Wer mal etwas in der Vergangenheit "schwelgen" und alte Erinnerungen auffrischen will, dem sei diese Quelle an's Herz gelegt:
https://metager.de/buecher/inet/all-inet.html
Das spiegelt so in etwa den Stand der Zeit wieder (erschienen 1995, Vorwort aus dem Mai 1995), es gab so etwas wie "das Internet" schon und auch die
Politik erkannte so langsam, daß sich da etwas Neues entwickelte, aber für Privatleute funktioniert es tatsächlich bis 1995 nur über passende Gateways. In Berlin gab es z.B. (auf die Jahreszahl will ich mich nicht festlegen, die kann ich nicht mehr beschwören) einen Anbieter "snafu" (warum die damals "situation normal, all fucking up" als Namen gewählt haben, weiß ich auch nicht mehr), bei dem konnte man sich nach entsprechender Anmeldung per Dial-Up-Verbindung einwählen und das dort zusammengepackte geballte Wissen der Welt (in Form des Usenet und der Groups, die man abonniert hatte) zusammen mit seinen eigenen E-Mails als Archiv per UUCP oder auch Kermit (wenn ich mich richtig erinnere) auf seinen eigenen Rechner ziehen.
Da wurde das dann ausgepackt, mit den entsprechenden Programmen gelesen und ggf. beantwortet. Diese Antworten (oder auch eigene Beiträge für Newsgroups) wurden dann wieder zu einem passenden Paket geschnürt und beim nächsten Kontakt mit dem Uplink dann gesendet, bevor man gleich noch das nächste - speziell für einen selbst zusammengestellte - Paket empfing. In den Anfängen war das alles praktisch nicht viel anders als die ganze Zeit davor im FIDO, es ging immer nur schubweise und (wegen zeitweisem Gedrängel an den Einwahlknoten) auch nicht immer auf Anhieb.
Bei der Bedienung war fast alles noch Text-Modus, wenn es um's Internet ging, obwohl natürlich Windows 3.0, 3.1 und sogar schon erste netzwerkfähige Versionen (Windows for Workgroups 3.11) existierten und sich in den Büros langsam aber sicher gegen die ansonsten üblichen text-basierten Oberflächen von dBase, Clipper und Lotus Symphony 3 durchsetzten. So richtig wurde das aber (mein Empfinden) erst mit Windows 95 etwas, vorher war tatsächlich OS/2 das einzige halbwegs verbreitete 32-Bit-Betriebssystem (so eine Art Gallier im DOS/Windows3-Imperium). Computernetzwerke in Firmen verwendeten nur sehr selten IP, üblich war IPX und die Server in einem Netzwerk basierten eigentlich immer auf Novell-Software (ob die schon "Netware" hieß, weiß ich nicht mehr, nur das Rot der "Corporate Identity" vergisst man wohl nie), wenn sie aus mehr als einer Broadcast-Domain bestanden, denn das Windows-Netzwerk mit NetBEUI funktionierte nur innerhalb einer solchen, auch wenn theoretisch seit Windows 3.11 auch TCP/IP im Windows-Netzwerkstack vorhanden war.
Dann setzte allerdings eine rapide Entwicklung ein (gerade in der Zeit der Dial-Up-Verbindungen) und so war dann bald Windows 95 der Stand der Dinge, wo dann auch der Siegeszug des HTML-Formats mit entsprechenden Browsern begann. Und man mag ja über die Telekom sagen oder denken, was man will ... der erste Kontakt (nicht mit den Borg, sondern mit dem Internet) fand für viele Deutsche in Form des Internet-Gateways (die dort verbrachte Zeit war gesondert zu bezahlen, während das interne Telekom-Zeug (das frühere Datex-J) mit der Grundgebühr abgegolten war, wenn man keine kostenpflichtigen Dienste aufrief - alles aus der Erinnerung, also mit etwas Vorsicht zu lesen) von
T-Online statt ... schon alleine deshalb, weil die bei jedem ohnehin der Telefonanbieter war (das Sprachmonopol galt noch bis 1998, während das Netzmonopol (ohne sichtbare Auswirkungen in meinen Augen) schon 1996 fiel) und man so ziemlich einfach nutzungsbezogen über die Telefonrechnung bezahlen konnte für's Internet ... anders als bei anderen Diensten wie CIS, AOL (und irgendeinem anderen größeren Player, dessen Name mir nicht einfallen will), wo man sich vorher anmelden mußte und meistens auch eine monatliche Grundgebühr - zusätzlich zu ebenfalls zeitabhängigen weiteren "Gebühren" - abdrücken mußte.
Und wie rasant diese Entwicklung von 1995 bis 1997 verlief, kann man schön sehen, wenn man das Buch aus dem Jahr 1995 (es beschreibt natürlich in erster Linie die Vergangenheit bzw. den Ist-Zustand bis Anfang 1995, es ist ja keine Science-Fiction) und
diese Lehrmaterialien vergleicht, die nur zwei Jahre später entstanden sind. Und da gab es - um noch einmal in die Kerbe Dial-Up- vs. Broadband-Access zu hauen, aber ohne nachtreten zu wollen ... nur noch einmal zur Verdeutlichung, daß diese Dial-Up-Zeit durchaus ausschlaggebend war und ohne sie auch kein Breitband-Internet eine Chance gehabt hätte - immer noch keinen ADSL-Standard für Breitbandzugänge zum Internet über die Kupfer-Doppelader als TAL.