...kann über das Webinterface das Kernelimage flashen ?
Nein. Das kernel.image dient ausschliesslich zum Upload per FTP, zum Hochladen über die Weboberfläche muss die komplette Firmware (also das Firmware-Image) vorhanden sein.
Der Unterschied wäre:
1) Per FTP, egal mit welchem Tool oder FTP-Programm, lässt sich alles hochladen. Das hat zum einen den Vorteil, dass man auch Boxen damit wiederbeleben kann, bei denen das Flashen aus irgendeinem Grund schiefgegangen ist und die nun in einer "Reboot-Schleife" stecken, andererseits auch den Nachteil, dass auch fehlerhafte oder falsche Dateien hochzuladen sind. Als Beispiel: es ist schon häufiger vorgekommen, dass ein komplettes Firmware-Image nach "kernel.image" umbenannt und dann hochgeladen wurde. Ein solches "Image" funktioniert nicht. Ein Firmware-Image ist ein gepacktes Image, ähnlich ZIP oder RAR, das kernel.image ist darin im Unterordner /var/tmp.
2) Der FTP-Upload besteht aus mehreren Einzelschritten. Das FTP-Programm muss sich zunächst einmal in die Box einloggen können. Die Box hat eine Sicherungsmassnahme: ein Zugang per FTP ist nur innerhalb einer Zeitspanne von ca. 3-5 Sekunden nach dem Einschalten bzw. einem Box-Neustart möglich. Da der Box-eigene DHCP-Server zu diesem Zeitpunkt noch nicht läuft, bekommt ein angeschlossener Rechner keine IP-Adresse zugewiesen, daher sind hier feste IP-Adresseinstellungen notwendig.
3) Weiterhin erfolgt der Upload dann so, dass das kernel.image auf die dafür vorgesehene "Partition" (Speicherbereich) mtd1 geladen wird. Die Partition mtd2 beinhaltet den Bootloader (vergleichbar mit dem BIOS eines Rechners), dieser Bereich sollte nicht überschrieben werden. Wird dieser Bereich beschädigt oder falsch überschrieben, wäre die Box ohne zusätzliche Hilfsmittel wie eine
serielle Konsole oder
JTAG nicht mehr zu retten.
Zusätzlich müssen in der Regel auch noch die Speicherbereiche mtd3 und mtd4 gelöscht werden. Diese enthalten die Konfigurationsdateien, Einstellungen und Benutzerdaten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Konfiguration auch zur neuen Firmware passt. Werden nämlich mtd3 und mtd4 gelöscht, so erstellt der Bootloader auf mtd2 automatisch wieder eine zur Box passende Grundkonfiguration.
Jetzt sind noch weitere Parameter erforderlich, insbesondere das Branding. Dieses ist abhängig von der verwendeten Firmware. Bei einer rein deutschen Firmware (z.B. Firmware der Fritzbox 7270 auf einem W920V) lautet es "avm" (ohne Anführungszeichen), bei einer mehrsprachigen Firmware, welche für den Betrieb in mehreren Ländern mit unterschiedlichem
Annex ausgelegt ist,wäre es "avme". Ein falsches Branding führt hier ebenfalls zu einer Reboot-Schleife, die Box startet ständig neu.
4) Nun zum Hochladen per Weboberfläche: Hier besitzt die Box-Firmware ebenfalls eine Schutzmassnahme, sie lässt nur Uploads zu, wenn die neue Firmware auch für die Box geeignet ist. Ein Hochladen auf eine Box mit originaler TCOM-Firmware ginge also nur dann, wenn die neue Firmware ebenfalls eine TCOM-Firmware wäre.
Dieses Verhalten lässt sich jedoch überlisten: ein per
speed-to-fritz erzeugtes Firmware-Image umgeht diese Sicherung. Zwar käme immer noch der Warnhinweis auf "falsche oder nicht für das Gerät geeignete" Firmware, sie wird aber trotzdem geladen.
Ansonsten gilt das bereits Gesagte: eine neue Firmware muss der bereits vorhandenen in etwa entsprechen. Bei einem Hochladen über die Weboberfläche werden (sofern nicht bereits bei der Erstellung vorgesehen) die Partitionen mtd3 und mtd4 nicht gelöscht, wenn diese Einstellungen nun zur neuen Firmware inkompatibel sind, wird die neue Firmware nicht funktionieren (Reboot-Schleife).
mfg