Hi Leute,
wie auch bei Internetflatrates gilt auch bei Telefonflatrates und Handyflatrates folgendes:
Die größte Wahrscheinlichkeit, daß man auch bei intensivster Nutzung einer Flatrate ( natürlich im Rahmen der jeweiligen AGB ) keinen Ärger jeglicher Art bekommt besteht immer dann, wenn der Vertragspartner eine möglichst große eigene Infrastruktur des entsprechenden Netzes besitzt und wenig oder gar nicht auf eingekaufte Vorleistungen anderer Anbieter angewiesen ist. In diesem Falle sind die entstehenden Kosten für die Bereithaltung der Infrastruktur nämlich mehr oder weniger fix und es spielt keine oder nur eine geringe Rolle, inwieweit diese Infrastruktur nun tatsächlich 24h / Tag genutzt wird oder nicht. Oder vereinfacht: Wenn ich von meinem Festnetzanschluß einen anderen Teilnehmer des gleichen Netzes anrufe, entstehen dem Telefonanbieter bis auf geringe Stromkosten keinerlei nutzungsabhängige Kosten. Die Kosten für die Amortisation von Backboneleitungen, Vermittlungsstellen, Mobilfunkmasten etc. sind ja, innerhalb eines gewissen Netzausbaus, fix. Gleiches gilt bei Handyflatrates bei denen man zu Teilnehmern des gleichen Netzinhabers telefoniert. Und im Internet ist es ja zum Glück ohnehin ( noch ? ) üblich, daß verschiedene Betreiber von Backbone Leitungen einander den in ein anderes Backbonenetz übergehenden Traffic nicht berechnen. Das ist das Prinzip der Netzneutralität im Internet.
Schwieriger wird es jetzt, wenn ich von meinem eigenen Netz in ein fremdes Netz telefonieren will: Hier muß mein Anbieter ja dann pro Minute der Nutzung eine Durchleitungsgebühr zahlen. Wenn ich solche Verbindungen im Rahmen einer Flatrate intensiv nutzen würde, dann kann es schon mal passieren, das mein Anbieter "draufzahlt", aber das lässt sich durch eine Mischkalkulation natürlich auffangen.
Im Gegensatz dazu stehen dann die Anbieter von Festnetz-, Handy- oder Internetzugängen, die nur eine kleine oder gar keine keine eigene Infrastruktur unterhalten. Ich nenne diese Firmen immer gerne "Möchtegern-Provider", da sie weitgehenst nur auf dem Weiterverkauf von Vorleistungen basieren, die ein anderer Provider bereitstellt.
Bei diesen Providern gibt es wenn, dann eigentlich nur eine Vorleistung, die pauschal pro Monat bezahlt wird, nämlich die Miete für die TAL. Ansonsten müssen diese Provider für jede Minute Gesprächszeit und für jedes GByte übertragener Daten zahlen. Gleichzeitig wollen und müssen diese Provider aber Endkundenpreise anbietet, die günstiger sind als die der Vorleistungserbringer, sonst wären sie ja nicht wettbewerbsfähig.
Ich bin zwar kein studierter BWLer, komme aber aus dem Handel und kann mir daher leicht ausrechnen, daß so ein Geschäftsmodell gar nicht funktionieren kann, wenn viele der Endkunden ihre Flat dann tatsächlich ausnutzen. Und dann kommt es eben immer wieder mal zu diesen Vorfällen mit den bösen, bösen, Powerusern.
Also kann man zusammenfassen:
Eigene Infrastruktur für Mobiltelefone haben z.B. T-Mobile, Vodafone, E-Plus, O2 und deren Zweitmarken wie Congstar, Arcor oder Base.
Eigene Backboneleitungen für das Internet haben von den überregional tätigen Anbietern T-Online (Congstar), Arcor (Vodafone), Alice (Hansenet), Versatel und Q-DSL. Diese Firmen brauchen daher nur die TAL zu mieten, haben aber wenig bis keine Probleme mit dem übertragenen Datenvolumen. "Backbone" Leitungen für normale Festnetztelefonie seien mal dahin gestellt, denn hierfür kann man durch den Einsatz von VoIP Gateways ja die Internetleitungen nutzen.
Eine begrenzte eigene Infrastruktur haben die Kabel-TV Anbieter, denn durch die Nutzung der eigenen Koaxkabel zum Endkunden fällt zumindestens die Miete für die TAL weg. Ob und in welchem Umfang die Kabel-TV Betreiber eigene Internet Backbone Leitungen haben weiß ich nicht.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber die bekanntesten Anbieter sollten dabei sein.
Betrachten wir nun die hier gefragte Firma 1&1:
Die Produkte dieser Firma beruhen weitgehenst, wenn nicht sogar ausschließlich, auf eingekauften Vorleistungen von T-COM, QSC und, wenn ich mich richtig erinnere, Telefonica, sowie der originären Mobilfunkbetreiber. Und somit ist auch klar, wieviel Vertrauen ich in diese Firma habe wenn es um die Frage geht, was passieren könnte, wenn ich die beworbene und vertraglich vereinbarte Leistung einer Flatrate, für welche Art von Netz auch immer, vollständig ausschöpfen würde.
Umgekehrt will ich nun 1&1 nicht generell schlecht machen. Beispielweise ist die Firma in meinen Augen ein durchaus seriöser Webhoster, gerade weil dort ( aus gutem Grunde ) eben nur ein je nach Vertrag begrenzter Traffic pro Monat im Preis mit drin ist. Da auch das Webhosting zu großen Teilen auf eingekauften Leitungen basieren dürfte nenne ich diese Vorgehensweise dann eine korrekte kaufmännische Kalkulation. Ob die Preise für das Webhosting bei 1&1 dann auch günstig im Vergleich zum Wettbewerb sind, sei mal dahin gestellt.
Und daran sollten sich die Wiederverkäufer imho bei allen ihren Produkten orientieren: Wenn ich Zeit- und Volumenabhängig an meine Lieferanten bezahlen muß, dann kann ich eben nicht so tun als sei ich ein "Big Player" und möglichst billige Flatrates anbieten. Vielmehr muß ich realistisch sein und kleinere Brötchen backen. Ich kann als solch ein Anbieter dann eben nur Produkte mit festen Zeit- oder Datenkontingenten anbieten. Diese kann ich natürlich dann gestaffelt anbieten, wobei der Kunde dann monatlich mal mehr oder weniger bezahlt, je nach Nutzung. Aber nur so kann ich als ein Anbieter ohne Infrastruktur realistisch und vorrausschaubar kalkulieren.
C.U. NanoBot