Es funktioniert solange der Traffic nicht überhand nimmt.
Vor ein paar Jahren gabs mal in Deutschland den Fall mit Prepaid-Tarife mit Dialthrough ("Durch" eine bestehende Verbindung wählen) über 0800.
Die Telekom hat dann nach einiger Zeit mehrmals die 0800er Einwahlnummer dicht gemacht, weil deren Kalkulation nicht aufging. First Telecom hat damals für Gespräche Mobil->Fest 18 Pfennig/Minute verlangt.
In den 0800-Verträgen der DTAG stehen Preise mit dem Vermerk einer durchschnittlichen Quote mit (sehr) wenig Gesprächen von Mobil- und vielen aus dem Festnetz drinn.
Durch die extreme Verbreitung des Tarifs innerhalb kürzester Zeit platzte die Kalkalation der Telekom hoffnungslos.
An einem Freitag mittag (glaube so November/Dezember 99) hat die DTAG dann die 0800 dicht gemacht. Wenige Tage später durch eine einstweilige Verfügung gings dann wieder.
Das Problem:
Bei der Zusammenschaltung von Netzen entstehen an den Übergangspunkten Interconnectiongebühren zwischen den einzelnen Netzbetreibern.
D1+D2 verlangen etwa 16 Cent / Minute im Sekundentakt für ein ankommendes Gespräch, E+ und O2 etwa 22 Cent/Minute. Diese Kosten werden demjenigen in Rechnung gestellt, der ein Gespräch in die Mobilfunknetze leiten will. Das Gespräch kann z.B. direkt von DTAG, Arcor, Versatel etc. über POIs (Points of interconnect, Zusammenschaltungspunkte) in die Mobilfunknetze übergeben werden.
Doch halt!
Kann man mit
www.easypreselect.de nicht für 17.5Cent/Minute in alle Mobilfunknetze telefonieren (ich weiss, gibt noch mehr und günstigere)?
Ja!
Weil: Liefer ich die Gespräche über einen 3. Carrier ein so passiert z.B. folgendes:
DTAG (Telekom übrigens)-Kunde in 02041 Bottrop ruft meine O2-Nummer an: 01051 / 0179 / 99 55 44 0.
Der 01051-POI Essen (0201) nimmt das Gespräch an. Hierfür berechnet die Telekom 01051 0,44 Cent/Minute/Sekundentakt.
Über Essen wird das Gespräch dann über irgendwelche Wege z.B. bei Moskau Telekom abgekippt.
Moskau Telekom hat mit der Deutschen Telekom einen Interconnectionvertrag ohne gesonderte Aufschlüsselung für Mobilfunk und zahlt pro Minute meinetwegen 5 Cent an die Deutsche Telekom AG. 01051 bezahlt für diese Leistung beispielsweise 8 Cent an Moskau Telekom. Damit fallen für 01051 Telekom in diesem Beispiel 8.44 Cent pro Minute an.
Weil Moskau-Telekom für deutsche Mobilfunkziele nichts gesondert bezahlen muß macht die DTAG für jedes Mobilfunkgespräch, das Moskau Telekom bei ihr einliefert einen Verlust von Mindestens 10.5 Cent/Minute. Dieses ist über so berechnet das es bei einer Quote von z.B. 97% Festnetzzielen mehr als ausreicht und die Deckung gegeben ist.
Nun kommt 0190 Telekom und bietet an: Für 10Cent/Minute vom Deutschen Festnetz in die deutschen Mobilfunknetze. Eingeliefert werden die Gespräche dann auch wieder über Moskau Telekom.
Auch das klappt wiederrum.
Nur: Jetzt qualmen die Leitungen und die Kalkulation der Telekom, bei der die Gespräche letztendlich eingekippt werden, platzt Hoffnunglos. (Die DTAG zahlt ja die Standart IC-Entgelte in Höhe z.B. bei Vodafone von 15.5Cent/Minute an Vodafone).
Irgendwann sagt dann die DTAG: Liebe Moskau Telekom, unser Vertrag basiert auf eine Quote von 97% Festnetz. Leider geht die Kalkulation nicht mehr auf und wir kündigen den Vertrag. Ihr dürfte aber gerne einen neuen Vertrag abschliessen.
Beispiel:
DTAG->01051->Moskau Telekom->DTAG->O2
DTAG->01051->China Telekom->DTAG->O2
Merke: Solche Konstrukte gehen immer nur eine Zeitlang gut. Aber solang es geht sollte man sie nutzen und hoffen das man zum Schluß nicht zuviel Geld verliert. Denn: Die IC-Gebühren zum Mobilfunk _muß_ immer einer tragen.
BTW: Darum nimmt die Gesprächsqualität zum Mobilfunk zusammen mit dem Preis des (Call-by-Call) Anbieters spürbar nach.
Es hat schon seinen Grund, warum Meritcall die Hardware dazuverkauft..
NUTZT ES SOLANGE ES NOCH GEHT.
MfG,
Karl