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Gibt es denn schon irgendwo einen ausführlichen Erfahrungsbericht zum SNOM 870?
[UPDATE] Hier gibt es ihn jetzt:
[UPDATE 2] Teil 2 online
Testbericht zum SNOM 870 - Teil 1
Fast drei Jahre ist es nunmehr her, dass das IPPF ein SNOM Endgerät einem ausführlichen Test unterzogen hat. Seit diesem Zeitpunkt hat die Firma SNOM jedoch nicht nur einige neue Modelle veröffentlicht, sondern auch die Firmware hat einen Versionssprung gemacht: war zum damaligen Zeitpunkt gerade die 7er Version erschienen, ist mittlerweile die Version 8.3.x aktuell und die Version 8.4.x steht in den Startlöchern (der Test erfolgte mit Firmware 8.4.1). Grund genug, sich das neue 870er mit Touchscreen einmal näher anzusehen.
Preis und Lieferumfang
Im (Versand-)Handel ist das SNOM 870 mit Preisen ab rund ¤ 280,- erhältlich; das SNOM Topmodell ist für den (Privat-)Anwender also mithin nicht gerade ein günstiges Unterfangen. Für den Preis kommt eine in frischem weiß gehaltene unaufdringliche Verpackung, um die sich eine vierfarbige Wellenlinie schlängelt, zum Kunden. Auf der Verpackungsseite findet man u.a. die kompletten Herstellerkontaktdaten; die Rückseite listet die wichtigsten Produkteigenschaften auf. Mir persönlich gefällt die Aufmachung.
Wie auch schon in der Vergangenheit geschehen, listet SNOM die Produkteigenschaften nur in englischer Sprache auf. Da diese aber nur sehr grob dargestellt werden und die allermeisten Begriffe wie etwa „touch screen; Resolution; User Interface; WLAN adapter USB ready; Address book transfer“ oder „Headset“ auch im deutschen Sprachgebrauch jedem EDV-Interessierten ein Begriff sein dürften, sollte dies auch für die deutschsprachige Kundschaft kein Problem darstellen. Allenfalls der Hinweis auf ein multilinguales User Interface könnte mögliche Unsicherheiten vor dem Kauf beseitigen. Auch Angaben zum genauen Verpackungsinhalt finden sich leider nicht auf der Umverpackung.
Dieser besteht aus:
Wie von SNOM gewohnt, lässt sich das Netzteil mittels steckbarer Anschlussadapter in verschiedenen Ländern einsetzen. Beigefügt sind Anschlussstecker für das deutsche und das amerikanische System.
Anschlussmöglichkeiten
Die Rückseite des SNOMs bietet neben der RJ45-Buchse für das LAN-Kabel (hier auch PoE möglich) auch eine solche für den Anschluss eines PCs, so dass bei der Installation an einem Arbeitsplatz nicht zwingend ein zweites Kabel zum (sich evtl. weit entfernt befindenden) Switch bzw. Router gezogen werden muss, sondern der vorhandene PC bzw. Laptop einfach an das SNOM angeschlossen werden kann.
Neben den beiden RJ45-Anschlüssen weist das SNOM 870 noch zwei RJ11 Anschlüsse für den Telefonhörer und für ein Headset auf sowie einen weiteren RJ45-Anschluss für ein weiteres Headset (EHS-Headset-Port). Neu ist die Integration von drei USB-2.0-Anschlussbuchsen: zwei vom Typ A, eine vom Typ B.
Sämtliche Anschlüsse sind zweifelsfrei beschriftet und ausreichend voneinander entfernt, so dass sich die einzelnen Kabel nicht in die Quere kommen sollten. Durch die Aufstellung des Telefons im 55° bzw. 33° Neigungswinkel lassen sich die Kabel zudem gut nach hinten wegführen.
Leider hat SNOM auch beim 870er auf einen An-/Ausschalter verzichtet. Tagsüber/nachts (wenn man nicht zu Hause ist oder nicht gestört werden will) oder nach Büroschluss (wenn das Telefon eh nicht mehr an sein müsste) wird daher unnötig Strom verbraucht. Es bleibt daher nur, den Stromstecker zu ziehen (was viele aus Bequemlichkeit wohl nicht machen werden).
Vorderseite
Die Vorderseite des SNOM 870 wird, snomtypisch, dominiert durch den großen, silberfarbenen, 4-Wege-Steuerknopf. Hinzu kommen die üblichen zwölf Telefonietasten (0-9; * und #) sowie zehn Funktionstasten (DND, Directory, Menu, Transfer, Hold, Headset, Speaker, Volume, Mute und Message) sowie zwei Tasten für „OK/Bestätigen“ und „Abbrechen“.
Am oberen rechten Seitenrand signalisiert zudem eine in den Rahmen integrierte rote LED beispielsweise eingehende Anrufe. Auch wenn der Hörer versehentlich nicht fest aufgelegt ist, wird dies durch das kräftige rote Leuchten sehr deutlich sichtbar.
Die Tasten selbst sind, wie schon beim SNOM 370, aus hartem Plastik; vier von ihnen sind bei entsprechender Funktionsaktivierung hinterleuchtet (Mute, Speaker, Headset und Message). Den Druckpunkt empfinde ich als OK; zum Rand der Telefonietasten hin aber nicht ganz optimal (irgendwie leicht schwammig).
Angenehm fällt die relative Größe der Telefonietasten auf, was gerade auch älteren Menschen zu Gute kommen dürfte. Verbesserungsbedürftig ist aus meiner Sicht aber die Größe der Beschriftung der Funktionstasten: ältere/sehschwächere Menschen werden die vergleichsweise kleine Schrift nur schwer ablesen können und die Beschriftung der Message Taste (silbergrau auf silbrigem Untergrund) ist nur dann lesbar, wenn man direkt vor dem Telefon sitzend gerade auf selbiges schaut. Gerade weil die Fläche vergleichsweise groß ausfällt, wäre der entsprechende Platz für eine größere Beschriftung bzw. größere Funktionstasten gut vorhanden.
Verarbeitungsqualität
Das SNOM 870 ist insgesamt recht sauber verarbeitet: keine offenen Spalten und sicherer Stand. Sehr gut gefällt mir die Gehäusestütze (Aluminium?), welche einen wertigen Eindruck hinterlässt. Insgesamt ist das Fußelement gut durchdacht; nur von der Seite betrachtet fällt auf, dass das Fußelement nicht mit der Gehäuserückseite abschließt – ein etwas schmaler geschnittenes Fußelement würde dies wohl vermeiden.
Nicht ganz überzeugend finde ich dagegen die optische Wertigkeit von vorne und hinten betrachtet: das hintere grau und vordere weiß hinterlässt bei mir doch einen sehr plasikhaften Eindruck – ein Material wie beim Fußelement verwendet, würde hier einen hochwertigeren Eindruck hinterlassen.
Der Telefonhörer des 870ers ist merklich leichter, als es noch bei der 370er-Serie der Fall war; er liegt aber ebenfalls gut in der Hand. Anders als bei den älteren Modellen kann jetzt auch ein zusätzlicher Anti-Verdrill-Adapter problemlos zwischen Hörer und Spiralkabel gehängt werden - der Hörer sitzt auch danach noch gut und sicher auf der Gabel.
Angenehm ist zudem, dass sich das Hörerkabel auch vergleichsweise problemlos aus der RJ11-Buchse am Hörer entfernen lässt, da der Schnapper des Kabel noch ein kleines Stückchen heraussteht und sich somit auch ohne Hilfsgeräte (Schere, Schraubenzieher) betätigen lässt.
Hat SNOM in den genannten Punkten im Vergleich zu der Vorserie deutlich nachgebessert, findet sich auch bei dem neuen Topmodell keine (umgebungslichtabhängige) Tastaturbeleuchtung wie sie beispielsweise von Handys oder auch Laptops bekannt ist.
Display
Die große Neuerung des Modells 870 ist mit Sicherheit das berührungsempfindliche Display: Was in der Mobilfunkwelt seit der Einführung des Apple IPhones die Bedienung der Geräte massiv verändert hat, findet nun auch Einzug in die „normalen“ Telefone. Das SNOM Display mit 10,92 cm (auf der Verpackung wird entgegen § 3 Einheitenverordnung seltsamerweise nur 4,3“ angegeben) hat eine Auflösung von 480 x 272 Punkten. Im laufenden Betrieb lässt sich dieses auch von der Seite her betrachtet recht gut ablesen – nur bei der Draufschau von unten ist die Ablesbarkeit doch merklich eingeschränkt.
Angesichts des auf dem Telefon vorhandenen Platzes würde man sich aber wünschen, dass das Display insgesamt größer (insbesondere höher) wäre – im Vergleich zur Fläche der Vorderseite wirkt das Display fast ein wenig verloren.
Das Display kann zwei verschiedene Beleuchtungszustände vorweisen: Schon im normalen Zustand ("an") ist dieses leicht hintergrundbeleuchtet, wodurch es sich recht gut ablesen lässt. Hebt man den Hörer, berührt das Display oder drückt eine Taste, wird die verstärkte Hintergrundbeleuchtung eingeschaltet was die Ablesbarkeit noch einmal merklich verbessert.
Der Touchscreen reagiert auf Eingaben recht zügig, wobei der Plastiküberzug sich deutlich als solcher anfühlt. Die Oberfläche eines Motorola Milestones fühlt sich da subjektiv deutlich glatter und wertiger an. Dessen Auflösung (9,40 cm mit 480 x 854 Pixel) ist zudem deutlich klarer und feiner und das Display insgesamt leuchtender. Das Farbdisplay des SNOM 870 ist somit zwar nicht schlecht, im Vergleich zu einem Milestone hinkt es aber dann doch merklich hinter her. Positiv betrachtet: Hier hat SNOM in zukünftigen Modellen also deutlich Raum zur Verbesserung.
Auch was die Bedienung selbst anbelangt, hat beispielsweise das Scrollen durch das Telefonbuch bei den Mobiltelefonen (IPhone, Milestone) einen größeren Coolnessfaktor: Wärend dort ein Fingerziehen über das Display das Durchblättern ermöglicht, muss man beim SNOM noch auf Pfeiltasten drücken, um die Anzeige zu bewegen.
Anders als vorherige Modelle finden sich auf dem Display im normalen Zustand 15 Piktogramme, hinter denen sich die einzelnen Funktionen verbergen.
An sich gut gedacht, halte ich diese im Ergebnis nicht immer für selbsterklärend bzw. verbesserungsfähig:
Testbericht zum SNOM 870 - Teil 2
Erstinstallation
Die beigelegte Kurzanleitung beschreibt auf sechs Seiten das Allernötigste: hardwareseitige Aufstellung, Verkabelung; Übersicht über die einzelnen Funktionstasten und einige wichtige Grundfunktionen wie „Anrufe tätigen und annehmen“, „Anrufe weiterleiten“, „Anrufe halten und wiederaufnehmen, „Konferenz“, „Mailbox“ und „Informationen über das Telefon“.
Nachdem das Telefon mit dem Netzwerk verbunden ist und Strom von einer Spannungsquelle erhält (PoE / Netzadapter), wird bei vorhandenem DHCP Server dem Telefon eine IP-Adresse zugeteilt. Am Telefon kann man sodann Sprache (warum die Webinterfacesprache nicht gleich automatisch mit auf die ausgewählte Sprache gesetzt wird, erschließt sich mir allerdings nicht), Zeitzone und Zugangsdaten des VoIP-Providers angeben. Insgesamt ist das Telefon also in wenigen Minuten einsatzbereit.
Die Firmware / Webinterface
Die Funktionsvielfalt der Firmware ist, neben der Verarbeitungsqualität, sicherlich eines der Highlights der SNOM Telefone. Für das SNOM 870 bieten sich so eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten und Funktionen wie man sie auch schon von vorherigen Modellen kennt.
...12 Provider parallel und Telefonbuch...
Wie gewohnt, bietet das SNOM 870 neben 12 unterschiedlichen Identitäten (also bis zu 12 Provider parallel) u.a. ein ausführliches Adressbuch, bei dem man einzelnen Kontakten nun auch Fotos zuordnen und ferner Angaben zu Nummerntyp, Email, Organisation, Geburtstag u.a. hinterlegen kann.
Schade aber, dass SNOM keine direkte Synchronisation mit Outlook, Google oder aber zumindest den Import von VCards ermöglicht. Auch beschränken sich die Telefonbuchangaben im Webinterface auf "Name", "Nummer", "Kontaktart" und "Ausgehende Identität" - warum hier nicht alle Felder und deren Eingaben aufgelistet werden, erschließt sich mir nicht.
Leider ist die Oberfläche auch nicht 100%ig stringent: Warum ein Auswahlpunkt einmal als Button "löschen", ein anderes Mal als Link ("hier") programmiert ist, ist nicht ganz einsichtig.
...15 virtuelle Tasten / Funktionstasten...
Interessant sind mit Sicherheit auch die 15 Funktionstasten (P 1 - P15), die, der Name sagt es schon, mit den unterschiedlichen Funktionen belegt werden können (z. B. Aktions URL, Durchsage, Konferenzserver, Leitung, Multicastdurchsage, Transferiere zu, Umleitung nach, u.a.). Auf dem Display erscheinen diese dann auch unter dem Piktogramm "Virtuelle Tasten". Das ist einerseits sehr übersichtlich und zugleich praktisch.
...Sonstiges...
Weiterhin finden sich beispielsweise Funktionen für Tastensperre, die Möglichkeit der automatischen Annahme, MWI (Message Waiting Indication; einschließlich am Telefon dafür vorhandener LED zur Signalisierung), LDAP Client zum Adressbezug von einem LDAP-Server und über 30 Kurzwahlen. Umfangreiche Codecunterstützung (G .711 A-law, μ-law; G .722, G.723.1, G.726, G.729AB, GSM; iLBC) ist ebenso vorhanden wie die RTP Verschlüsselung, mit deren Hilfe Gespräche zwischen damit ausgestatteten Endgeräten oder auch mit den Geräten des Providers (sofern dieser RTP Verschlüsselung unterstützt) verschlüsselt geführt werden können, was das SNOM im Display mit einem kleinen Schloss anzeigt – sehr vorbildlich.
Wie alle anderen Modelle zeichnet sich auch das SNOM 870 durch die Unterstützung für die Verwendung von Zertifikaten und die umfangreichen Protokollmöglichkeiten aus, die die Fehlersuche ggf. sehr erleichtern.
Sprachqualität
Mit die Wichtigste Eigenschaft eines jedes Telefons ist mit Sicherheit die Sprachqualität, denn was hilft ein großer Funktionsumfang, wenn die Gegenseite einen nicht versteht (und umgekehrt)?! Im vorliegenden Testaufbau (SNOM 870 hinter Fritz!Box Fon 7270 an Kabel Deutschland (32/2 MBit-Anschluss) mit Provider Sipgate) hinterließ die Sprachqualität mittels Telefonhörers für beide Seiten einen sehr guten Eindruck.
Nicht überzeugen konnte dagegen die Ausgabe über den Lautsprecher: Die andere Seite beklagte sich über Echos (auch bei am SNOM aufgelegten Hörer) und am SNOM selbst hörte ich die Gegenseite in einer Art Wellenbewegung – einmal klarer/lauter und dann wieder unklarer/leiser. Die Telefonfreude hielt sich da in sehr engen Grenzen und ich schaltete freiwillig auf den Hörerbetrieb zurück. Ob das an der Sprachpausenerkennung liegt die noch nicht optimal arbeitet?
Schlussbemerkung
Das SNOM 870 ist das neue Topmodell der Firma SNOM, welches durch die – gewohnt – gute Verarbeitung besticht. Herausragendes Merkmal ist mit Sicherheit das neue Touchscreen-Display, welches die Bedienung merklich vereinfacht und dem mit Sicherheit die Zukunft bei den Telefonendgeräten gehört. Mit der Haptik und dem „Coolness-Faktor“ eines iPhones oder Milestones/Nexus Ones kann es gleichwohl nicht mithalten (was aber vielleicht auch gar nicht der Anspruch ist). Etwas größer hätte das Display aber gerne ausfallen dürfen.
Nachbessern muss SNOM allerdings noch bei der Freisprechfunktion, welche ich – jedenfalls unter meinen Testbedingungen – derzeit als nicht wirklich marktreif bezeichnen würde.
Die neuen USB-Schnittstellen versprechen eine gute Erweiterbarkeit und auch neue Funktionen. Neben dem bereits erhältlichen WLAN-Modul oder dem jüngst angekündigten SNOM vision könnte man sich z. B. vorstellen, Wartemusik direkt auf den Stick abzulegen oder aber einen Anrufbeantworter auf den angesteckten Stick zu integrieren. Hier kann man also noch sehr gespannt sein, wie SNOM die neuen Anschlussmöglichkeiten zukünftig nutzen wird.
[UPDATE] Hier gibt es ihn jetzt:
[UPDATE 2] Teil 2 online
Testbericht zum SNOM 870 - Teil 1
Fast drei Jahre ist es nunmehr her, dass das IPPF ein SNOM Endgerät einem ausführlichen Test unterzogen hat. Seit diesem Zeitpunkt hat die Firma SNOM jedoch nicht nur einige neue Modelle veröffentlicht, sondern auch die Firmware hat einen Versionssprung gemacht: war zum damaligen Zeitpunkt gerade die 7er Version erschienen, ist mittlerweile die Version 8.3.x aktuell und die Version 8.4.x steht in den Startlöchern (der Test erfolgte mit Firmware 8.4.1). Grund genug, sich das neue 870er mit Touchscreen einmal näher anzusehen.
Preis und Lieferumfang
Im (Versand-)Handel ist das SNOM 870 mit Preisen ab rund ¤ 280,- erhältlich; das SNOM Topmodell ist für den (Privat-)Anwender also mithin nicht gerade ein günstiges Unterfangen. Für den Preis kommt eine in frischem weiß gehaltene unaufdringliche Verpackung, um die sich eine vierfarbige Wellenlinie schlängelt, zum Kunden. Auf der Verpackungsseite findet man u.a. die kompletten Herstellerkontaktdaten; die Rückseite listet die wichtigsten Produkteigenschaften auf. Mir persönlich gefällt die Aufmachung.
Wie auch schon in der Vergangenheit geschehen, listet SNOM die Produkteigenschaften nur in englischer Sprache auf. Da diese aber nur sehr grob dargestellt werden und die allermeisten Begriffe wie etwa „touch screen; Resolution; User Interface; WLAN adapter USB ready; Address book transfer“ oder „Headset“ auch im deutschen Sprachgebrauch jedem EDV-Interessierten ein Begriff sein dürften, sollte dies auch für die deutschsprachige Kundschaft kein Problem darstellen. Allenfalls der Hinweis auf ein multilinguales User Interface könnte mögliche Unsicherheiten vor dem Kauf beseitigen. Auch Angaben zum genauen Verpackungsinhalt finden sich leider nicht auf der Umverpackung.
Dieser besteht aus:
- dem SNOM 870 selbst (vorliegend in der Farbe Weiß mit Silber);
- Hörer;
- Hörerkabel;
- Netzwerkkabel;
- Netzteil mit Adapterstecker deutsch/amerikanisch;
- der Gehäusestütze (Fuß mit Einsatz) samt Schrauben für die Montage;
- einer Kurzanleitung in deutscher und englischer Sprache; sowie
- gedruckter GNU-Lizenz
Wie von SNOM gewohnt, lässt sich das Netzteil mittels steckbarer Anschlussadapter in verschiedenen Ländern einsetzen. Beigefügt sind Anschlussstecker für das deutsche und das amerikanische System.
Anschlussmöglichkeiten
Die Rückseite des SNOMs bietet neben der RJ45-Buchse für das LAN-Kabel (hier auch PoE möglich) auch eine solche für den Anschluss eines PCs, so dass bei der Installation an einem Arbeitsplatz nicht zwingend ein zweites Kabel zum (sich evtl. weit entfernt befindenden) Switch bzw. Router gezogen werden muss, sondern der vorhandene PC bzw. Laptop einfach an das SNOM angeschlossen werden kann.
Neben den beiden RJ45-Anschlüssen weist das SNOM 870 noch zwei RJ11 Anschlüsse für den Telefonhörer und für ein Headset auf sowie einen weiteren RJ45-Anschluss für ein weiteres Headset (EHS-Headset-Port). Neu ist die Integration von drei USB-2.0-Anschlussbuchsen: zwei vom Typ A, eine vom Typ B.
Sämtliche Anschlüsse sind zweifelsfrei beschriftet und ausreichend voneinander entfernt, so dass sich die einzelnen Kabel nicht in die Quere kommen sollten. Durch die Aufstellung des Telefons im 55° bzw. 33° Neigungswinkel lassen sich die Kabel zudem gut nach hinten wegführen.
Leider hat SNOM auch beim 870er auf einen An-/Ausschalter verzichtet. Tagsüber/nachts (wenn man nicht zu Hause ist oder nicht gestört werden will) oder nach Büroschluss (wenn das Telefon eh nicht mehr an sein müsste) wird daher unnötig Strom verbraucht. Es bleibt daher nur, den Stromstecker zu ziehen (was viele aus Bequemlichkeit wohl nicht machen werden).
Vorderseite
Die Vorderseite des SNOM 870 wird, snomtypisch, dominiert durch den großen, silberfarbenen, 4-Wege-Steuerknopf. Hinzu kommen die üblichen zwölf Telefonietasten (0-9; * und #) sowie zehn Funktionstasten (DND, Directory, Menu, Transfer, Hold, Headset, Speaker, Volume, Mute und Message) sowie zwei Tasten für „OK/Bestätigen“ und „Abbrechen“.
Am oberen rechten Seitenrand signalisiert zudem eine in den Rahmen integrierte rote LED beispielsweise eingehende Anrufe. Auch wenn der Hörer versehentlich nicht fest aufgelegt ist, wird dies durch das kräftige rote Leuchten sehr deutlich sichtbar.
Die Tasten selbst sind, wie schon beim SNOM 370, aus hartem Plastik; vier von ihnen sind bei entsprechender Funktionsaktivierung hinterleuchtet (Mute, Speaker, Headset und Message). Den Druckpunkt empfinde ich als OK; zum Rand der Telefonietasten hin aber nicht ganz optimal (irgendwie leicht schwammig).
Angenehm fällt die relative Größe der Telefonietasten auf, was gerade auch älteren Menschen zu Gute kommen dürfte. Verbesserungsbedürftig ist aus meiner Sicht aber die Größe der Beschriftung der Funktionstasten: ältere/sehschwächere Menschen werden die vergleichsweise kleine Schrift nur schwer ablesen können und die Beschriftung der Message Taste (silbergrau auf silbrigem Untergrund) ist nur dann lesbar, wenn man direkt vor dem Telefon sitzend gerade auf selbiges schaut. Gerade weil die Fläche vergleichsweise groß ausfällt, wäre der entsprechende Platz für eine größere Beschriftung bzw. größere Funktionstasten gut vorhanden.
Verarbeitungsqualität
Das SNOM 870 ist insgesamt recht sauber verarbeitet: keine offenen Spalten und sicherer Stand. Sehr gut gefällt mir die Gehäusestütze (Aluminium?), welche einen wertigen Eindruck hinterlässt. Insgesamt ist das Fußelement gut durchdacht; nur von der Seite betrachtet fällt auf, dass das Fußelement nicht mit der Gehäuserückseite abschließt – ein etwas schmaler geschnittenes Fußelement würde dies wohl vermeiden.
Nicht ganz überzeugend finde ich dagegen die optische Wertigkeit von vorne und hinten betrachtet: das hintere grau und vordere weiß hinterlässt bei mir doch einen sehr plasikhaften Eindruck – ein Material wie beim Fußelement verwendet, würde hier einen hochwertigeren Eindruck hinterlassen.
Der Telefonhörer des 870ers ist merklich leichter, als es noch bei der 370er-Serie der Fall war; er liegt aber ebenfalls gut in der Hand. Anders als bei den älteren Modellen kann jetzt auch ein zusätzlicher Anti-Verdrill-Adapter problemlos zwischen Hörer und Spiralkabel gehängt werden - der Hörer sitzt auch danach noch gut und sicher auf der Gabel.
Angenehm ist zudem, dass sich das Hörerkabel auch vergleichsweise problemlos aus der RJ11-Buchse am Hörer entfernen lässt, da der Schnapper des Kabel noch ein kleines Stückchen heraussteht und sich somit auch ohne Hilfsgeräte (Schere, Schraubenzieher) betätigen lässt.
Hat SNOM in den genannten Punkten im Vergleich zu der Vorserie deutlich nachgebessert, findet sich auch bei dem neuen Topmodell keine (umgebungslichtabhängige) Tastaturbeleuchtung wie sie beispielsweise von Handys oder auch Laptops bekannt ist.
Display
Die große Neuerung des Modells 870 ist mit Sicherheit das berührungsempfindliche Display: Was in der Mobilfunkwelt seit der Einführung des Apple IPhones die Bedienung der Geräte massiv verändert hat, findet nun auch Einzug in die „normalen“ Telefone. Das SNOM Display mit 10,92 cm (auf der Verpackung wird entgegen § 3 Einheitenverordnung seltsamerweise nur 4,3“ angegeben) hat eine Auflösung von 480 x 272 Punkten. Im laufenden Betrieb lässt sich dieses auch von der Seite her betrachtet recht gut ablesen – nur bei der Draufschau von unten ist die Ablesbarkeit doch merklich eingeschränkt.
Angesichts des auf dem Telefon vorhandenen Platzes würde man sich aber wünschen, dass das Display insgesamt größer (insbesondere höher) wäre – im Vergleich zur Fläche der Vorderseite wirkt das Display fast ein wenig verloren.
Das Display kann zwei verschiedene Beleuchtungszustände vorweisen: Schon im normalen Zustand ("an") ist dieses leicht hintergrundbeleuchtet, wodurch es sich recht gut ablesen lässt. Hebt man den Hörer, berührt das Display oder drückt eine Taste, wird die verstärkte Hintergrundbeleuchtung eingeschaltet was die Ablesbarkeit noch einmal merklich verbessert.
Der Touchscreen reagiert auf Eingaben recht zügig, wobei der Plastiküberzug sich deutlich als solcher anfühlt. Die Oberfläche eines Motorola Milestones fühlt sich da subjektiv deutlich glatter und wertiger an. Dessen Auflösung (9,40 cm mit 480 x 854 Pixel) ist zudem deutlich klarer und feiner und das Display insgesamt leuchtender. Das Farbdisplay des SNOM 870 ist somit zwar nicht schlecht, im Vergleich zu einem Milestone hinkt es aber dann doch merklich hinter her. Positiv betrachtet: Hier hat SNOM in zukünftigen Modellen also deutlich Raum zur Verbesserung.
Auch was die Bedienung selbst anbelangt, hat beispielsweise das Scrollen durch das Telefonbuch bei den Mobiltelefonen (IPhone, Milestone) einen größeren Coolnessfaktor: Wärend dort ein Fingerziehen über das Display das Durchblättern ermöglicht, muss man beim SNOM noch auf Pfeiltasten drücken, um die Anzeige zu bewegen.
Anders als vorherige Modelle finden sich auf dem Display im normalen Zustand 15 Piktogramme, hinter denen sich die einzelnen Funktionen verbergen.
An sich gut gedacht, halte ich diese im Ergebnis nicht immer für selbsterklärend bzw. verbesserungsfähig:
- Das Piktogramm „Telefonhörer mit x“ (= Anruf beenden?) bedeutet in Wahrheit „verpasste Anrufe“. Da fände ich es z.B. besser, einen Telefonhörer abzubilden und dann einen (roten – wofür hat man schon ein Farbdisplay?) Pfeil, der zum Telefonhörer hinführt und dann wegführt (abprallender Pfeil)
- oder angenommene Anrufe: ein (grüner) Pfeil, der zum Telefonhörer hinführt
- oder das dritte Piktogramm erste Zeile: dass sich dahinter die Accounts verbergen, hätte ich bei der ersten Draufsicht nicht vermutet
- oder Telefonhörer mit Lupe: irgendetwas suchen? (dabei werden dort wohl die angenommenen Anrufe angezeigt)
- bei dem Stern (wohl Favoriten) steht dann in der Überschrift aber Telefonbuch (wie im Piktogramm links oben) und nicht Favoriten
- dass sich hinter Telefonbuch mit Pfeil rechts oben weggehend die „Telefonbuchsuche“ verbirgt – ich hätte das nicht vermutet.
- Hörer mit den vier Strichen: hier hätte ich nie „virtuelle Tasten“ vermutet; Ein Piktogramm mit einem Telefonerweiterungsmodul hätte ich da selbsterklärender gefunden
- Warum beim Klick auf das Piktogramm „19:32“ (sprich: aktuelle Uhrzeit), sodann aber eine große „20“ steht (das O von snOm wird wohl aus Minutenanzeiger verwendet und wird mit fortschreitender Minutenzahl von gelb auf weiß gefärbt), erschließt sich mir ebenfalls nicht
Testbericht zum SNOM 870 - Teil 2
Erstinstallation
Die beigelegte Kurzanleitung beschreibt auf sechs Seiten das Allernötigste: hardwareseitige Aufstellung, Verkabelung; Übersicht über die einzelnen Funktionstasten und einige wichtige Grundfunktionen wie „Anrufe tätigen und annehmen“, „Anrufe weiterleiten“, „Anrufe halten und wiederaufnehmen, „Konferenz“, „Mailbox“ und „Informationen über das Telefon“.
Nachdem das Telefon mit dem Netzwerk verbunden ist und Strom von einer Spannungsquelle erhält (PoE / Netzadapter), wird bei vorhandenem DHCP Server dem Telefon eine IP-Adresse zugeteilt. Am Telefon kann man sodann Sprache (warum die Webinterfacesprache nicht gleich automatisch mit auf die ausgewählte Sprache gesetzt wird, erschließt sich mir allerdings nicht), Zeitzone und Zugangsdaten des VoIP-Providers angeben. Insgesamt ist das Telefon also in wenigen Minuten einsatzbereit.
Die Firmware / Webinterface
Die Funktionsvielfalt der Firmware ist, neben der Verarbeitungsqualität, sicherlich eines der Highlights der SNOM Telefone. Für das SNOM 870 bieten sich so eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten und Funktionen wie man sie auch schon von vorherigen Modellen kennt.
...12 Provider parallel und Telefonbuch...
Wie gewohnt, bietet das SNOM 870 neben 12 unterschiedlichen Identitäten (also bis zu 12 Provider parallel) u.a. ein ausführliches Adressbuch, bei dem man einzelnen Kontakten nun auch Fotos zuordnen und ferner Angaben zu Nummerntyp, Email, Organisation, Geburtstag u.a. hinterlegen kann.
Schade aber, dass SNOM keine direkte Synchronisation mit Outlook, Google oder aber zumindest den Import von VCards ermöglicht. Auch beschränken sich die Telefonbuchangaben im Webinterface auf "Name", "Nummer", "Kontaktart" und "Ausgehende Identität" - warum hier nicht alle Felder und deren Eingaben aufgelistet werden, erschließt sich mir nicht.
Leider ist die Oberfläche auch nicht 100%ig stringent: Warum ein Auswahlpunkt einmal als Button "löschen", ein anderes Mal als Link ("hier") programmiert ist, ist nicht ganz einsichtig.
...15 virtuelle Tasten / Funktionstasten...
Interessant sind mit Sicherheit auch die 15 Funktionstasten (P 1 - P15), die, der Name sagt es schon, mit den unterschiedlichen Funktionen belegt werden können (z. B. Aktions URL, Durchsage, Konferenzserver, Leitung, Multicastdurchsage, Transferiere zu, Umleitung nach, u.a.). Auf dem Display erscheinen diese dann auch unter dem Piktogramm "Virtuelle Tasten". Das ist einerseits sehr übersichtlich und zugleich praktisch.
...Sonstiges...
Weiterhin finden sich beispielsweise Funktionen für Tastensperre, die Möglichkeit der automatischen Annahme, MWI (Message Waiting Indication; einschließlich am Telefon dafür vorhandener LED zur Signalisierung), LDAP Client zum Adressbezug von einem LDAP-Server und über 30 Kurzwahlen. Umfangreiche Codecunterstützung (G .711 A-law, μ-law; G .722, G.723.1, G.726, G.729AB, GSM; iLBC) ist ebenso vorhanden wie die RTP Verschlüsselung, mit deren Hilfe Gespräche zwischen damit ausgestatteten Endgeräten oder auch mit den Geräten des Providers (sofern dieser RTP Verschlüsselung unterstützt) verschlüsselt geführt werden können, was das SNOM im Display mit einem kleinen Schloss anzeigt – sehr vorbildlich.
Wie alle anderen Modelle zeichnet sich auch das SNOM 870 durch die Unterstützung für die Verwendung von Zertifikaten und die umfangreichen Protokollmöglichkeiten aus, die die Fehlersuche ggf. sehr erleichtern.
Sprachqualität
Mit die Wichtigste Eigenschaft eines jedes Telefons ist mit Sicherheit die Sprachqualität, denn was hilft ein großer Funktionsumfang, wenn die Gegenseite einen nicht versteht (und umgekehrt)?! Im vorliegenden Testaufbau (SNOM 870 hinter Fritz!Box Fon 7270 an Kabel Deutschland (32/2 MBit-Anschluss) mit Provider Sipgate) hinterließ die Sprachqualität mittels Telefonhörers für beide Seiten einen sehr guten Eindruck.
Nicht überzeugen konnte dagegen die Ausgabe über den Lautsprecher: Die andere Seite beklagte sich über Echos (auch bei am SNOM aufgelegten Hörer) und am SNOM selbst hörte ich die Gegenseite in einer Art Wellenbewegung – einmal klarer/lauter und dann wieder unklarer/leiser. Die Telefonfreude hielt sich da in sehr engen Grenzen und ich schaltete freiwillig auf den Hörerbetrieb zurück. Ob das an der Sprachpausenerkennung liegt die noch nicht optimal arbeitet?
Schlussbemerkung
Das SNOM 870 ist das neue Topmodell der Firma SNOM, welches durch die – gewohnt – gute Verarbeitung besticht. Herausragendes Merkmal ist mit Sicherheit das neue Touchscreen-Display, welches die Bedienung merklich vereinfacht und dem mit Sicherheit die Zukunft bei den Telefonendgeräten gehört. Mit der Haptik und dem „Coolness-Faktor“ eines iPhones oder Milestones/Nexus Ones kann es gleichwohl nicht mithalten (was aber vielleicht auch gar nicht der Anspruch ist). Etwas größer hätte das Display aber gerne ausfallen dürfen.
Nachbessern muss SNOM allerdings noch bei der Freisprechfunktion, welche ich – jedenfalls unter meinen Testbedingungen – derzeit als nicht wirklich marktreif bezeichnen würde.
Die neuen USB-Schnittstellen versprechen eine gute Erweiterbarkeit und auch neue Funktionen. Neben dem bereits erhältlichen WLAN-Modul oder dem jüngst angekündigten SNOM vision könnte man sich z. B. vorstellen, Wartemusik direkt auf den Stick abzulegen oder aber einen Anrufbeantworter auf den angesteckten Stick zu integrieren. Hier kann man also noch sehr gespannt sein, wie SNOM die neuen Anschlussmöglichkeiten zukünftig nutzen wird.