[Frage] Router und Technik für echtes NGN

ScoutX

Neuer User
Mitglied seit
28 Apr 2012
Beiträge
2
Punkte für Reaktionen
0
Punkte
0
Moin IP-Phone - Forum.
Neu und schon so ein langer Text.

Seit langem habe ich folgende Fragen, die ich nirgendwo vollends beantwortet sehe.
Ein echtes NGN für VoIP sollte als separates Netz bzw. separate zweite Leitung unabhängig vom Internet realisiert sein.
So wird es zumindest propagiert.
a) Gibt es tatsächlich solch ein NGN in Deutschland?
Denn es wird in vielen Foren immer wieder davon geredet, dass dies praktisch nicht umgesetzt ist.
b) Die viel spannendere Frage. Wie ist/wäre dies technisch möglich?
Mein Verständnis ist, dass eigentlich alle VoIP-Anbieter nichts anderes als SIP Anbieter (oder ähnlichem Protokoll) sind. Die technische Umsetzung wird entweder durch einen im Router integrierten Dienst bzw. softwarebasierten VoiP Anwendung mit Hardwareadapter für "normale" Telefone" umgesetzt oder eben mit normalen Routern ohne Telefonanlagenfeatures und klassischen IP-Telefonen. Diese Router werden auch nur definitiv über eine Leitung gespeist, ob mit oder ISDN Frequenzen sei dahingestellt. Wie soll man sich NGN vorstellen? Zwei Leitungen? Zwei unabhängige Anschlussdosen? Kein oder extra DSLAM oder ähnliches für Telefonate? Oder soll man sich hier VLANs oder möglicherweise auch Tunnelprotokolle vorstellen, bei dem ein VLAN z.B. durch ein unabhängiges Routingprotokoll vom Rest getrennt wird. In diesem Falle wäre aber trotzdem die Bandbreite limitiert, würde man nicht wie bei ISDN z.B andere Frequenzbänder nur dafür festlegen.
c) Die dritte Frage(n): Sollte es solch ein NGN tatsächlich nicht geben, dann verstehe ich nicht, wie man überhaupt behaupten kann, dass NGN latenz- und störungsfreie Dienste anbietet. Denn das beste QoS ist auch nur so effektiv wie es das effektivste Routingprotokoll und die dahinterstehenden Netzwerkinfrastruktur erlaubt. Der Flaschenhals ist und bleibt oft die letzte Meile mit der entsprechenden Bandbreite. Codec-Aushandlung etc sei dahingestellt.
Zudem verstehe ich nicht, wie ein Router proprietär nur für einen Internetdienstnanbieter sein kann. Genauer: Denn auch hier wird behauptet, dass z.B der fiktive Anbieter Codakom nur seinen eigenen VoIP Dienst zulässt. Ich habe bisher bei keinem Provider gesehen, dass eine SIP-Protokollfilterung stattfindet. D.h. jegliche IP-Software als auch IP-Telefone haben nach öffnen der Ports im Router mehr oder minder störungsfrei funktioniert, solange der benutzte SIP-Provider über DNS auflösbar ist.

Da ich selbst ausschließlich für VoIP nur noch IP-Telefone benutze, scheine ich weniger Probleme zu haben als solche Verbraucher, die auf Telefonanlagen oder Router ala Hansbox oder Einfachbox setzen.
Was mich zur letzen Frage führt, die mit c) eng verbunden ist.
Ist es nicht grundsätzlich besser auf dedizierte IP-Telefone oder PC Software zu setzen, als Routern irgendwelche Telefonanlagenaufgaben anzudichten?
Als Beispiel sehe ich hier eine meiner Bekannten, die mit Benutzung eines normalen Telefons und der Einfachbox insbesondere bei ISDN Gesprächen wirklich schlechte Qualität hat.
Andere Bekannte haben ähnliche Telefonaussetzer, die ich bisher immer auf die Telefonfähigkeiten des Routers zurückführen konnte.
Man kann an Codecaushandlungen, Latenzen Paketgröße z.B. bei der Einfachbox praktisch gar nichts einstellen. Stecke ich einen meiner nomadischen IP-Telefone an die Box und sie hat keine Probleme mehr.
Ich würde fast behaupten, die Industrie schafft sich hier selbst ein Problem, in dem man ungestörtes NGN propagiert, was anscheinend nicht existiert und zudem noch auf "kastrierte Telefonrouter" der Provider setzt, die nicht in der Lage sind, die Codec Aushandlungen und nötigen Einstellungen halbwegs optimal zu lösen.

p.s. Namen von Routern aus rechtlich Gründen absichtlich geändert. Speziallösungen wie Lync o. ä. zudem nicht erwähnt.
 
Hallo,

zu a)
Ja, es gibt so ein NGN in Deutschland. Ein großer Provider dafür ist z.B. 1&1. Wenn man hier in das Log der FritzBox schaut steht einmal Internetverbindung aufgebaut und einmal Telefonie aufgebaut nach der Zwangstrennung. Hier werden also bewusst zwei Leitungen aufgebaut um die zweite für Telefonie zu nutzen und diese unabhängig vom Internettraffic zu schalten. Es versteht sich natürlich von selbst, das die Telefonieverbindung gegenüber der Internetverbindung Priorität genießt.
zu b)
Wie genau das technisch realisiert wird, kann ich leider nicht sagen. Ich weiß nur, dass die FritzBox dafür einen eigenen Bereich hat um diese zweite Verbindung einzurichten. Wenn man die Box mit dem Startcode konfiguriert, ist diese auch sofort eingerichtet. Da man die Einwahldaten für diese zweite Verbindung aber von 1&1 nicht zugeschickt bekommt, gibt es nur die Möglichkeit mit dem Startcode. Irgendwo hier im Forum stand auch, wie man an diese Daten kommt.
zu c)
Die Abkapselung gegen andere Provider wird durch verschiedene Methoden vorgenommen. Eines der prominentesten Beispiele ist hier Kabel Deutschland. In der FritzBox von Kabel Deutschland gibt es keine Möglichkeit weitere SIP-Nummern einzutragen. Es gibt auch keine Möglichkeit eine andere Firmware zu nutzen als die von Kabel Deutschland vorgegebene. man bekommt aber auch nicht die Einwahldaten von Kabel Deutschland, um eine andere Box zu nutzen. Einzige Möglichkeit ist eine zweite FritzBox an die von Kabel Deutschland gestellte anzuschließen und dann darüber die zusätzlichen Provider zu betreiben. Alles in allem sehr unschön.

LG Joe
 
Danke Joe82, deine Hinweise haben mich nochmals nach Informationen schauen lassen. Zwar ist mir immernoch einiges nicht klar.
Aber Folgendes konnte ich schon zu 1&1 und NGN i. A. sagen und ist vielleicht auch für andere Leser nützlich. Deswegen fragte ich auch nach physikalisch (Leitung oder Frequenz) getrennten NGN netzen.

Das "deutsche NGN" ist nicht standardisiert. Man hat sich in etwa auf die Definition geeinigt, dass ein IAD (integrated access device) das klassische Modem + NTBA ersetzt.
Dabei kann das IAD i. A. ( es muss aber nicht ) eine zweite PVC (Permanent Virtual Circuit) aufbauen. Hinter dem 2. PVC kann als Providerknotenpunkt ein TR-069 Server stehen, der wie bei 1&1 als Konfigurationsserver arbeitet. Dafür auch der "Startcode". Die PVCs arbeiten mit klassischen Ethernetprotokollen.

Stolperfalle und damit auch zu meiner Ausgangsfrage: Es exisitiert nur eine physikalische Leitung. Es werden nur zwei oder mehrere Wählverbindungen (PPPoE bzw. PVCs) aufgebaut ähnlich eines VLAN und Telefonie ist somit nicht internetunabhängig und störungsfrei.
Ein seperates Routingnetz existiert meines Wissens eben auch nicht. PVCs arbeiten auf Protokollebene und nicht auf physikalischer Ebene.

Neue Erkenntnisse seit erstem Post sind: Die Firmware einiger Router, die fähig sind mehr PVCs aufzubauen, kann DNS Probleme mit sich ziehen. Dann ist tatsächlich kein weiterer Provider im IAD eintragbar, noch ein normales SIP Telefon nutzbar, da jegliche SIP-Protokolle nur an den NGN Provider gesendet werden. Falsche Implementierung des QoS bzw. des DNS. Anders herum erleichtert normalerweise ein PVC eine VoIP Einrichtung, da für jede PVC identische bzw. unabhängige Ports wie 5060 benutzt werden können.
Stichwort NGN Telefonie und Internetbandbreite: Hier liegt meiner Meinung nach auch die allergrößte Schwachstelle und z. T. eine Unverschämtheit der verschiedenen Anbieter. Die ISDN und Analogfrequenzen liegen brach. Die Internetbrandbreite wird durch VoIP je nach dem schon mit einem Gespräch sehr stark beschnitten, da der Upload als Flaschenhals nicht verbessert wird. Anders herum werden Sprachcodecs mit mehr Bandbreitenbedarf und besserer Qualität erst gar nicht vom Provider geschaltet: Weniger Internetbandbreite und auch noch schlechte Sprachqualität. So lautet bei mir das bisherige Fazit solcher NGN-Angebote, die meine Bekannten z.T. nun haben.

Einige Personen behaupten, dass ein grosser Deutscher Kabelanbieter mit TriplePlay tatsächlich eine zweite physikalische getrennte Leitung für Telefon liefert. Ich kann dies weder bestätigen noch negieren. Anhand der Art und Weise wie ein Koaxialkabel und DOCSIS aufgebaut ist, würde ich mich aber wundern, wenn dies zuträfe. Da muss ich noch weiter nachhaken.
 
Eines der prominentesten Beispiele ist hier Kabel Deutschland. In der FritzBox von Kabel Deutschland gibt es keine Möglichkeit weitere SIP-Nummern einzutragen. Es gibt auch keine Möglichkeit eine andere Firmware zu nutzen als die von Kabel Deutschland vorgegebene. man bekommt aber auch nicht die Einwahldaten von Kabel Deutschland, um eine andere Box zu nutzen.

1. Sofern man keine 6360 hat, sondern die früher ausgelieferte 7270, kann man beim Kabel D selbst zusätzliche SIP Provider eintragen (wie hier im Forum auch mehrfach beschrieben).
2. Kabel D nutzt zwei verschiedene Protokolle, einmal SIP (mit Telefonie via FBF) und einmal H.323 (mit Telefonie direkt am Kabelmodem). Die H.323 waren wesentlich störunanfälliger als die SIP, weil sie nicht direkt auf der Internetleitung arbeiten. Also keine 2. physikalische Leitung, aber Telefonie über ein anderes Protokoll.

Gruss vöxchen
 
Holen Sie sich 3CX - völlig kostenlos!
Verbinden Sie Ihr Team und Ihre Kunden Telefonie Livechat Videokonferenzen

Gehostet oder selbst-verwaltet. Für bis zu 10 Nutzer dauerhaft kostenlos. Keine Kreditkartendetails erforderlich. Ohne Risiko testen.

3CX
Für diese E-Mail-Adresse besteht bereits ein 3CX-Konto. Sie werden zum Kundenportal weitergeleitet, wo Sie sich anmelden oder Ihr Passwort zurücksetzen können, falls Sie dieses vergessen haben.