seine Untermieterin
entire schrieb:
Mahlzeit,
tja - also so eine schicke Horstbox darf ich seit der Roadshow gestern mein Eigen nennen. Aber das ganze ist etwas ernüchternd.
Wieso, das Essen gestern war doch ganz in Ordnung ;-)
Also, mal ganz von vorn für alle die die nicht auf der Roadshow waren.
Die Veranstaltung hat sich echt gelohnt.
Es gab ca. 5 Stunden lang Erbauliches zum Thema IP, VoIP und QoS. Das ganze auf 'gutem Einsteigerniveau', aber deutlich über dem was man von einer Salesveranstaltung erwarten kann. Am Nachmittag kam dann die Präsentation der Horstbox.
Also: Horst existiert und ist damit offiziell dem Status der Vaporware enthoben ;-)
Lassen wir erstmal Modem, Router und WLAN weg und schauen auf die VoIP-Funktion.
Die Asterisk auf dem Gerät lässt sich erstmal nur über das GUI konfigurieren. Dort geht folgendes:
- Einrichten der Telefone
- Einrichten der Rufverteilung
- Einrichten von externen SIP-Konten
- CDR-Ansicht
- LCR
Auch nach einem FW Update auf Version 3.0.0.16 (Auslieferzustand war 3.0.0.14) hat den ext. S0 Port bisher nicht zum Laufen gebracht. Daher keine Anrufe von den altbekannten MSNs aus dem Telefonnetz möglich. Der interne S0 Bus scheint ganz gut zu funktionieren... Analoge Endgeräte besitze ich nicht und kann daher das nicht testen.
Die Schwierigkeiten von denen Du mit dem externen S0 berichtest kann ich nicht bestätigen. Das hat bei mir einwandfrei funktioniert. Wichtig scheint allerdings zu sein, dass man seine MSNs richtig angibt, wenn man 4711 oder auch nur 0 angibt nimmt die Box keinen Call entgegen.
Den Analogteil habe ich mit einem Faxgerät getestet. Fax über ISDN rein auf Analog hat erstmal gut funktioniert. Gegenstelle war übrigens ebenfalls eine Asterisk mit IAXModem an Hylafax.
Was bislang so aufgefallen ist:
- Der Dialplan ist sehr starr.
Interne Gespräche müssen aktuell mit *<interne Nummer> geführt werden. Eine Umstellung auf klassische Amtsholung mit 0 ist derzeit nicht möglich.
Die einzelnen Technologien haben feste interne Nummernbereich; SIP ist 4XX, Analog ist 2X, ISDN ist 3X .
- Sowohl der externe als auch der interne S0 unterstützen nur Busanschluß, Betrieb am Anlagenanschluß ist so nicht möglich, aber von D-Link geplant.
- Die abgehende MSN pro Nebenstelle ist nicht sinnvoll setzbar. Der LCR arbeitet nur Destinationbasiert
- Der LCR muss im Moment manuell konfiguriert werden. Hier ist allerdings ein Onlineservice ala Telefonsparbuch.de geplant.
- Über den S0 eingehende Anrufe mit Unterdrückter oder unbekannter Nummer werden mit 'CID withheld' signalisiert - hier hätte man doch mal eben den entsprechenden Parameter in der zaptel.conf setzen können.
- Der signalisierten Callerid fehlt die führende 0, ein Rückruf aus der Anrufliste geht also in die Hose.
- Komfortfunktionen wie Besetztlampenfelder, SIP-Pickup ala Snom/Bristuff
Voicemail, MWI, Rufumleitungen in der Anlage, Deflection am Bus usw..
stehen noch auf der To-Do Liste.
In Sachen VOIP-Accounts konnte ich Kollegen Horst problemlos auf unserer Asterisk und auf einem Sipgate-Account gleichzeitig registrieren. Auffällig ist hier noch, dass weder für die SIP-Endgeräte noch für die SIP-Amtsleitungen eine Codecwahl möglich war. Ach so, aktuell ist G729 übrigens nicht implementiert sondern nur das was Asterisk von Haus aus unterstützt.
Ich hab das Ding heute schon abgebaut da sich zumindest meine Horstbox bei diversen Änderungen der Konfig über die GUI aufhängt, bzw. die Box hängt sich auf und bleibt in einer Art Grundmodus hängen.
Wie es schein basiert die Box auf einem DSL-G684T Router, den als ein solcher ist das Teil nach dem Absturz via Port 8080 erreichbar. Der Embbeded PC Teil ist intern nach dem Absturz via ftp, ssh und telnet erreichbar. Einmal mit dem Usernamen und Passwort eingeloggt hat man eine BusyBox Shell und kann den einen oder anderen befehl per Console ausführen...
Nachdem wir Box heute abend mal aufgeschraubt haben lässt sich das und einige andere 'Merkwürdigkeiten' recht gut erklären ;-) Bei Horst bekommst Du richtig was für's Geld ;-) Horst hat nämlich einen Untermieter, ich nenne den mal Herta ;-) . In der Box sind tatsächlich zwei komplette Geräte enthalten. Da ist einmal der von Dir beschriebene DSL-G684T Router drin. Dieser sitzt oben im Gehäuse und schaut nach unten auf den grossen Horst. Der Router ist die bekannte TI-Plattform mit ADSL-Modem (in dem Fall Annex B), WLAN Teil (als Mini-PCI ausgeführt) und integriertem 4-Port Switch. Auf der Box läuft ein Montavista Linux 2.4.xx (sorry, die Kiste ist im Moment ausgeschaltet und steht im Büro).
Auf der unteren Platine ist dann 'the Real Horst'. Da findet sich eine XScale-CPU mit 533MHz, 128 MB SD-RAM, ein DSP von Analog Devices (der in Zukunft lt. D-Link Sachen wie Codeckonvertierungen und Echocancellation machen soll), zwei HFC-S Chips und die Analogports wieder. Dazu kommt ein Ethernet-Controller von Realtek. Für den gibt es auf der Platine sogar die Lötaugen um einen Stecker anzubringen. Ausserdem sind da noch ein serielles Interface (Yeah!) und ein JTAG-Port. Real-Horst kommuniziert per Ethernet mit dem Router auf der Huckepackplatine. Dazu wird das LAN-Interface über eine Steckverbindung auf die Bridge von dem TI-Teilchen geführt.
Damit Horst und Herta miteinander reden können haben die beiden ein mehr oder weniger privates IP-Netz zwischen sich. Horst hat die 192.0.2.2, Herta hat die 192.0.2.1. Das ganze soll dann wohl per iptables nach aussen hin maskiert werden - klappt aber nicht so wirklich. Wenn Horst mit einem IP-Phone im Lan reden will, kommt er mit seiner Source-Adresse 192.0.2.2 an. Dies ist mir deshalb aufgefallen, weil ich noch unsere Firewall zwischen dem Phone und Horst hängen hatte und die Pakete von Horst zum Telefon geblockt hat.
Herta wird also von Horst aus konfiguriert. Den Effekt den Du beschrieben hast, hatten wir heute auch. Während des Bootvorgangs ist auf Herta der Telnet-Port offen und wird hinterher per iptables zugemacht. Login ist hier übrigens immer admin:admin - egal was auf Horst für ein Kennwort konfiguriert wurde. Nachdem wir das festgestellt hatten, haben wir erstmal das iptables-script unterbrochen und uns auf Herta umgeschaut. Da ist uns natürlich auch das Webinterface auf 8080 aufgefallen. Sobald Du daran etwas konfigurierst kann Horst wohl nicht mehr richtig mit Herta. Lösung für uns war einen Factory-Reset über den Reset-Taster auf der Rückseite zu machen (im laufenden Betrieb so lange drücken bis die Box(en) neustarten). Danach hatten die beiden sich wieder lieb.
Also, aktueller Stand bei uns: Auf Herta kann man sich austoben, auf Horst noch nicht so wirklich. Aber das wird sich hoffentlich ändern wenn die serielle Schnittstelle läuft und man an die Box drankommt. Der SSH-Port ist zwar offen, aber macht ausschließlich Public-Key Authentifizierung. Dies soll wohl für ein Recovery-Tool von D-Link sein - ein meiner bescheidenen Meinung nach etwas grenzwertiges Konstrukt.
Ich hoofe darauf das bald eine funktionierende Firmware veröffentlicht wird und der Support für das produkt startet. Eine extra Mail-Adrersse für die Horstbox will der D-link Support ab Montag scharf schalten.
Mal sehen ob sich paar andere Teilnehmer von der Kölner Roadshow hier melden und ähnliches zu berichten haben.
Der Leute von D-Link haben auf der Roadshow sehr deutlich gemacht, dass die Firmware der Horstbox am Anfang ist, und aktuell nicht das kann was später sein wird. In Sachen Weiterentwicklung wurde SIP und IAX-Trunking, T.38 Fax, Stacking von mehreren Horstboxen um die Portdichte zu erhöhen sowie CAPI (als Remote-Capi) und TAPI für ca. Q1 2007 angesagt. Ausserdem wird eine Version ohne ADSL-Modem, dafür mit zweitem Ethernetport kommen.
Im Moment hast Du eine Box die den Soho-Markt abdeckt und in Grenzen (siehe Komfortmerkmale) das was eine kleine Firma vielleicht möchte.
Für das was dort an Hardware verbaut ist, finde ich den Preis durchaus angemessen. Das Hackpotenzial an der Kiste finde ich ziemlich genial. Es gibt eigentlich keinen Grund, warum die Box keinen Anlagenanschluss können soll. Die HFC-S Chips dürften sich eigentlich auch beide jeweils TE oder NT schalten lassen, wobei man dann beim zweiten internen noch nach der Spannungsversorgung schauen müsste. Der integrierte DSP ermöglicht bei geeignetem Futter eine wirklich gute Echocancellation, vielleicht wäre ja auch noch Fax drin. Wenn Capi eh geplant ist, sollte auch PPP für Dialin und ISDN-Backup für die DSL-Leitung denkbar sein.
In Sachen 'wie seht ihr das denn mit der GPL' waren die Antworten eigentlich recht positiv. Die Kreativität die sich im Umfeld Linksys WRT und Co. ergeben hat war für D-Link durchaus mitausschlaggebend für die Entscheidung auf Linux und Asterisk zu setzen. Auch ein Rückfluss von Entwicklungen an die Asterisk-Community ist geplant. Die T.38 Sachen und die fehlenden Facilities im ISDN-Umfeld dürften sich hierfür schätzungsweise anbieten. Ich hoffe also, dass D-Link nicht nur 'lieblos' einen Tarball mit ein paar Sourcen auf eine Website legt um der GPL genüge zu tun, sondern eine komplette Toolchain dazupackt - am Besten mit Doku und Wiki dazu.
Erwähnt sei noch, dass die Produktentwicklung von D-Link Deutschland initiiert wurde. Das Design des Systems wurde von der Maxina GmbH & Co. in .de gemacht, siehe
www.maxina.de.
Ich sehe das eigentlich insgesamt positiv. D-Link hat eine prima Hardwareplattform geliefert die in einem Gerät alles abbildet was man üblicherweise für die Kommunikation in einem kleinen Büro braucht. Der Umstand, dass das Ding trotzdem lüfterlos ist, ist auch noch lobend zu erwähnen.
Die Software hat sicherlich noch einige Klinken die abgeschliffen werden müssen.
Und im Laufe der Zeit können dann viele schöne Sachen implementiert werden die auf Fritz und Co. auf Grund der wesentlich geringeren Resourcen nie gehen werden. Von der Hardware her spricht nichts dagegen auf der Box eine wirklich full-fledged Asterisk laufen zu lassen mit allem was Küche und Keller so bieten.
Und wenn D-Link sich der Community gegenüber so darstellt wie dies gestern angeklungen ist dürfte das eine gute Sache werden.
Wenn ich dazu komme, poste ich morgen ein paar Bilder vom Innenleben der Box.
Gruss
Torsten